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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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eingelebt. Stimmt mein Eindruck?"
    Kyle
schüttelte den Kopf und überlegte sich eine Antwort.
    Peckham
war ein geradliniger Mensch und immer sehr direkt. Es war wohl am besten, wenn
er genauso direkt antwortete. "Wie jeder andere Neue im ersten Jahr lebe,
esse und schlafe ich in der Kanzlei, weil das das Geschäftsmodell ist, dass
sich irgendein Mensch vor Jahren ausgedacht hat. So ähnlich geht es Ärzten im
Praktikum, die genauso auf die Probe gestellt werden wie wir. Ich bin nur froh,
dass wir keine Kranken behandeln. Und ich weiß nicht, was ich noch tun könnte,
um zu beweisen, dass ich mich voll und ganz für die Kanzlei engagiere."
    "Das
ist ein Argument", entgegnete Peckham, der sich plötzlich nur noch für die
Speisekarte zu interessieren schien. Der Kellner stand am Tisch und wartete.
    "Wissen
Sie schon, was Sie nehmen?", fragte Peckham. "Ich bin am
Verhungern."
     
Kyle hatte bislang keinen Blick in die Speisekarte geworfen und war immer noch
pikiert darüber, dass man sein Engagement anzweifelte. "Ja, klar",
erwiderte er. Die Gerichte auf der Speisekarte hörten sich alle ganz köstlich
an. Sie bestellten, der Kellner beglückwünschte sie zu ihrer hervorragenden
Wahl, und dann kam der Sommelier. Irgendwann während des darauf folgenden, mit
Fachausdrücken gespickten Gesprächs über den Wein erwähnte Peckham eine
"erste Flasche" und eine "zweite Flasche".
     
Die erste Flasche war ein weißer Burgunder. "Der wird Ihnen
schmecken", sagte Peckham. "Einer meiner Lieblingsweine."
    "Ich
bin sicher, dass er mir schmecken wird."
     "Probleme,
Beschwerden?", fragte Peckham, als würde er die einzelnen Punkte auf der
Checkliste für die Beurteilung abhaken.
      
Just in diesem Moment begann Kyles FirmFone zu vibrieren. "Komisch, dass
Sie ausgerechnet jetzt darauf zu sprechen kommen", sagte er, während er
das Telefon aus der Tasche seines Jacketts zog und einen Blick auf die
eingegangene E-Mail warf. "Karleen Sanborn. Sie braucht jemanden, der im
Fall Placid Mortgage ein paar Stunden lang Akten wälzt. Was soll ich ihr
sagen?"
    "Dass
Sie mit mir zu Mittag essen."
      
Kyle gab den Text ein und schickte die E-Mail ab. Dann fragte er: "Kann
ich es abschalten?"
     "Natürlich."
Der Wein wurde gebracht. Peckham probierte ihn und verdrehte verzückt die
Augen. Zwei Gläser wurden eingeschenkt.
    Kyle
gab keine Ruhe. "Dieses Telefon ist eine Zumutung. Als Sie vor fünfzehn
Jahren angefangen haben, gab es keine Mobiltelefone, keine Smartphones, keine
FirmFones ... "
     "Wir
haben genauso hart gearbeitet", unterbrach ihn Peckharn mit einer
abwehrenden Handbewegung. Hör auf, dich zu beschweren. Leg dir eine dicke Haut
zu. Mit der anderen Hand hob er sein Weinglas, um den Inhalt zu untersuchen.
Dann nahm er einen Schluck und nickte.
    "Mein
Problem ist dieses Telefon."
     "Okay.
Sonst noch was?" Wieder wurde ein Punkt auf der Liste abgehakt.
     "Nein,
nur die üblichen Einwände wegen der Misshandlung der Neuen. Sie haben sie mit
Sicherheit schon gehört und wollen sie nicht noch mal hören."
     "Sie
haben Recht. Ich will es nicht hören. Kyle, die Partner wissen, was los ist.
Wir sind nicht blind. Wir haben es überlebt, und jetzt heimsen wir den Gewinn
ein. Das Geschäftsmodell ist schlecht, weil alle darunter leiden. Glauben Sie,
mir macht es Spaß, mich jeden Morgen um fünf aus dem Bett zu quälen, um
anschließend zwölf überaus anstrengende Stunden in der Kanzlei zu verbringen,
damit wir am Ende des Jahres den Gewinn aufteilen und wieder an erster Stelle
der Rangliste stehen können? Letztes Jahr haben die Partner von APE im Schnitt
1,4 Millionen verdient. Wir lagen bei 1,3 Millionen, und plötzlich brach Panik
aus. Wir müssen Kosten senken! Wir müssen mehr Stunden in Rechnung stellen! Wir
müssen mehr Anwälte engagieren und sie aussaugen bis auf den letzten
Blutstropfen, weil wir die Größten sind! Es ist verrückt. Niemand kommt und
sagt: >Weißt du was, ich kann auch von einer Million im Jahr ganz gut leben.
Dann hätte ich mehr Zeit für meine Kinder oder könnte öfter an den Strand
gehen.< 0 nein. Wir müssen die Nummer eins sein."
    "Eine
Million im Jahr nehme ich gern."
    "Das
kommt schon noch. Hiermit wäre die Beurteilung beendet."
    "Noch
eine Frage."
    "Bitte."
    "Es
gibt da eine sehr gut aussehende Anwältin, die mit mir zusammen angefangen hat,
und inzwischen entwickle ich gewisse Gefühle für sie. Wäre das ein
Problem?"
    "Das
ist streng verboten. Wie gut sieht sie aus?"
    "Sie
sieht mit jedem

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