Grisham, John
ertrage
ich nicht. Mein Arsch ist immer noch wund vom letzten Entzug."
Onkel Wally stand am Fußende des Bettes. Er hatte noch keinen Schritt gemacht.
"Keine Pferde. Dieser Ort ist ganz anders."
"Ach,
tatsächlich. Ich habe gehört, die sind alle gleich. Die Leute hier reden
ständig über ihren letzten Entzug. Vergleichen ihre Erfahrungen. Ist auch eine
Supermethode, um in einer Bar Mädchen aufzureißen." Baxter sprach mit
geschlossenen Augen, während der Schmerz in seinem Kopf tobte.
"Nein,
diese Klinik ist anders."
"Inwiefern?"
"Strenger,
und du wirst länger dort sein."
"Sag
bloß. Wie langer"
"So
lange, wie es sein muss."
"Wenn
ich verspreche, dass ich sofort mit dem Trinken aufhöre, können wir das Ganze
dann sein lassen?"
"Nein."
"Und
ich nehme an, deine Anwesenheit als Häuptling unseres erbärmlichen kleinen
Stammes bedeutet, dass meine Teilnahme nicht wirklich freiwillig ist."
"Exakt."
"Wenn
ich jetzt also sage, zur Hölle mit euch, raus aus meinem Haus, ich rufe die
Polizei, weil ihr drei eingebrochen seid, und ich werde auf gar keinen Fall
mitkommen - wenn ich das sage, dann kommst du mit den Treuhandfonds,
stimmt'sl"
"Stimmt."
Die Übelkeit traf Baxter wie ein Blitzschlag. Er sprang aus dem Bett und warf
sein Jackett ab, während er durch die Tür ins Bad stolperte. Das Erbrechen war
lang, geräuschvoll und unterbrochen von Flüchen. Er wusch sich das Gesicht,
betrachtete seine geschwollenen roten Augen im Spiegel und musste sich selbst
eingestehen, dass ein paar Tage ohne Rausch nicht schlecht wären. Aber ein
Leben ohne Alkohol und Drogen konnte er sich nicht vorstellen.
Die Treuhandfonds waren von einem Urgroßvater eingerichtet worden, der nicht
geahnt hatte, was seine Nachfahren damit anrichten konnten. In den Zeiten vor
Privatjets, Luxusjachten, Kokain und tausend anderen Möglichkeiten, das
Familienerbe durchzubringen, galt es als das Vernünftigste, das Geld für
zukünftige Generationen zu bewahren. Baxters Großvater hatte die Warnzeichen
bereits erkannt. Er hatte Anwälte engagiert und die Fonds so abgesichert, dass
ihre Freigabe dem Ermessen eines Beratergremiums unterlag. Etwas von dem Geld
wurde monatlich ausbezahlt und erlaubte es Baxter, einigermaßen komfortabel zu
leben, ohne arbeiten zu müssen. Aber der Löwenanteil blieb unter Verschluss,
und Onkel Wally kontrollierte ihn mit eiserner Faust.
Wenn Onkel Wally wollte, dass man eine Therapie machte, dann machte man eine
Therapie.
Baxter lehnte am Rahmen der Badezimmertür und sah die drei Männer an. Sie
hatten sich nicht von der Stelle bewegt. Er wandte sich an den, der ihm am
nächsten stand. "Und ihr brecht mir die Daumen, wenn ich mich
weigere?"
"Nein",
war die Antwort.
"Gehen
wir, Baxter", sagte Walter. "Soll ich was einpacken?"
"Nein."
"Wir
nehmen deinen Jet."
"Ja."
"Das
letzte Mal durfte ich mich zudröhnen."
"Die
Klinik sagt, du darfst auf der Anreise so viel trinken, wie du willst. Meine
Bar ist gut bestückt."
"Wie
lange wird der Flug dauern?" "Neunzig Minuten."
"Da
muss ich aber ziemlich schnell trinken."
"Ich
bin sicher, du schaffst das."
Baxter
schwenkte die Arme und sah sich im Schlafzimmer um. "Was ist mit dem Haus?
Rechnungen, Hausmädchen, Post?"
"Ich
werde mich darum kümmern. Gehen wir."
Baxter putzte sich die Zähne, kämmte sich die Haare, zog ein frisches Hemd an
und folgte Onkel Wally und den bei den anderen nach draußen zu einem schwarzen
Van. Ein paar Minuten lang führen sie schweigend dahin. Die Anspannung löste
sich, als Baxter auf dem Rücksitz zu weinen anfing.
Kapitel
13
Der Vorbereitungskurs für die Anwaltsprüfung fand an der Fordham University in
der Sixty-second Street statt, in einem riesigen Hörsaal voller nervöser junger
Juristen. Täglich von 9.30 bis 13.30 Uhr referierten Professoren von den
umliegenden juristischen Fakultäten über die Tücken von Verfassungs-,
Körperschafts-, Straf-, Liegenschafts-, Beweis-, Vertragsrecht und vielen
weiteren Rechtsgebieten. Praktisch jeder im Raum hatte gerade erst sein Studium
abgeschlossen, der Stoff war somit allen vertraut und bot keine
Schwierigkeiten. Aber das Volumen war überwältigend. Drei Jahre intensiven
Lernens mündeten in einen Alptraum von einer auf zwei Tage verteilten,
sechzehnstündigen Prüfung. Dreißig Prozent der Teilnehmer würden beim ersten
Mal nicht bestehen, deshalb zögerte kaum jemand, die dreitausend Dollar für
diesen Kurs hinzublättern. Scully &
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