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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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verließ das Gemach und schloss leise die Tür hinter sich.
    Vorsicht? Warum?, fragte ich mich, war aber zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Ich verriegelte die Tür, zog Kefta und Stiefel aus und fiel ins Bett.

Ich träumte, ich liefe in Keramzin auf Strümpfen durch die Flure und suchte Maljen. Ich hörte, wie er nach mir rief, kam seiner Stimme aber nicht näher. Schließlich stand ich oben vor der Tür des staubigen Schlafzimmers, in dem wir von der Fensterbank aus so oft auf unsere Wiese geschaut hatten. Ich hörte, wie Maljen lachte, ich öffnete die Tür – und schrie entsetzt auf, denn überall war Blut und im Fenster saß ein Volkra. Als das Ungeheuer zu mir herumfuhr und seine grausigen Klauen spreizte, merkte ich, dass es schiefergraue Augen hatte.
    Ich erwachte schlagartig. Mein Herz raste und ich richtete mich auf und sah mich gehetzt um. Einen Augenblick lang wusste ich nicht mehr, wo ich war. Dann sank ich stöhnend auf das Kissen.
    Ich war gerade wieder eingedämmert, als es vernehmlich an der Tür pochte.
    Â»Hau ab«, brummte ich und wickelte mich fester in die Decke. Das Klopfen wurde lauter, und als ich mich endlich aus dem Bett quälte, schien mein ganzer Körper dagegen zu protestieren. Mein Kopf schmerzte und meine Beine verweigerten mir den Dienst.
    Â»Ja, ja!«, rief ich. »Bin gleich da!« Das Klopfen verstummte. Ich torkelte zur Tür und griff nach dem Riegel. Dann zögerte ich. »Wer ist da?«
    Â»Ich habe keine Zeit für Albernheiten«, fauchte eine Frau. »Aufmachen. Sofort!«
    Ich zuckte mit den Schultern. Kratzte es mich, ob man mich ermordete, entführte oder in kleine Stückchen schnitt? Nein. Solange ich nicht mehr reiten oder Treppen steigen musste, war mir alles egal.
    Ich hatte die Tür kaum entriegelt, da flog sie auf und eine große, junge Frau stürmte herein. Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen, dann drehte sie sich zu mir um. Mir stockte der Atem, denn sie war umwerfend schön: wellige rotbraune Haare und große goldene Augen; makellose Haut und wie aus Marmor gemeißelte Wangenknochen. Ihre cremefarbene Kefta war mit Gold bestickt und hatte Säume aus Fuchspelz.
    Â»Bei allen Heiligen«, sagte sie, indem sie mich von Kopf bis Fuß betrachtete. »Wann hast du zuletzt ein Bad genommen? Und was ist mit deinem Gesicht los?«
    Ich wurde knallrot und fasste nach der Schramme auf meiner Wange. Wir hatten das Lager vor gut einer Woche verlassen und seitdem hatte ich mich weder gewaschen noch mir die Haare gebürstet. Ich war verdreckt und blutbeschmiert und roch nach Pferd. »Ich …«
    Aber die Frau gab den Dienerinnen, die ihr gefolgt waren, schon Befehle. »Lasst ein Bad ein. Ein heißes. Ich brauche meine Schatulle. Und zieht ihr diese Kleider aus.«
    Die Dienerinnen umringten mich und griffen nach den Knöpfen.
    Â»Loslassen!«, rief ich und schlug ihre Hände weg. Die Grischa verdrehte die Augen. »Haltet sie fest, wenn es nötig ist.« Die Dienerinnen strengten sich noch mehr an. »Aufhören!«, schrie ich und entwand mich ihrem Griff. Sie sahen zögernd zu der jungen Frau.
    Ich wünschte mir zwar nichts sehnlicher als ein heißes Bad und frische Kleider, hatte aber keine Lust, mich von diesem Rotschopf tyrannisieren zu lassen. »Was ist hier los? Wer bist du?«
    Â»Ich habe keine Zeit, um …«
    Â»Dann nimm dir die Zeit«, fauchte ich. »Ich bin dreihundert Werst geritten. Ich habe seit einer Woche keine Nacht mehr durchgeschlafen und wäre zwei Mal beinahe getötet worden. Bevor ich hier irgendetwas tue, will ich wissen, wer du bist und warum es so wichtig ist, mich zu entkleiden.«
    Die Rothaarige holte tief Luft und sagte so langsam, als spräche sie mit einem Kind: »Ich heiße Genja. Du sollst in einer knappen Stunde dem Zaren vorgestellt werden und ich muss dafür sorgen, dass du vorzeigbar bist.«
    Mein Zorn verpuffte. Ich würde dem Zaren gegenübertreten? »Oh«, sagte ich kleinlaut.
    Â»Ja. ›Oh.‹ Können wir jetzt beginnen?«
    Ich nickte benommen. Genja klatschte in die Hände und die Dienerinnen zogen mich aus. Dann führten sie mich ins Bad, dem ich am Vortag keine Beachtung geschenkt hatte, weil ich zu müde gewesen war. Nun bestaunte ich die mit winzigen Bronzekacheln gefliesten Wände, die ovale, in den Boden eingelassene Wanne

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