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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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»Botkin hat gesagt, Grischa-Stahl müsse man sich verdienen. Nicht, dass ich undankbar wäre. Ich bin dankbar, wirklich. Aber ich habe nicht das Gefühl, irgendetwas von alledem verdient zu haben.«
    Er seufzte. »Entschuldige, Alina. Ich habe dich gebeten, mir zu vertrauen, und ich habe dein Vertrauen enttäuscht.«
    Er wirkte so erschöpft, dass ich meine Worte bereute. »Nein, das ist nicht …«
    Â»Doch, es ist wahr.« Er holte tief Luft und rieb sich den Nacken. »Ich gebe es nur ungern zu, aber vielleicht hat Baghra Recht.«
    Ich legte den Kopf schief. »Wie schafft Baghra es, Euch immer wieder in die Defensive zu treiben? Ihr lasst Euch doch sonst nicht einschüchtern.«
    Â»Das weiß ich auch nicht.«
    Â»Vielleicht tut sie Euch damit einen Gefallen.«
    Er zuckte überrascht zusammen. »Warum?«
    Â»Weil sie die Einzige in Eurem Umfeld ist, die Euch nicht fürchtet und nicht ständig versucht, Euch zu beeindrucken.«
    Â»Willst du mich beeindrucken?«
    Â»Aber sicher«, antwortete ich lachend.
    Â»Sprichst du immer aus, was du denkst?«
    Â»Nein, nicht einmal die Hälfte.«
    Er musste auch lachen und mir fiel wieder auf, wie sehr ich den Klang seines Lachens mochte. »Dann darf ich mich wohl glücklich schätzen«, sagte er.
    Â»Worin besteht Baghras Macht?«, fragte ich. Dieser Gedanke kam mir zum ersten Mal. Sie war zwar eine Kräftemehrerin wie der Dunkle, musste aber genau wie er über eine eigene Macht verfügen.
    Â»Ich weiß es nicht genau«, antwortete er. »Ich glaube, sie war eine Fluterin. Hier ist niemand alt genug, um sich daran zu erinnern.« Er sah auf mich herab. Die kalte Luft hatte seine Wangen gerötet und seine grauen Augen glänzten im Laternenschein. »Würdest du mich für verrückt halten, wenn ich sage, dass ich immer noch daran glaube, den Hirsch aufspüren zu können, Alina?«
    Â»Warum solltet Ihr Wert auf meine Meinung legen?«
    Er wirkte aufrichtig verblüfft. »Schwer zu sagen«, erwiderte er. »Aber ich lege Wert darauf.«
    Und dann küsste er mich.
    Es geschah so schnell, dass ich kaum reagieren konnte. Im einen Moment sah ich noch in seine schiefergrauen Augen und im nächsten drückte er seine Lippen auf die meinen. Ich merkte, wie mich das vertraute Gefühl der Gewissheit durchflutete. Mir war plötzlich heiß und mein Herz führte einen hektischen Tanz auf. Dann trat er ebenso plötzlich zurück. Seine Miene spiegelte meine Überraschung.
    Â»Ich wollte nicht …«, sagte er.
    Da waren Schritte zu hören und im nächsten Augenblick bog Iwan um die Ecke. Er verneigte sich erst vor dem Dunklen und danach vor mir und ich konnte sehen, dass ein Grinsen seine Lippen umspielte.
    Â»Der Asket wird ungeduldig«, sagte er.
    Â»Einer seiner unangenehmeren Wesenszüge«, erwiderte der Dunkle schlagfertig. Seine Überraschung war verflogen. Er verneigte sich gefasst vor mir und ging dann mit Iwan davon, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Ich stand lange im Schnee. Schließlich kehrte ich benommen zum Kleinen Palast zurück. Was war da passiert? Ich legte die Finger auf meine Lippen. Hatte der Dunkle mich wirklich geküsst? Ich ging nicht in den Kuppelsaal, sondern direkt auf mein Zimmer, aber dort wusste ich nichts mit mir anzufangen. Ich klingelte nach Essen und nachdem es gekommen war, stocherte ich darin herum. Ich hatte das verzweifelte Bedürfnis, mit Genja zu sprechen, aber sie schlief jede Nacht im Großen Palast und mir fehlte der Mut, sie dort aufzusuchen. Schließlich gab ich auf und beschloss, trotz allem in den Kuppelsaal zu gehen.
    Marie und Nadja waren von ihrem Ausflug im Pferdeschlitten zurückgekehrt und tranken Tee vor dem Feuer. Ich sah mit einiger Verblüffung, dass Sergej neben Marie saß und sie im Arm hielt. Vielleicht liegt ja etwas in der Luft, dachte ich.
    Ich setzte mich zu ihnen, nippte am Tee und erkundigte mich nach ihrer Ausfahrt, konnte mich aber kaum auf das Gespräch konzentrieren. Ich musste immer wieder daran denken, wie sich der Kuss des Dunklen angefühlt hatte, sah ihn im Laternenschein vor mir, sein Atem eine weiße Wolke in der kalten Nachtluft, seine Miene zutiefst verblüfft.
    Da ich wusste, dass ich keinen Schlaf finden würde, ging ich auf Maries Vorschlag mit zur Banja. Ana Kuja hatte uns oft erzählt, dass die Banja

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