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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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mit einem süffisanten Grinsen auf sie zu. "Tabor ist
durchgefallen", verkündete er selbstgefällig. "Ist das denn die
Möglichkeit? Einer aus Harvard versiebt die Prüfung." Kyle freute sich
nicht so sehr wie er. Sicher, Tabor war unbeliebt und ein Opportunist, aber er
hatte seinen Schreibtisch in ihrer Box, und dass er durchgefallen war, musste
ein schwerer Schlag für ihn sein. So übel war er gar nicht.
     
Es sprach sich herum; die Zahl der Opfer stieg. Alles in allem waren acht von
einhundertdrei Prüflingen durchgefallen, was eine Erfolgsquote von
zweiundneunzig Prozent bedeutete, ein hervorragendes Ergebnis für eine Kanzlei.
Wieder einmal war bewiesen worden, dass sie die kommenden Stars und für noch
Größeres bestimmt waren.
     
Sie betranken sich, so gut es ging, und wurden dann in Limousinen, die die
Kanzlei organisiert hatte, nach Hause gefahren. Kyle hatte nur zwei Gläser
getrunken und ging zu Fuß. Auf dem Weg nach Chelsea rief er seinen Vater an und
teilte ihm die wunderbare Neuigkeit mit.
     
    Kapitel
24
          
Sein Termin mit Doug Peckham um zwölf Uhr am Freitag wurde als Arbeitsessen
bezeichnet, bei dem Dokumente aus einer Beweiserhebung besprochen werden
sollten, doch als Kyle zehn Minuten zu früh ankam, sagte der Partner:
"Lassen Sie uns feiern." Sie verließen das Gebäude und setzten sich
in den Fond eines Lincoln, einer jener unzähligen "schwarzen
Limousinen", die die Straßen der Stadt verstopften und Menschen wie
Peckham die Fahrt in einem gelben Taxi ersparten. Die Kanzlei hatte einen
ganzen Fuhrpark an schwarzen Limousinen in Rufbereitschaft.
     "Sind
Sie schon mal im >Eleven Madison Park< gewesen?", fragte Peckham.
    "Nein.
Ich komme zurzeit kaum in Restaurants, weil ich im ersten Jahr dabei bin und
entweder zu müde zum Essen bin, keine Zeit habe oder es einfach vergesse."
    "Beklagt
sich da jemand?"
    "Natürlich
nicht."
    "Herzlichen
Glückwunsch zur Prüfung."
    "Danke."
    "Das
Restaurant wird Ihnen gefallen. Großartiges Essen, sehr schönes Ambiente. Wir
genehmigen uns ein langes Mittagessen mit Wein. Ich weiß auch schon, welcher
Mandant dafür blechen wird."
     
Kyle nickte. Er war jetzt seit zwei Monaten dabei, trotzdem hatte er immer noch
Hemmungen, einen Mandanten für etwas zahlen zu lassen. Eine Rechnung zu
frisieren und Spesen anzuhäufen war ihm peinlich. Am liebsten hätte er gefragt,
was dem Mandanten in Rechnung gestellt werden würde. Nur das Mittagessen, was
eigentlich klar war, oder würde man den Mandanten auch für zwei Stunden seiner
und Peckhams Zeit bezahlen lassen? Aber er fragte nicht.
      
Das Restaurant befand sich in der Eingangshalle des ehemaligen Metropolitan -
Life-Gebäudes, mit Blick auf den Madison Square Park. Die Einrichtung war
modern, mit hohen Decken und riesigen Fensterfronten. Peckham behauptete
natürlich, den Küchenchef, den Oberkellner und den Sommelier zu kennen, und es
war keine Überraschung für Kyle, dass sie einen sehr guten Tisch mit Blick auf
den Park bekamen.
     "Das
mit der Beurteilung bringen wir am besten gleich hinter uns", sagte Peckham,
während er eine Brotstange in zwei Hälften brach und Krümel auf dem strahlend
weißen Tischtuch verteilte.
    "Beurteilung?
"
     "Richtig.
Als Ihr Mentor muss ich Sie nach bestandener Anwaltsprüfung beurteilen. Wenn
Sie durchgefallen wären, wären wir jetzt nicht hier, und ich würde nichts
Nettes über Sie sagen. Wahrscheinlich würden wir uns dann bei einem dieser
Straßenverkäufer einen fettigen Hotdog kaufen, ein bisschen spazieren gehen und
eine ziemlich peinliche Unterhaltung führen. Aber Sie haben bestanden, und
daher werde ich nett zu Ihnen sein."
    "Danke."
      
Während die Wassergläser gefüllt wurden, reichte der Kellner ihnen die
Speisekarten. Peckham kaute auf seiner Brotstange herum und ließ noch mehr
Krümel auf die Tischdecke fallen. "Sie rechnen überdurchschnittlich viele
Stunden ab. Genau genommen rechnen Sie eine beeindruckende Anzahl von Stunden
ab."
     "Danke."
Es überraschte Kyle nicht weiter, dass eine Beurteilung bei Scully &
Pershing damit begann, die Anzahl der abgerechneten Stunden zu erwähnen.
    "Von
den anderen Partnern und Senioranwälten habe ich nur Gutes über Sie
gehört."
    "Was
möchten Sie trinken? Einen Aperitif vielleicht?", fragte der Kellner.
    "Wir
bestellen Wein zum Essen", sagte Peckham fast grob, und der Kellner
verschwand.
    "Manchmal
scheint es Ihnen jedoch an Engagement zu fehlen, als hätten Sie sich noch nicht
ganz bei uns

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