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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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die Bühne begab, um die Grischa anzukündigen.
    Das Orchester spielte einen dramatischen Akkord und die Gäste staunten und applaudierten, als Inferni Flammen über die Menge jagten und Stürmer glitzernde Wirbel durch den Saal tanzen ließen. Dann kamen Fluter auf die Bühne und erzeugten mit Unterstützung der Stürmer eine gewaltige Welle, die über die Balustrade schwappte und dicht über den Köpfen des Publikums innehielt. Ich sah, wie Leute die Hände reckten, um die glitzernde Wasserfläche zu berühren. Dann hoben die Inferni die Arme und die Welle verwandelte sich laut zischend in wirbelnden Dunst. Am Bühnenrand versteckt, sandte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend, eine Lichtkaskade durch den Dunst und erzeugte so einen Regenbogen, der kurz in der Luft flimmerte.
    Â»Alina.«
    Ich erschrak. Das Licht flackerte, der Regenbogen erlosch. Neben mir stand der Dunkle. Er trug wie üblich eine schwarze Kefta, allerdings eine aus Samt und grober Seide. Sein dunkles Haar glänzte im Kerzenschein. Ich schluckte und sah mich kurz um, doch Genja war verschwunden.
    Â»Hallo«, brachte ich hervor.
    Â»Bist du bereit?«
    Ich nickte und er führte mich zum Fuß der Treppe, die zur Bühne hinaufführte. Während das Publikum applaudierte und die Grischa abtraten, gab Iwo mir einen Knuff gegen den Arm. »Gute Idee, Alina. Der Regenbogen war die ideale Zutat.« Ich dankte ihm und wandte meine Aufmerksamkeit der Menge zu. Plötzlich war ich richtig nervös. Ich sah erwartungsvolle Gesichter, erblickte die gelangweilt dreinschauende, von ihren Hofdamen umringte Zarin. Neben ihr saß der Zar, der anscheinend schon ein Glas zu viel getrunken hatte, schwankend auf seinem Thron. Neben ihm stand der Asket. Falls die Prinzen das Fest mit ihrer Anwesenheit beehrten, waren sie nirgendwo zu sehen. Ich zuckte zusammen, als ich merkte, dass der Asket mich anstarrte, und wandte rasch den Blick ab.
    Wir warteten, während das Orchester einen unheimlichen, immer weiter anschwellenden Wirbel spielte. Dann sprang der in Silber gekleidete Mann auf die Bühne, um uns dem Publikum vorzustellen.
    Plötzlich stand Iwan neben uns und flüsterte dem Dunklen etwas ins Ohr. Ich hörte, wie der Dunkle antwortete: »Führ sie in den Beratungsraum. Ich komme gleich.«
    Iwan eilte davon, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Als sich der Dunkle wieder zu mir umdrehte, lächelte er und seine Augen blitzten aufgeregt. Die Neuigkeiten, warum genau es sich auch handeln mochte, schienen gut zu sein.
    Lauter Beifall zeigte uns, dass wir auf die Bühne mussten. Der Dunkle ergriff meinen Arm und sagte: »Zeigen wir den Leuten, was sie sehen wollen.«
    Ich nickte, aber als er mich über die Treppe bis zur Mitte der Bühne führte, war meine Kehle wie ausgedörrt. Ich hörte das gespannte Getuschel der Menge, erblickte erwartungsvolle Gesichter. Der Dunkle sah mich aufmunternd an. Ohne viele Umstände zu machen, klatschte er in die Hände und ein Donnerschlag dröhnte durch den Saal. Dann wurde die ganze Gesellschaft in Finsternis getaucht.
    Er stand einen Moment reglos da, um die Spannung im Publikum zu erhöhen. Der Dunkle hielt zwar nicht viel von öffentlichen Auftritten der Grischa, wusste sich aber zu inszenieren. Er wartete ab, bis der Saal vor Spannung knisterte, dann beugte er sich zu mir und flüsterte mir ganz leise zu: »Jetzt.«
    Mein Herz hämmerte wie wild, als ich einen Arm ausstreckte, die Handfläche nach oben gedreht. Ich holte tief Luft und rief das Gefühl der Gewissheit auf, dann spürte ich, wie das Licht auf mich zuschoss und sich in meiner Hand sammelte. Eine Lichtsäule stieg von meiner Handfläche auf und erhellte den finsteren Ballsaal. Ein Raunen ging durch die Menge und ich hörte jemanden rufen: »Also ist es wahr!«
    Ich drehte den Kopf leicht zur Seite, um jene Stelle oben auf der Balustrade zu finden, die David mir beschrieben hatte.
    Â»Du musst nur hoch genug zielen«, hatte er gesagt. »Dann sind wir zur Stelle.«
    Als der von meiner Handfläche ausgehende Strahl sich in den großen Spiegeln der Fabrikatoren brach und im Zickzack durch den Saal schoss, wusste ich, dass ich es richtig gemacht hatte. Ein Muster einander überschneidender Strahlen aus gleißendem Sonnenlicht erfüllte den dunklen Ballsaal.
    Die Menge tuschelte aufgeregt.
    Ich ballte die Hand zur

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