Grisham, John
rekordverdächtig."
"Ich
wollte nicht in diese Bar gehen."
"Natürlich
wollten Sie das nicht. Aber Sie haben es getan."
"Warum?"
Baxters Stimme war nur noch ein Flüstern.
"Weil
Sie noch nie in Ihrem Leben Nein gesagt haben." Baxter rollte eine Träne
über die Wange, und er wischte sie mit dem Handrücken weg. "Ich will nicht
wieder nach L. A."
"Da
können Sie auch nicht wieder hin."
"Können
Sie mir helfen! Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe Angst. Große
Angst."
"Lassen
Sie uns beten, Baxter."
"Ich
werde es versuchen."
Kapitel
19
Sechs Monate nachdem die Auseinandersetzung zwischen Trylon und Bartin vor
Gericht gegangen und damit öffentlich geworden war, hatte man das Schlachtfeld
abgesteckt und die Truppen in Stellung gebracht. Beide Seiten hatten umständlich
formulierte Anträge gestellt, die ihnen Vorteile bringen sollten, doch bis
jetzt herrschte eine Pattsituation. Natürlich wurde erbittert gefeilscht, um
Fristen, Zeitpläne, Tatsachenfragen und Beweiserhebung und darum, wer wann
welche Dokumente zu sehen bekam.
Während Horden von Anwälten wie die Berserker schufteten, schleppte sich der
Fall dahin. Ein Termin für den Prozess war nicht in Sicht, aber dazu war es ja
auch noch viel zu früh. Trylon wurden jeden Monat durchschnittlich 5,5
Millionen Dollar in Rechnung gestellt, und daher bestand überhaupt keine Eile,
den Fall abzuschließen.
Die Gegenseite, Bartin Dynamcis, zahlte genauso viel für eine energische
Verteidigung, die von den abgebrühten Prozessanwälten der renommierten Kanzlei
Agee, Poe & Epps koordiniert wurde. APE hatte vierzig Anwälte für den Fall
abgestellt und konnte - genau wie Scully & Pershing - auf einen äußerst
großzügigen Personalbestand zurückgreifen und noch mehr Mitarbeiter
hinzuziehen, wann immer dies notwendig sein sollte.
Das größte Problem, das bis jetzt bei diesem Fall aufgetaucht war, überraschte
beide Seiten nicht sonderlich. Als die Zwangsehe von Trylon und Bartin
gescheitert und das auf wackligen Füßen stehende Joint Venfüre der bei den
Firmen geplatzt war, hatte es handfesten Streit um die Dokumente gegeben.
Während der Entwicklung des B-10-Hyperschallbombers waren Hunderttausende,
vielleicht sogar Millionen Dokumente generiert worden. Die Wissenschaftler, die
bei Trylon angestellt waren, rafften alle Dokumente zusammen, die sie in die
Finger bekamen. Die Wissenschaftler von Bartin machten es genauso. Software
wurde weitergeleitet und umgeleitet, und einige Teile davon wurden zerstört.
Hardware, die in einem der beiden Unternehmen stand, tauchte plötzlich im
anderen auf. Tausende geschützter Dateien verschwanden. Kisten mit
ausgedruckten Dokumenten wurden gehortet und versteckt. Und während des ganzen
Hin und Hers beschuldigte ein Unternehmen das andere, gelogen, spioniert und
sogar gestohlen zu haben. Als sich der Staub wieder gelegt hatte, wusste keiner
mehr so genau, was der andere eigentlich hatte.
Aufgrund der militärisch bedeutsamen Art der Forschung sah das Pentagon mit
Entsetzen zu, wie die beiden Unternehmen aufeinander losgingen. Gemeinsam mit
mehreren Geheimdiensten übte es Druck auf Trylon und Bartin aus, damit diese
ihre schmutzige Wäsche geheim hielten, hatte aber letzten Endes keinen Erfolg
damit. Und jetzt wurde der Kampf zwischen den beiden Unternehmen von Anwälten
und Gerichten geführt.
Eine wichtige Aufgabe von Mr Wilson Rush und seinem Team bei Scully &
Pershing bestand darin, sämtliche im Besitz von Trylon befindliche Dokumente zu
sammeln, zu indexieren, zu kopieren und zu lagern. Zu diesem Zweck wurde in
Wilmington, North Carolina, eine Lagerhalle gemietet, keine zwei Kilometer von
dem Testzentrum entfernt, in dem Trylon fast alle Teile der B-l0 entwickelt
hatte. Nach Unterzeichnung des Mietvertrages wurde die Halle komplett renoviert
und feuersicher, winddicht und wasserfest gemacht. Alle Fenster wurden
herausgerissen und durch eine fünfzehn Zentimeter dicke Wand aus Betonblöcken
ersetzt. Ein Sicherheitsdienst aus Washington installierte zwanzig
Überwachungskameras in der Lagerhalle. Die vier großen Tore wurden mit
Infrarot-Alarmen und Metalldetektoren ausgerüstet. Bewaffnetes Wachpersonal
patrouillierte auf dem Gelände der leeren Lagerhalle, und das lange bevor die
ersten Dokumente kamen.
Sie wurden in einem unauffälligen Sattelzug herangekarrt, in Begleitung von
bewaffneten Sicherheitsleuten. Bis Mitte September erfolgten über einen
Zeitraum von
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