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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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verwanzt."
    "Und
sie sind nicht von der Polizei?"
    "Nein,
die sind viel schlimmer als die Polizei. Wenn wir uns hier zu lange zusammen
aufhalten, werden sie misstrauisch, und dann wird dein Leben kompliziert. Iss
was von der Pizza."
    "Ich
hab keinen Hunger.".
     
Eine Pause entstand. Kyle aß. Joey verfolgte die Bilder im Sportkanal.
Springsteen sang.
    Nach
ein paar Minuten sagte Kyle: "Okay, wir müssen gehen.
    Ich
habe dir viel zu erzählen, aber das kann ich nicht jetzt tun. Wenn das mit dem
Rafting klappt, bekommst du die ganze Geschichte von mir, und wir haben auch
noch unseren Spaß dabei."
    "Warst
du schon mal Raften?"
    "Klar.
Du nicht?"
    "Nein.
Ich mag Wasser nicht."
     "Man
bekommt Rettungswesten. Komm schon, Joey, das wird ein Riesenspaß. In einem
Jahr bist du verheiratet, dann ist dein Leben sowieso vorbei."
    "Schönen
Dank."
     "Ist
doch nur ein Männerwochenende mit ein paar alten Kumpels vom College. Du
schickst die E-Mails rum und organisierst alles. Was meinst du?"
    "Okay,
Kyle. Von mir aus."
    "Aber
wenn du mir mai1st, benutz bitte den Code."
    "Den
Code?"
     "Steht
auch auf dem Blatt. In den E-Mails schreibst du, dass wir zum Potomac River
nach Maryland fahren. Bei diesen Kerlen kann man nicht genug aufpassen."
    "Was
sollen sie denn machen, uns mit dem Speedboot hinterherfahren? "
    "Nein.
Ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Ich will sie einfach nicht in meiner Nähe
haben."
    "Das
ist wirklich alles sehr seltsam, Kyle."
    "Es
wird noch seltsamer."
    Unvermittelt
schob Joey die Pizza beiseite und beugte sich, auf die Ellbogen gestützt, vor.
Er starrte Kyle an und sagte: "Ich mache mit. Aber du musst mir einen Tipp
geben."
    "Elaine
ist wieder da. Mit ihrer Vergewaltigungsgeschichte. "
      
Ebenso rasch, wie er sich vorgebeugt hatte, zog Joey sich auf seine Seite der
Nische zurück. Elaine? Elaine und wie noch? Er hatte ihren Nachnamen vergessen,
genau genommen hatte er ihn nie gewusst. Es war fünf oder sechs Jahre her, und
die Polizei hatte nicht nur die Akte geschlossen, sondern das ganze verdammte
Verfahren eingestellt. Und warum? Weil nichts passiert war. Es hatte keine
Vergewaltigung gegeben. Geschlechtsverkehr vielleicht, aber im Einvernehmen mit
dem Mädchen. Im Dezember würde die Hochzeit mit der Frau seiner Träume
stattfinden, und nichts, absolut nichts würde daran etwas ändern. Er hatte gute
Karrierechancen, eine Zukunft und einen guten Namen. Was um alles in der Welt
war das hier für ein Alptraum?
      
Obwohl er so viel zu sagen hatte, gelang es ihm, den Mund zu halten. Er starrte
auf Kyle, der unwillkürlich Mitleid mit ihm empfand.
    Ist
sie wach?, fragt Joey.
      
Keine Antwort von Baxter Tate. Keine Antwort von dem Mädchen.
    "Wir
werden das schon schaukeln, Joey. Es kann einem angst und bange werden, aber
wir schaffen das. Wir müssen reden, lange reden, aber nicht hier und nicht
jetzt. Lass uns gehen."
    "Okay.
Was immer du sagst."
    Am
Abend traf sich Kyle mit seinem Vater zum Essen in einem griechischen
Restaurant namens "Athenian's". Joey Bernardo gesellte sich ebenfalls
dazu. Er hatte sich mit ein paar Drinks für den Abend gerüstet und saß, vom
Alkohol benebelt, stumm da. Vielleicht war er auch einfach sprachlos oder
verängstigt oder was auch immer, jedenfalls war er mit den Gedanken anderswo.
John McAvoy kippte erst einmal zwei Martinis, ehe er die Speisekarte in die
Hand nahm, und alsbald war er bei Heldengeschichten über alte Fälle und
Prozesse. Joey hielt beim Trinken mit, und der Gin lockerte seine Zunge zwar
allmählich, hob aber nicht seine Stimmung.
     
Kyle hatte ihn eingeladen, weil er nicht wollte, dass sein Vater einen letzten
verzweifelten Versuch unternahm, ihn davon zu überzeugen, dass er dem bösen
Unternehmensrecht abschwören und etwas Sinnvolles mit seinem Leben anfangen
solle. Nach dem zweiten Martini fing er dann aber doch davon an, zumal Joey
kaum etwas zum Gespräch beitrug. Kyle beschloss, nicht zu widersprechen. Er aß
Knoblauchcracker und Hummus und hörte zu. Der Rotwein kam, und sein Vater
erzählte wieder einmal, wie er eine arme Seele mit einem guten Fall, doch ohne
Geld vertreten habe, und natürlich hatte er gewonnen, weil in seinen
Geschichten der Verteidiger fast immer gewann. John McAvoy war der Held all
seiner Geschichten. Der Rächer der Armen. Der Beschützer der Schwachen.
    Kyle
vermisste seine Mutter ein wenig.
     
Spät am Abend, lange nach dem Essen, ging er zum letzten Mal als Student über
den Yale-Campus. Er war erstaunt, wie

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