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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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unter dem Tisch und direkt
unterhalb des schlichten, gelblich weißen Computers, der den guten Nigel so
fasziniert hatte. Dann zückte er einen Schreibblock, holte eine Akte hervor,
und bald wirkte seine Workstation wie ein richtiger Arbeitsplatz. Nach ein paar
Minuten zog er das Sakko aus, hängte es über die Stuhllehne und krempelte die
Ärmel hoch. Die Uhr lief, und Trylon zahlte Scully & Pershing vierhundert
Dollar mehr pro Stunde.
     
Ein rascher Blick ergab, dass noch eine Aktentasche im Raum war. Sakkos und
Jacken hatten die anderen Kollegen oben in den Büros gelassen. Die Stunden
fingen an, sich in die Länge zu ziehen, als Kyle sich in die futuristische Welt
des B-l 0- Hyperschallbombers und seiner Entwickler vertiefte.
      
Das einzig Gute an dem Geheimraum war das Handyverbot. Nach ein paar Stunden
brauchte Kyle eine Pause und wollte seine Nachrichten abhören. Vor allem wollte
er wissen, was mit Dale los war, die an diesem wunderschönen Morgen nicht
erschienen war. Er ging in sein Büro, schloss die Tür, was einen geringfügigen
Verstoß gegen die Politik der Kanzlei darstellte, und rief sie auf ihrem
Privathandy an. Um dem verhassten FirmFone zu entgehen, besaß jeder der jungen
Anwälte auch ein privates Mobiltelefon.
    "Ja",
meldete sie sich. "Wo bist du?"
    "Noch
in Providence."
    "Kommst
du zurück nach New York?"
    "Weiß
ich noch nicht."
     "Junge
Dame, darf ich dich daran erinnern, dass das der dritte Tag in Folge ist, an
dem du nicht eine einzige Stunde in Rechnung stellen wirst?"
    "Du
bist wohl im Büro."
    "So
wie alle anderen Arbeitsbienen im ersten Jahr. Außer dir."
    "Du
kannst mich ja feuern lassen. Oder verklagen. Das ist mir so was von
egal."
    "So
wirst du nie Partner!"
    "Versprochen?"
     "Ich
wollte eigentlich heute Abend mit dir essen gehen. Im East Village gibt es ein
neues Restaurant, dem Frank Bruni gerade zwei Sterne verliehen hat."
    "Soll
das ein Rendezvous werden?"
     "Ja,
bitte. Wir können uns die Rechnung teilen, wo wir doch für eine Kanzlei
arbeiten, die Wert auf Gleichbehandlung der Geschlechter legt."
    "Bist
du aber romantisch."
    "Die
Romantik heben wir uns für nach dem Essen auf."
    "Das
hast du also im Sinn!"
    "Immer."
    "Ich
melde mich, wenn ich in New York bin. So gegen sieben."
    Kyle
stellte Trylon zwölf Stunden in Rechnung und rief sich einen Wagen für die
Fahrt ins Restaurant. Das Lokal hatte zwanzig Tische, eine türkische
Speisekarte und keine Kleidervorschriften, obwohl Jeans bevorzugt wurden.
Nachdem der Kritiker der Times dem Restaurant zwei Sterne verliehen hatte, war
es proppenvoll. Kyle bekam nur einen Tisch, weil jemand die Reservierung
storniert hatte.
      
Dale wartete an der Bar, trank Weißwein und wirkte sehr entspannt. Sie küssten
sich auf beide Wangen, umarmten sich und fingen an, von ihren Thanksgiving-
Tagen zu erzählen, als hätten sie gerade einen Monat am Strand verbracht. Dales
Eltern waren wunderbare Menschen, aber sie lehrten beide Mathematik am
Providence College und führten ein ziemlich langweiliges Leben. Dale, die ihre
Begabung für Mathematik geerbt hatte, hatte innerhalb kürzester Zeit
promoviert, jedoch befürchtet, so zu enden wie ihre Eltern. Das Recht hatte
gelockt, das immerfort spannende, aufregende Recht, wie sie es aus Film und
Fernsehen kannte - das Recht als Grundstein der Demokratie und Austragungsort
sozialer Konflikte. Sie hatte ihr Jurastudium mit hervorragenden Ergebnissen
abgeschlossen, Angebote von den führenden Kanzleien im Land bekommen. Jetzt, nach
drei Monaten im Beruf, vermisste sie die Mathematik schmerzlich.
    Als
sie später an ihrem Tisch saßen und weiter Wein tranken, konnte sie die
aufregenden Neuigkeiten nicht mehr für sich behalten. "Ich hatte heute
Morgen ein Vorstellungsgespräch."
    "Ich
denke, du hast schon einen Job."
         "
Ja, aber von dem hab ich die Nase voll. In Providence gibt es eine kleine
Kanzlei, die ihre Büros in einem schönen alten Gebäude in der Innenstadt hat.
Während des Studiums hatte ich da mal einen Ferienjob als Mädchen für alles,
Kaffee kochen, kopieren und so. Die decken alle Fachgebiete ab und haben etwa
zwanzig Anwälte, von denen die Hälfte Frauen sind. Ich habe sie beschwatzt, mir
am Samstagvormittag einen Termin für ein Vorstellungsgespräch zu geben."
     "Du
hast eine heiß begehrte Stelle bei einer der größten Kanzleien der Welt. Was
willst du mehr?"
    "Ein
Leben. Genau wie du."
     "Ich
will Partner werden, damit ich jeden Morgen um fünf Uhr aufstehen

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