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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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nicht an mich denkst, sondern versuchst, ihn zu vergessen.«
    Ich rutschte zurück und kam ungelenk auf die Beine, war beschämt und spürte, dass ich rot geworden war.
    »Alina …«
    »Immerhin weiß ich jetzt, dass du doch nicht immer die richtigen Worte findest«, murmelte ich.
    Ich schnappte meine Schuhe und floh vom Anleger.

Ich hielt Abstand zu den Freudenfeuern der Grischa, während ich mich vom See entfernte. Ich wollte weder jemanden sehen noch sprechen.
    Was hatte ich von Nikolaj erwartet? Zerstreuung? Einen Flirt? Die Linderung meines Liebeskummers? Hatte ich mich einfach nur auf schäbige Art an Maljen rächen wollen oder sehnte ich mich so verzweifelt danach, jemanden für mich zu haben, dass ich mich sogar auf den geheuchelten Kuss eines betrügerischen Prinzen eingelassen hätte?
    Der Gedanke an das morgige Geburtstagsdiner jagte mir Angst ein. Ich überlegte, eine Ausrede vorzuschützen. Ich könnte eine kurze Botschaft mit dem amtlichen Siegel der Sonnenkriegerin zum Großen Palast schicken:
    Zu Händen Eurer erlauchten Majestäten, des Zaren und der Zarin von Rawka:
    Tief betrübt und mit noch tieferem Bedauern muss ich Eure Majestäten darüber in Kenntnis setzen, dass ich an den Festlichkeiten zur Feier des Geburtstages von Prinz Nikolaj Lantsow, Großherzog von Udowa, nicht teilnehmen kann.
    Dies liegt an unglücklichen Umständen, nämlich, dass mein engster Freund meinen Anblick nicht mehr zu ertragen scheint und Eurer erlauchten Majestäten Sohn mich nicht geküsst hat, obwohl ich mir genau dies gewünscht hätte. Oder auch nicht. Ich bin mir leider noch immer im Unklaren darüber, was ich mir hätte wünschen sollen, aber falls ich gezwungen wäre, an dem dämlichen Diner anlässlich des Geburtstags Eures jüngsten Sohnes teilzunehmen, so wäre es durchaus möglich, dass ich die abschließende Torte mit meinen heißen Tränen begießen würde.
    Mit den geneigtesten Wünschen zu dieser freudigsten aller Festlichkeiten
    Alina Starkowa, Idiotin
    Als ich die Gemächer des Dunklen erreichte, saß Tamar im Gemeinschaftszimmer und las. Bei meinem Eintreten sah sie auf, schwieg jedoch. Man konnte mir meine innere Verfassung offenbar ansehen.
    Da ich wusste, dass ich keinen Schlaf finden würde, setzte ich mich mit einem Buch ins Bett, einem alten Reiseführer, der Rawkas berühmteste Sehenswürdigkeiten auflistete. Ich hatte die leise Hoffnung, dass er mich auf die Spur des Felsbogens bringen würde.
    Ich versuchte mich zu konzentrieren, las denselben Satz aber immer und immer wieder. Nach dem Champagner schwirrte mir der Kopf und meine Füße waren noch kalt und feucht vom See. Vielleicht war Maljen vom Kartenspielen zurückgekehrt. Was würde ich sagen, wenn er auf mein Klopfen seine Tür öffnete?
    Ich legte das Buch weg. Ich wusste nicht, was ich zu Maljen sagen sollte. Mir fehlten in letzter Zeit immer die Worte. Vielleicht konnte ich zunächst gestehen, dass ich verwirrt war und weder ein noch aus wusste, dass ich vielleicht verrückt wurde und mich manchmal vor mir selbst fürchtete, dass ich ihn mit einem fast körperlichen Schmerz vermisste. Ich musste den Graben überbrücken, der sich zwischen uns aufgetan hatte, bevor alles zu spät war. Es konnte nicht viel schlimmer werden, egal was er danach von mir halten würde. Eine weitere Zurückweisung würde ich nicht überleben, aber den Gedanken, nicht einmal den Versuch unternommen zu haben, die Sache einzurenken, ertrug ich schon gar nicht.
    Ich warf einen Blick in das Gemeinschaftszimmer.
    »Ist Maljen da?«, fragte ich Tamar.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Ich schluckte meinen Stolz hinunter und fragte: »Weißt du, wo er steckt?«
    Tamar seufzte. »Hol deine Schuhe. Ich bringe dich zu ihm.«
    »Wo ist er?«
    »In den Ställen.«
    Ich eilte beunruhigt in mein Gemach, schlüpfte in meine Schuhe und folgte Tamar aus dem Kleinen Palast.
    »Willst du das wirklich?«, fragte sie, während wir über die Rasenflächen gingen.
    Ich antwortete nicht. Was auch immer sie mir zeigte, es würde mir nicht gefallen, so viel stand fest. Aber ich wollte auf keinen Fall in mein Gemach zurückkehren und mich unter der Decke verkriechen.
    Wir gingen den sanften Hang hinab, der zur Banja führte. Pferde wieherten auf den Koppeln. Die Ställe waren dunkel, die Übungsräume jedoch hell erleuchtet. Rufe drangen an meine Ohren.
    Der größte Übungsraum war genau genommen nur eine Scheune mit Lehmfußboden. Hier fanden Botkins Straftrainings mit den

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