Grisham, John
nicht, und ich
habe auch noch alle Tassen im Schrank. Ich mein's todernst, und ich brauche
deine Hilfe."
"Du
brauchst einen Therapeuten, Kyle. Du kannst einem richtig Angst einjagen. In
deinen Augen glitzert es so komisch."
Die Tür ging auf, und ein Mann kam herein. Er war exakt so gekleidet, wie Kyle
gesagt hatte, nur trug er eine Brille mit großen, runden Gläsern. "Nicht
hinschauen", flüsterte Kyle, als Joeys Mund aufklappte. Die Colas kamen,
und sie nahmen einen Schluck.
Der Mann setzte sich an die Bar und bestellte ein kleines Bier vom Fass. Von
seinem Platz aus konnte er ihren Tisch in dem breiten Spiegel hinter dem
Flaschenregal beobachten, wenn auch vermutlich nicht hören, was sie sagten.
"Die
Brille hat er gerade erst aufgesetzt", erklärte Kyle mit breitem Grinsen,
als erzählte er einen Witz. "Eine Sonnenbrille wäre hier zu auffällig. Er
hat eine große Brille genommen, damit er sich unbemerkt umschauen kann. Bitte,
du musst lächeln. Lachen. Wir sind zwei alte Kumpels, die in Erinnerungen
schwelgen. Schön locker bleiben."
Dem fassungslosen Joey gelang weder ein Lächeln noch ein Lachen, und so brach
Kyle in lautes Prusten aus. Als die Pizza kam, zog er ein schmales Stück
heraus. Er war lebhaft und gut gelaunt. Mit vollem Mund sagte er: "Iss,
Joey, lächle, und sag bitte irgendwas."
"Was
hast du getan? Ist der Typ ein Bulle oder so was?"
"Oder
so was. Ich habe nichts verbrochen, aber es ist trotzdem eine komplizierte
Geschichte. Du hast auch damit zu tun. Reden wir über die Pirates."
"Die
Pirates stehen auf dem letzten Platz, und dort werden sie im September immer
noch stehen. Sprechen wir über ein anderes Thema oder ein anderes Team."
Joey nahm nun doch ein Stück Pizza und biss die Hälfte davon ab. "Ich
brauch jetzt ein Bier. Ohne Bier kann ich keine Pizza essen."
Kyle winkte die saumselige kleine Bedienung heran und bestellte ein Bier.
In einer Ecke hing ein großer Fernsehbildschirm. Auf dem Sportkanalliefen
Baseball-Highlights. Ein paar Minuten lang schauten sie essend zu. Der Mann im
Rugby- T-Shirt arbeitete an seinem Bier, das nach rund zehn Minuten leer war.
Er legte Geld auf den Tresen und ging. Als sich die Tür hinter ihm geschlossen
hatte, fragte Joey: "Was zur Hölle ist los?"
"Darüber
muss ich mit dir reden, aber nicht hier. Es wird ein bis zwei Stunden dauern,
und dieses erste Gespräch wird zu einem weiteren führen und das wiederum zu
einem weiteren. Wenn wir das an diesem Wochenende tun, kriegen sie uns. Die
bösen Jungs schauen zu, und wenn sie uns in ein ernstes Gespräch vertieft
sehen, wissen sie Bescheid. Wir müssen jetzt ganz normal unsere Pizza aufessen,
zur Vordertür hinausgehen und dann aufpassen, dass wir nur noch in Gesellschaft
anderer zusammen gesehen werden, bis du morgen abreist."
"Danke
übrigens für die Einladung."
"Ich
habe dich nicht wirklich zur Abschlussfeier eingeladen, Joey. Tut mir leid. Der
Grund dafür, dass du hier bist, ist das hier." Kyle schob ihm ein
gefaltetes Blatt Papier entgegen. "Steck es schnell weg."
Joey griff danach, blickte sich um, als erwartete er einen Angriff von
Heckenschützen, und schob es rasch in seine Jeanstasche. "Was ist das,
Kyle?"
"Vertrau
mir, Joey, bitte. Ich stecke in Schwierigkeiten, und ich brauche Hilfe. Es gibt
niemanden außer dir, der mir helfen kann."
"Und
ich hab auch damit zu tun?"
"Vielleicht.
Essen wir auf und gehen. Mein Plan sieht folgendermaßen aus: Der 4. Juli ist
nicht mehr weit. Du wirst die wunderbare Idee haben, dass wir zum Rafting an
den New River nach West Virginia fahren, drei Tage auf dem Fluss, zwei
Übernachtungen im Zelt. Ich und du und ein paar von der alten Duquesne-Clique.
Ein Wochenende nur wir Jungs, solange es noch möglich ist. Die Liste enthält
zehn Namen und E-Mail-Adressen.Infos, die du zumTeil auch schon hast. Außerdem
die Adresse eines Ausrüsters in Beckley, West Virginia. Ich habe alles
vorbereitet."
Joey
nickte, als wäre das Ganze großer Nonsens.
Kyle fuhr fort. "Der Sinn dieses Trips ist es, die Verfolger abzuschütteln.
Sobald wir auf dem Fluss und in den Bergen sind, können sie mir nicht mehr
folgen. Wir können ungehindert reden, ohne fürchten zu müssen, dass wir
beobachtet werden."
"Das
ist verrückt. Du bist verrückt."
"Sei
still, Joey. Ich bin nicht verrückt. Ich meine es wirklich ernst. Die
beobachten mich rund um die Uhr. Die hören alle meine Telefonate ab, und sie
haben meinen Laptop
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