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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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Sekretärin, Bruder Mannys Frau, brachte ihnen eine Kanne Kaffee und
zwei Tassen, die nicht zueinanderpassten. Baxter setzte sich auf ein niedriges
altes Ledersofa und trank in großen Schlucken, als könnte er dadurch den
Geschmack des Biers von seiner Zunge spülen. Die Tränen waren versiegt,
zumindest fürs Erste.
      
Bruder Manny setzte sich neben ihn in einen Schaukelstuhl, und während er
redete, schaukelte er langsam vor und zurück. "Ich war in Kalifomien im
Gefängnis", sagte er. "Das zweite Mal habe ich einer Gang angehört
und drinnen Schlimmeres angestellt als draußen auf der Straße. Eines Tages bin
ich unvorsichtig geworden und habe mein Revier verlassen. Die rivalisierende
Gang hat mich erwischt. Aufgewacht bin ich dann im Gefängniskrankenhaus, mit
gebrochenen Knochen, Schnittwunden und so. Schädelbruch. Furchtbare Schmerzen.
Ich weiß noch, dass ich damals am liebsten gestorben wäre. Ich hatte mein Leben
satt, ich hatte mich selbst satt. Ich wusste, dass ich, wenn ich es überlebe
und irgendwann auf Bewährung wieder rauskomme, auf der Straße lande und das
Ganze von vorn losgeht. Dort, wo ich aufgewachsen bin, geht man entweder ins
Gefängnis, oder man stirbt jung. Klingt ganz anders als die Umgebung, in der
Sie groß geworden sind, nicht wahr?"
    Baxter
zuckte mit den Achseln.
     "In
mancher Hinsicht schon, aber einiges war gleich. In meinem Leben ging es nur um
mich selbst, genau wie bei Ihnen. Für mich zählte nur das, was schlecht war,
genau wie bei Ihnen. Vergnügen, Egoismus, Stolz - das war mein Leben, und ich
nehme an, Ihres war genauso."
    "0
ja."
     "Das
ist alles Sünde, und das Ergebnis ist immer gleich Leid, Schmerz, Zerstörung,
Verderben, dann Tod. In diese Richtung sind Sie gerade unterwegs, und Sie haben
es ganz schön eilig dabei."
    Baxter
nickte. "Und? Was ist passiert?"
     "Ich
habe Glück gehabt und überlebt, und kurze Zeit später habe ich einen Häftling
kennengelernt, einen Berufskriminellen, der keine Chance hatte, auf Bewährung
freizukommen. Er war der sanftmütigste und glücklichste Mensch, mit dem ich je
gesprochen habe. Er hatte keine Sorgen, jeder Tag war schön, das Leben war
großartig - und das sagte ein Mann, der fünfzehn Jahre im Hochsicherheitstrakt
verbracht hatte. Ein Gefängnispriester hatte ihm das Evangelium verkündet, und
so hatte er zu Gott gefunden. Er sagte, er würde für mich beten, so, wie er für
eine Menge schwerer Jungs im Gefängnis betete. Eines Abends lud er mich zum
Bibelstudium ein, und ich hörte zu, wie andere Gefangene ihre Lebensgeschichte
erzählten und Gott für seine Gnade, seine Liebe, seine Stärke und das Geschenk
der ewigen Erlösung dankten. Stellen Sie sich das mal vor: Ein Haufen
hartgesottener Krimineller, die in einem morschen Gefängnis weggesperrt sind,
singen Loblieder auf den Herrn. Ziemlich starker Tobak, aber genau das habe ich
gebraucht. Ich brauchte Vergebung, denn in meiner Vergangenheit gab es eine
Menge Sünden. Ich brauchte Frieden, denn mein ganzes Leben lang hatte ich Krieg
gegen mich selbst geführt. Ich brauchte Liebe, denn ich hasste jeden. Ich
brauchte Stärke, denn tief in meinem Innern wusste ich, wie schwach ich war.
Ich brauchte Glück, denn ich war so lange unglücklich gewesen. Und so beteten
wir zusammen, ich und diese schweren Jungs, die wie kleine Lämmer waren, und
ich bekannte vor Gott, dass ich ein Sünder war und dass ich durch Jesus
Christus erlöst werden wollte. Und von einem Moment zum anderen änderte sich
mein Leben. Es war so überwältigend, dass ich es immer noch nicht glauben kann.
Der Heilige Geist fuhr in mich, und der alte Manny Lucera starb. Ein neuer
Manny Lucera wurde geboren. Seine Vergangenheit ist vergeben, und er kann in
die Ewigkeit eingehen."
    "Was
ist mit den Drogen?"
     "Vergessen.
Die Kraft des Heiligen Geistes ist weitaus größer als menschliche Begierden.
Ich habe es tausendmal gesehen, bei Süchtigen, die alles versuchen, um
aufzuhören - Entzugseinrichtungen, staatliche Kliniken, Seelenklempner und
Ärzte, ausgefallene Medikamente, die als Ersatzdroge dienen. Wenn man süchtig
ist, ist man angesichts von Alkohol und Drogen machtlos. Die Stärke kommt von
woanders. Bei mir kommt sie aus der Kraft des Heiligen Geistes."
    "Zurzeit
fühle ich mich nicht sehr stark."
     "Das
sind Sie auch nicht. Sehen Sie sich doch an. Von der Washoe-Klinik zu einer
billigen Bar in einem heruntergekommenen Casino, und das innerhalb weniger
Stunden. Das ist

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