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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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fassungslos. »Du hast den Dunklen getäuscht, und jetzt willst du wieder das Fähnchen im Wind spielen und auch noch deinen neuen Auftraggeber verraten?«
    »Ganz und gar nicht«, sagte Sturmhond und wirkte ernsthaft beleidigt. »Mein Auftraggeber hat mich zwar dafür bezahlt, euch nach Rawka zu bringen , aber nicht dafür, euch dort zu belassen . Das würde extra kosten.«
    Ich sah zu Maljen, der mit einer Schulter zuckte und sagte: »Er ist ein Lügner und obendrein verrückt, wie mir scheint, aber er hat Recht. Wir haben keine Wahl.«
    Ich rieb meine Schläfen, denn ich spürte einen Anflug von Kopfschmerzen. Ich war müde und verwirrt, und wenn ich Sturmhond so reden hörte, hätte ich am liebsten jemanden umgebracht, vorzugsweise ihn. Andererseits hatte er uns aus den Fängen des Dunklen befreit, und sobald Maljen und ich von Bord des Schoners waren, würden wir uns eine Fluchtmöglichkeit überlegen. Weiter konnte ich jetzt nicht denken.
    »Na gut«, sagte ich.
    Er lächelte. »Schön zu wissen, dass du uns nicht alle ersaufen lässt.« Er winkte einem Matrosen, der in der Nähe gewartet hatte. »Richte Tamar aus, dass sie ihr Quartier mit der Sonnenkriegerin teilt«, befahl er. Dann zeigte er auf Maljen. »Und er mit Tolja.«
    Bevor Maljen etwas einwenden konnte, sagte Sturmhond: »So läuft es hier. Ihr dürft euch auf der Wolkwolnij frei bewegen, bis wir Rawka erreichen, aber ich bitte euch, meine Großzügigkeit nicht überzustrapazieren. Auf diesem Schiff gelten Regeln und meine Geduld hat ihre Grenzen.«
    »Meine auch«, sagte Maljen mit zusammengebissenen Zähnen.
    Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. In seiner Gesellschaft hätte ich mich sicherer gefühlt, aber wir durften jetzt nicht mit dem Freibeuter streiten. »Lass nur«, sagte ich. »Ist schon in Ordnung.«
    Maljen zog eine Grimasse, machte auf dem Hacken kehrt und eilte davon, verschwand hinter dem Wirrwarr von Tauen und Segeln. Ich wollte ihm folgen.
    »Lass ihn lieber allein«, sagte Sturmhond. »Menschen wie er brauchen viel Zeit, um zu grübeln und sich selbst Vorwürfe zu machen. Andernfalls drehen sie durch.«
    »Nimmst du jemals etwas ernst?«
    »Nach Möglichkeit nicht. Denn sonst wäre das Leben viel zu öde.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dieser Auftraggeber …«
    »Vergiss es. Ich muss wohl nicht sagen, dass ich zahlreiche Angebote erhalten habe. Du bist sehr gefragt, seit du auf der Schattenflur verschwunden bist. Obwohl die meisten Leute natürlich glauben, du wärst gestorben. Das drückt den Preis. Nimm es nicht persönlich.«
    Ich schaute zu den Männern, die die tote Meeresgeißel über Bord wuchteten. Sie stießen sie mit vereinten Kräften über die Reling und sie landete mit einem lauten Klatschen im Wasser. So schnell war Rusalje verschwunden, verschluckt von der See.
    Ein langer Pfiff auf der Trillerpfeife. Die Besatzung eilte auf ihre Positionen und die Stürmer machten sich bereit. Kurz darauf blühten die Segel auf wie große weiße Blumen – der Schoner nahm wieder Fahrt auf, segelte nach Südosten, heim nach Rawka.
    »Was wirst du mit den Schuppen anfangen?«, fragte Sturmhond.
    »Ich weiß nicht.«
    »Wirklich nicht? Ich bin kein hübscher Dummkopf, obwohl ich so blendend aussehe. Der Dunkle wollte, dass du die Schuppen der Meeresgeißel trägst.«
    Warum hat er sie dann nicht selbst getötet? Der Dunkle hatte den Hirsch abgeschlachtet, Morozows Reif um meinen Hals geschlossen und uns so auf ewig miteinander verbunden. Ich erschauderte bei der Erinnerung daran, wie er die Verbindung zwischen uns benutzt hatte, um sich meiner Macht zu bedienen, ohne dass ich etwas dagegen hatte tun können. Hätte er durch die Schuppen des Drachen eine ähnliche Gewalt über mich erlangt? Und wenn das so war: Warum hatte er dann nicht gehandelt?
    »Ich besitze schon einen Kräftemehrer«, sagte ich.
    »Nach allem, was ich gehört habe, ist er sehr mächtig.«
    Der mächtigste Kräftemehrer, den es auf Erden je gegeben hatte. Das zumindest hatte der Dunkle mir weisgemacht und ich hatte ihm geglaubt. Und wenn das nicht die ganze Wahrheit war? Wenn ich die Macht des Hirsches noch gar nicht voll ausgeschöpft hatte? Ich schüttelte den Kopf. Das wäre Wahnsinn.
    »Kräftemehrer können nicht miteinander kombiniert werden.«
    »Ich habe einen Blick in das Buch geworfen«, erwiderte er. »Und ich glaube durchaus, dass es möglich ist.«
    Ich spürte die Istorii Sankt’ja in meiner Tasche. Hatte der Dunkle etwa befürchtet, dass ich

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