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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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Bennie
Wright erwähnt, dass in New York demnächst eine spektakuläre Klage eingereicht
werde, im Rahmen deren Kyle Informationen übermitteln sollte. Bei den
nachfolgenden Treffen hatte Kyle Wright wiederholt um mehr Informationen über
diese Klage gebeten, war aber jedes Mal mit dem Hinweis vertröstet worden, man
werde später darüber reden.
     
Sonderbarerweise zeigte die Online-Veröffentlichung der Klage nur Titel sowie
Namen, Adresse, Kanzlei und Zulassungsnummer von Wilson Rush. Danach war das
Wort "GESCHÜTZT" ein gefugt, und man bekam keinen Zugang zum Inhalt
der Klageschrift. Im südlichen Bezirk von New York war in den letzten drei
Wochen keine andere Klage auf diese Weise vor Zugriffen gesichert worden.
    Bei
Kyle schrillten alle Alarmglocken.
     
Er suchte Agee, Poe & Epps im Internet und sah ihre lange Liste von
Firmenkunden durch. Die Kanzlei vertrat Bartin Dynamics seit den achtziger
Jahren.
     
Kyle vergaß die Arbeit, die sich auf seinem Redaktionsschreibtisch und um
seinen Stuhl herum stapelte, und verlor sich im Internet. Die Suche nach Trylon
offenbarte rasch das Projekt mit dem B-l 0- Hyperschallbomber und sämtliche
Probleme, die es beschert hatte und offensichtlich weiterhin bescheren sollte.
      
Kyle schloss die Tür zu seinem kleinen Büro und prüfte, ob das Papierfach des
Druckers voll war. Es war Freitagabend gegen zwanzig Uhr. Die Leute vom Yale
Law Journal waren zwar für ihre azyklischen Arbeitszeiten bekannt, aber heute
befand sich keiner mehr in der Redaktion, weil am Tag darauf die einwöchige
Semesterpause begann, die fast alle zur Entspannung und die meisten für einen
Partytrip in den Süden nutzten. Er druckte alles aus, was er über Trylon und
Bartin fand, und legte dann Papier nach. Über das Fiasko mit der B-10 waren
mehrere Dutzend Zeitungs- und Zeitschriftenartikel erschienen. Die wichtigsten
las er.
      
Außerdem fand er einhundert Websites mit militärischem oder
verteidigungstechnischem Inhalt. Auf einer Seite über fufüristische
Kriegswaffen gab es Infos zum Hintergrund der B-10. Er überprüfte frühere
Klageschriften, um zu sehen, wie oft Scully & Pershing für Trylon tätig
geworden war, und wiederholte die Suche mit Agee, Poe & Epps und Bartin.
Bis in die Nacht hinein wühlte er weiter, und je größer seine Datensammlung
wurde, umso schlechter fühlte er sich.
    Natürlich
war es möglich, dass er die falsche Spur verfolgte.
    Solange
Bennie Wright ihm keine Bestätigung gegeben hatte, konnte er das nicht wissen.
Aber es bestand wenig Zweifel. Das Timing passte. Die Kanzleien warteten auf
den Startschuss. Milliarden standen auf dem Spiel, wie Bennie Wright gesagt
hatte. Zwei Firmen, die alte Konkurrenten waren. Zwei Kanzleigiganten, die
einander hassten.
    Militärgeheimnisse.
Technologiediebstahl. Firmenspionage.
    Auslandsgeheimdienst.
Androhung von Klage oder gar strafrechtlicher Verfolgung. Es war ein riesiger,
schmutziger Sumpf, und er, Kyle McAvoy, sollte sich nun hineinstürzen.
      
In den letzten Wochen hatte er oft spekuliert, was für eine Art Fall die hohen
Kosten für so eine ausgeklügelte Spionage rechtfertigen würde. Wenn sich zwei
Firmen stritten, waren alle möglichen Gründe denkbar. Es konnte ein Kartell-
oder Patentstreit sein oder ein Konflikt zweier Pharmaunternehmen um die
neueste Diätpille. Was er jetzt herausgefunden hatte, war mit Abstand das
schlimmste Szenario, das man sich vorstellen konnte: ein mit Gold nicht
aufzuwiegendes Beschaffungsprogramm des Verteidigungsministeriums.
Geheimtechnologien, kampflustige Politiker, skrupellose Manager und so weiter
und so fort. Die Liste war lang und entmutigend.
     
Warum konnte er nicht einfach nach York zurückkehren und in die Kanzlei seines
Vaters eintreten?
      
Um ein Uhr nachts stopfte er seine Unterlagen in den Rucksack und verschwendete
ein paar Sekunden an das hoffnungslose Ritual, seinen Schreibtisch aufzuräumen.
Er sah sich um, schaltete das Licht aus, schloss seine Tür ab und dachte wieder
einmal, dass jeder halbwegs fähige Geheimagent hier eindringen konnte, wann
immer er wollte. Kyle war sicher, dass Bennie Wright und seine Gangster schon
hier gewesen waren, wahrscheinlich mit Wanzen, Kabeln, Mikrofonen und allem
möglichen anderen Zeug, das er sich lieber gar nicht vorstellen wollte.
      
Und er war sicher, dass sie ihn beobachteten. Obwohl er Bennie Wright
aufgefordert hatte, ihn in Ruhe zu lassen, verfolgten sie ihn. Kyle hatte sie
mehrmals gesehen. Sie waren gut, aber

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