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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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›Hübscher‹ gehört.«
    Maljen fuhr herum, doch ich bat ihn mit einem flehentlichen Blick um Ruhe.
    »Hör sofort auf damit, Nikolaj «, sagte ich, »oder ich schlage dir höchstpersönlich die prinzlichen Zähne ein.«
    Nikolaj rieb den dunkler werdenden blauen Fleck. »Ja, das wäre wohl verdient.«
    »Sehr richtig«, erwiderte ich entschieden. »Und ich werde dich ganz sicher nicht heiraten.«
    Maljen atmete auf und seine Schultern entkrampften sich ein wenig. Offenbar hatte er tatsächlich befürchtet, ich könnte das Angebot annehmen, und das belastete mich, zumal ihm meine nächsten Worte bestimmt nicht gefallen würden. Ich wappnete mich innerlich und sagte: »Aber ich kehre mit dir nach Os Alta zurück.«
    Maljen riss den Kopf hoch. »Alina …«
    »Wir haben immer gesagt, dass wir irgendwann nach Rawka zurückkehren und nach einer Möglichkeit suchen würden, um helfen zu können, Maljen.« Er schüttelte den Kopf, aber ich drehte mich wieder zu Nikolaj um und fuhr fort: »Ich werde mit dir nach Os Alta zurückkehren und ich werde überlegen, wie ich deine Ansprüche auf den Thron unterstützen kann.« Ich holte tief Luft. »Aber nur unter einer Bedingung: Ich will die Zweite Armee führen.«
    Im Zelt trat Totenstille ein. Beide sahen mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Und ich fühlte mich tatsächlich etwas übergeschnappt. Aber ich hatte keine Lust mehr, von Leuten, die mich und meine Macht benutzen wollten, über die Wahre See und durch halb Rawka geschleift zu werden.
    Nikolaj lachte nervös auf. »Die Menschen lieben dich, Alina, aber ich hatte an einen eher symbolischen Titel gedacht …«
    »Ich bin kein Symbol«, fauchte ich. »Und ich habe genug davon, als Pfand zu dienen.«
    »Nein«, sagte Maljen. »Das wäre zu gefährlich. Du würdest dich zur Zielscheibe machen.«
    »Ich bin längst eine Zielscheibe«, erwiderte ich. »Und wenn wir Ruhe haben möchten, muss der Dunkle besiegt werden.«
    »Hast du je das Kommando gehabt?«, fragte Nikolaj.
    Ich hatte einmal eine Schulung für Nachwuchskartografen geleitet, aber an so etwas dachte er wohl nicht.
    »Nein«, gestand ich.
    »Du hast weder die Erfahrung noch die Voraussetzungen noch einen Anspruch darauf«, sagte er. »Die Zweite Armee ist seit ihrer Gründung von Dunklen geführt worden.«
    Von einem Dunklen. Aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, dies weiter auszuführen.
    »Alter und Geburtsrecht zählen für die Grischa nicht. Für sie zählt nur Macht. Ich bin die erste Grischa überhaupt, die zwei Kräftemehrer trägt. Ich bin die einzige Grischa, die es mit dem Dunklen oder seinen Schattenwesen aufnehmen kann. Das vermag niemand sonst.«
    Ich versuchte, selbstsicher zu klingen, obwohl ich nicht recht wusste, was in mich gefahren war. Ich wusste nur, dass ich nicht weiter in Angst leben und nicht mehr wegrennen wollte. Wenn Maljen und ich die Hoffnung darauf, den Feuervogel aufzuspüren, nicht begraben wollten, brauchten wir Antworten. Und diese waren, wenn überhaupt, nur im Kleinen Palast zu finden.
    Wir schwiegen eine ganze Weile.
    »Na schön«, sagte Nikolaj. »Na schön.«
    Er trommelte nachdenklich mit den Fingern auf die Tischplatte. Dann stand er auf und reichte mir die Hand.
    »Einverstanden, Sonnenkriegerin«, sagte er. »Wenn du mir hilfst, das Volk für mich zu gewinnen, werden die Grischa dir gehören.«
    »Im Ernst?«, entfuhr es mir.
    Nikolaj lachte. »Wenn du eine Armee befehligen willst, solltest du dich dementsprechend verhalten. Die richtige Antwort lautet: ›Ich wusste, dass du es gutheißen würdest.‹«
    Ich ergriff seine Hand. Sie war schwielig. Die Hand eines Piraten, nicht die eines Prinzen. Wir schlugen ein.
    »Was meinen Vorschlag betrifft …«, setzte er an.
    »Übertreib es nicht«, sagte ich und entzog ihm meine Hand. »Ich habe zugesagt, dich nach Os Alta zu begleiten, mehr nicht.«
    »Und was wird aus mir?«, fragte Maljen leise.
    Er stand mit vor der Brust verschränkten Armen da und sah uns aus seinen blauen Augen an. Er hatte eine blutige Schramme auf der Stirn, die vom Absturz der Kolibri stammte. Er wirkte müde und sehr, sehr in sich gekehrt.
    »Ich … ich dachte, du kommst mit«, stammelte ich.
    »Und in welcher Funktion?«, fragte er. »Als Hauptmann deiner Leibgarde?«
    Ich errötete.
    Nikolaj räusperte sich. »Ich würde zwar gern wissen, wie das hier ausgeht, aber ich habe noch einiges zu erledigen. Es sei denn …«
    »Raus«, sagte Maljen entschieden.
    »Gut, gut. Ich lasse

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