Grippe
losging. Schließlich drehte er es um und erhob es wie einen Knüppel gegen den ehemaligen Cop. Als er ihm den Kolben über den Kopf zog, fiel er auf den Rücken und reckte die Arme wie zum Schutz vor weiteren Hieben. Geri sah zu, wie Lark auf ihn eindrosch, als sei er verwundetes Jagdwild, das nicht sterben wollte. Mit jedem Mal, da er mit der Waffe ausholte, klebte mehr dunkelroter Brei daran, doch er ließ nicht locker, legte sich noch kräftiger ins Zeug als nötig.
»Hör auf!«, schrie sie durch die Scheibe. »Er ist tot, Mann!«
Sie sah einen zweiten kommen, aber Lark war immer noch wie in mörderischer Trance in sein blutiges Werk vertieft. Er bearbeitete den Schädel der Leiche mit einer Inbrunst, die er Geri noch nie gezeigt hatte. Es schien, als stecke er all seinen Zorn und Frust in diese einzelne, brutal repetitive Bewegung. Dass er dabei offensichtlich noch Spaß hatte, verstörte sie am meisten.
Sie kreischte erneut und noch vehementer, ohne aber den Mut zusammenzunehmen, die Wagentür zu öffnen. Ihr Kreischen riss ihn jedoch endlich aus der Besessenheit; im letzten Moment fuhr Lark herum und bemerkte den anderen Toten. Er trat zurück, legte an und zielte auf den Kopf. Wie durch ein Wunder knallte es zweimal; die Zweckentfremdung schien der Waffe die Ladehemmungen ausgetrieben zu haben. Haarbüschel und Hirn stoben vom Schädel des Leichnams – ein letzter, wütender Präzisionsakt. Zielenden Auges wandte Lark sich den restlichen Schmeißfliegen zu und richtete sie ähnlich souverän.
Als Geri die ungefähr zehn reglosen Leiber auf dem geteerten Platz sah, schnaufte sie erleichtert. Endlich konnte sie die Tür entriegeln und aus dem Landrover steigen, nicht ohne zu bemerken, dass sie von Kopf bis in die Zehenspitzen schlotterte. Die Sonne stand immer noch hoch und wärmte ihr Gesicht. Sie würde noch mehr Sommersprossen bekommen, wo sie doch schon genug hatte. Außerdem, so sagte sie sich, ließ einen das schneller altern. Als sie die Gesichter der Toten betrachtete, die in der Nähe lagen, sah sie auch an ihnen Zeichen für die zersetzende Kraft der Sonne. Die Strahlen bekamen den Leibern überhaupt nicht gut, verbrannten die sowieso ausgezehrte und pflaumentrockene Haut weiter, dass sie winzige Blasen schlug. Als Geri ins Licht schaute, musste sie die Lider zusammenkneifen. Ob die Sonne irgendwie Partei ergriffen hatte und genauso wütend wie die Menschen war, weil diese hässlichen Schmutzfinken Gottes erhabenen Planeten verunstalteten?
Sie wandte sich Lark zu, der sich weder bewegt noch gesprochen hatte, seit sie ausgestiegen war. Immer noch stand er über dem Polizisten. Sie ging zu ihm hin, da drehte er sich um.
»Ich glaub, dem bin ich mal begegnet«, sprach er nachdenklich. »Hat mich mal downtown einkassiert, ein echter Wichser.«
Geri lachte und stieß ihn herzlich mit der flachen Hand gegen die Brust. Er stimmte gleich mit ein, sein Zorn schien verflogen.
Als George aufwachte, schien die Sonne durchs offene Rolltor. Er machte einige verschwommene Umrisse aus und griff nach seiner Pistole, weil er dachte, die Toten seien irgendwie in die Halle eingebrochen. Als sich der Schleier jedoch lichtete, stellte er fest, dass es nicht sie waren, die auf ihn zukamen. Zuerst nahm er Geris leuchtend rote Haare wahr, die im Licht noch prächtiger aussahen. Sie stand vor ihm, ebenfalls mit einer Pistole, als sei sie fürs Schlimmste gewappnet. Dann bemerkte er Lark, den tätowierten Freak, mit einer Zigarette neben dem Eingang.
»Ihr seid zurückgekommen«, begann er, ehe er angesäuert hinzufügte: »Wie nett.«
»Ich hab mich schrecklich gefühlt«, gestand Geri. »Hör zu, was wir taten, war gemein, George. Das weiß ich jetzt.« Sie wirkte rundheraus ehrlich. Die Sommersprossen muteten wie eine Geheimschrift an, die ihre Schuld zu buchstabieren schien. »Ich bekam halt Schiss … das verstehst du doch?«
George zeigte keine Milde.
»Was ist mit ihm?« Er zeigte auf Lark, der kurz aufschaute, aber schwieg. Er zog ein weiteres Mal an seiner Zigarette und spähte hinaus in die Sonne. George erkannte Normans Gewehr an der Schulter des Tätowierten wieder. Einige Tote lagen draußen verstreut herum.
»Er hat seinen Freund verloren«, erklärte Geri. »Vielleicht ist er zur Besinnung gekommen.«
George lachte. »Du meinst den Idioten mit der Wollkappe?«, fragte er hämisch.
Das brachte Geri zum Schweigen. Sein unsensibles Benehmen verabscheute sie offen, aber ihm war das egal. Auch die
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