Grisham, John
größte
Rüstungsbetrieb, das Rennen machen würde, doch setzte sich ein Joint Venfüre
aus Trylon und Bartin durch. Ein Konsortium ausländischer - britischer,
französischer und israelischerFirmen war ebenfalls beteiligt, wenn auch nur in
geringem Umfang.
Der Auftrag war extrem lukrativ. Die Air Force würde dem Gewinner der
Ausschreibung zehn Milliarden Dollar für die technische Fortentwicklung und den
Prototypen bezahlen und anschließend einen Vertrag über die Lieferung von
zweihundertfünfzig bis vierhundertfünfzig B-1O in den nächsten dreißig Jahren
anbieten. Mit einem Volumen von geschätzten achthundert Milliarden Dollar war
dieses Projekt das umfangreichste in der Geschichte des Pentagons. Welche
Kosten zusätzlich entstehen würden, war unkalkulierbar.
Der Entwurf von Trylon-Bartin war erstaunlich. Ihre B-10 sollte von einem
Stützpunkt in den USA aus starten können, schwer beladen wie eine B-52, und
binnen einer Stunde mit zwölftausendzweihundert Kilometern pro Stunde oder Mach
zehn ans andere Ende der Welt fliegen, um ihre Ladung dort abzuwerfen, mit
einer Geschwindigkeit und einer Höhe, die allen bekannten und in Planung
befindlichen Verteidigungsmaßnahmen trotzten. Nachdem sie abgeliefert hatte,
was auch immer an Bord gewesen war, würde sie zu ihrer Heimatbasis
zurückfliegen, ohne nachtanken zu müssen, weder am Boden noch in der Luft. Die
Maschine würde buchstäblich am Rande der Atmosphäre "entlanghüpfen".
Nachdem die B-10 eine Höhe von einhundertdreißigtausend Fuß erreicht hatte, den
Rand der Stratosphäre, würden die Triebwerke abgeschaltet, so dass das Flugzeug
auf die Atmosphärenhülle zurücksank. Dort würden die Fürbinentriebwerke erneut
anspringen und den Jet wieder auf einhundertdreißigtausend Fuß anheben. Dieser
Vorgang, der Hüpfbewegung eines flachen Steins auf einer Wasseroberfläche
ähnlich, würde so oft wiederholt, bis der Jet sein Ziel erreicht hatte. Ein
Bombenflug von Arizona nach Asien würde etwa dreißig Hüpfer erfordern, alle
neunzig Sekunden einen. Da die Triebwerke nicht durchgehend liefen, wären
erheblich geringere Treibstoffmengen erforderlich. Durch das Verlassen der
Atmosphäre und die Nutzung des kalten Raums gäbe es darüber hinaus keine
Hitzeentwicklung.
Nach drei Jahren intensiver und teils fieberhafter Forschung und Entwicklung
erklärte die Air Force, dass man sich für den Entwurf von Trylon-Bartin
entschieden habe. Das geschah mit so wenig Tamtam wie irgend möglich, da es um
astronomische Geldsummen ging, das Land in zwei Kriege verstrickt war und das
Pentagon deshalb beschlossen hatte, dass es nicht klug wäre, mit einem solch
ehrgeizigen Beschaffungsprogramm an die breite Öffentlichkeit zu gehen. Die Air
Force bemühte sich nach Kräften, das B-l 0- Projekt herunterzuspielen, aber das
war Zeitverschwendung. Sobald der Gewinner offiziell war, ging man an allen
Fronten zum Kampf über.
Lockheed schickte seine Senatoren, Lobbyisten und Anwälte ins Feld. Trylon und
Bartin, an sich von jeher erbitterte Konkurrenten, begannen augenblicklich,
sich gegenseitig aufs Korn zu nehmen. Die Aussicht auf so viel Geld machte
jegliche Kooperation unmöglich. Man sammelte seine Politiker- und
Lobbyistentruppen um sich und nahm den Kampf um ein größeres Stück vom Kuchen
auf. Die Briten, Franzosen und Israelis wurden abgedrängt, was aber nicht hieß,
dass sie das Feld kampflos räumten.
Sowohl Trylon als auch Bartin erhoben Anspruch auf den Entwurf und die
Technologie des Jets. Schlichtungsbemühungen versprachen zunächst Erfolg,
scheiterten dann aber. Lockheed lauerte im Hintergrund. Das Pentagon drohte,
den Auftrag zu stornieren und einen neuen Wettbewerb auszuschreiben. Im
Kongress fanden Anhörungen statt. Gouverneure beschworen die Arbeitsplätze und den
Nutzen für die wirtschaftliche Entwicklung. Journalisten schrieben lange
Artikel in Magazinen. Umwelt- und sonstige Schutzverbände wetterten gegen die
B-10, als wäre sie ein Shuttle zum Mars.
Unterdessen bereiteten sich die Anwälte in aller Stille auf den Rechtsstreit
vor.
Zwei
Stunden, nachdem die Klage eingereicht worden war, las Kyle davon auf der
Website des Federal Court. Er saß an seinem Schreibtisch in der Redaktion des
Yale Law Journal und redigierte einen langen Artikel. Drei Wochen lang hatte er
sich sämtliche Klagen angesehen, die in New York bei Bundes-und Staatsgerichten
eingereicht worden waren. Bei ihrer ersten unheilvollen Begegnung hatte
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