Grisham, John
Fall in dieser
Kanzlei ist, werden Sie letztendlich darauf angesetzt."
"Entschuldigung,
dass ich gefragt habe."
"Und
während Sie sich zu diesem Fall durcharbeiten, werden Sie uns mit anderen
wertvollen Informationen beliefern."
"Wie
zum Beispiel?"
"Es
ist noch zu früh, um darüber zu reden. Jetzt müssen Sie sich erst einmal auf
die Anwaltsprüfung konzentrieren."
"Danke
für den Tipp. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht."
Sie beharkten sich weitere zehn Minuten lang, dann stürmte Kyle erbost hinaus,
wie gewöhnlich. Vom Taxi aus rief er das Immobilienbüro an und sagte, er habe
es sich mit der Wohnung im Meatpacking District anders überlegt. Die Maklerin
war aufgebracht, konnte sich aber beherrschen. Kyle hatte noch nichts
unterschrieben, und sie hatte keinerlei rechtliche Handhabe gegen ihn. Er
versprach ihr, sie in ein paar Tagen wieder anzurufen, dann würden sie die
Suche fortsetzen, diesmal nach etwas Kleinerem und Günstigerem.
Kyle fuhr nach SoHo und lud seinen Kram bei zwei YaleAbsolventen in einem
freien Zimmer ab, Charles und Charles. Die bei den hatten im vergangenen Jahr
Examen gemacht und arbeiteten nun für zwei New Yorker Großkanzleien. Sie hatten
im berühmten Lacrosse-Team der Johns Hopkins University gespielt und waren
vermutlich ein Paar, wobei sie versuchten, das nicht publik zu machen -
jedenfalls war das in Yale so gewesen. Kyle interessierte sich nicht dafür,
welche Art von Beziehung die beiden pflegten. Er brauchte für eine gewisse Zeit
ein Bett und einen Ort, wo er seine Sachen unterbringen konnte. Außerdem musste
er Wright auf Trab halten. Die Charlys boten ihm ihren Abstellraum umsonst an,
doch Kyle bestand darauf, zweihundert Dollar pro Woche zu bezahlen. Die Wohnung
war perfekt zum Lernen geeignet, weil die beiden 100Stunden-Wochen absolvierten
und entsprechend selten zu Hause waren.
Als
klar wurde, dass Bennie Wright sechs Monatsmieten á fünftausendzweihundert
Dollar für die Wohnung 6 D im ehemaligen Schlachthaus, Unsummen für die
"Dekoration" von 5 D darunter und zwölf Monatsrnieten á
viertausendeinhundert Dollar für die Wohnung in der Beekman Street zum Fenster
hinausgeworfen hatte, kochte er vor Wut, verlor aber nicht die Nerven. Das
verschwendete Geld spielte keine Rolle. Viel mehr beschäftigte ihn, dass diese
Wendung nicht vorhersehbar gewesen war. In den letzten vier Monaten hatte Kyle
ihnen kaum Überraschungen geboten. Seine Überwachung war denkbar einfach
gewesen. Seine Fahrt nach Pittsburgh im Februar bereitete ihnen keine Bedenken
mehr, sie hatten sie nach allen Regeln der Kunst analysiert. Aber jetzt befand
sich Kyle in der Großstadt, wo es nicht mehr so leicht war, ihn zu beobachten.
Ein
normaler Bürger als Zielperson war im Allgemeinen leicht zu verfolgen, weil er
vorhersehbar dachte und handelte. Warum sollte Kyle Verfolger abschütteln
wollen, von deren Existenz er gar nichts ahnte? Doch wie viel wusste oder ahnte
er wirklich? Wie vorhersehbar war er noch?
Bennie Wright leckte sich eine Stunde lang die Wunden, dann nahm er ein neues
Projekt in Angriff - die Recherche in Bezug auf Charles und Charles und eine
rasche Überprüfung ihrer Wohnung.
Baxter
Tates zweite Entgiftung begann mit wiederholtem Klopfen an seiner Tür. Ans
Mobiltelefon war er nicht gegangen. Er war um vier Uhr morgens mit dem Taxi von
einem trendigen Nachtclub in Beverly Hills nach Hause gefahren. Der Fahrer
hatte ihn auf dem Weg ins Haus gestützt.
Nach dem vierten Klopfen wurde die Tür leise und ohne Umstände geöffnet, da
Baxter sich nicht die Mühe gemacht hatte, abzuschließen. Die beiden Männer,
Spezialisten im Umgang mit widerspenstigen Familienmitgliedern, die
Suchtprobleme hatten, fanden Baxter auf seinem Bett, in der Kleidung, mit der
er nach Hause gekommen war - weißes Leinenhemd mit Spuren von Alkoholika,
schwarzes Zegna- Jackett, gebleichte Designerjeans und Bragano- Loafers ohne
Socken an den dunkel gebräunten Füßen. Er war komatös und atmete schwer, ohne
jedoch zu schnarchen. Noch war er am Leben, aber nicht mehr lange, wenn er so
weitermachte.
Rasch durchsuchten die Besucher das Schlafzimmer und das angrenzende Bad nach
Waffen. Beide waren bewaffnet, hielten ihre Pistolen jedoch unter dem Jackett
verborgen. Dann funkten sie ein wartendes Fahrzeug an, woraufhin ein weiterer
Mann die Wohnung betrat, Baxters Onkel, ein Mann namens Walter Tate. Onkel
Wally, ein Bruder von Baxters Vater, war das einzige von fünf Geschwistern,
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