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Größenwahn

Größenwahn

Titel: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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eigener Initiative etwas Bosartiges über mich bringen. Beileibe nicht aus Furcht, o nein! Sollte aber ein anderes Blatt über mich herfallen, so wolle er es eiligst abdrucken. (Aha!) So meldete, er einem »guten Freunde« neulich beim Skatspiel. Biedermann! 13 (schreibe: Dreizehn ) Bücher von mir hat es nun todtgeschwiegen, dies Blatt von ehernem Schlage! Früher posaunte es mich allerdings mal als Zukunftsgenie aus. Nun, » andre Zeiten, andre Ansichten « – wie der Chef der »Berliner Tagesstimme« so schön zu sprüchwörteln pflegt. Bravo! Giftiger Unrath bezeichnet, ja die Spur des Faulthiers, o gieriger Vielfraß, den man Presse nennt!
     
    Löbliche Hunde! Wollt ihr gütigst üben
    Um diesen Knochen des Skandals Gekläff?
    »Nicht doch! Todtschweigend beißt ihn in die Waden!«
    Knurrt der erfahrene Scheeren-Chef.
    Dies Büchlein ich gehorsamst dedicire
    Den hochgeschätzten Scheerenschleiferein.
    Da! Zum Todtschweigen reich' ich euch den Bissen
    Und einen Fußtritt obendrein.
     
    Das Leben eitel ist und undankbar.
    Den Adler überkrächzt der Krähen Schaar.
    Gegängelt von bestochener Wichte Rath,
    Bestaunt der Pöbel, was die Ohnmacht that.
    Der Stümper bunte Jahrmarktsschilderein
    Sind blindem Unverstand ein Heiligenschrein.
    Der Tod jedoch gräbt aller Lüge Grab
    Und alle Schminke reißt er jählings ab.
    Der Mensch und jede Fälscherkunst vergeht.
    Das Werk alleine und die Kunst besteht.
    Die Schlachtendonner habt Ihr wohl gehört
    Von Königgrätz, von Sedan und von Wörth.
    Den Donner aber hören werd' ich nicht,
    Der Euren Größenwahn in Stücke bricht.
     
    Diese Menschen machen alle aus mir, was sie wollen. Die Schufte sehen in mir einen Schuft wie sie selber, die Ideologen in mir einen Ideologen. – Sei nie deiner Brüder Tyrann, aber auch nie ihr Narr! Ich aber bin zugleich ihr Tyrann und ihr Sklave, und oft ihr Hausnarr. Seltsames Räthsel!
     
    Kein Wörtchen wird heut so üppig mißbraucht wie das Epitheton »vornehm«. Man redet ja am liebsten von dem, was man nicht ist und hat.
    »Ein vornehmer Charakter!« »Wie vornehm diese Kritik gehalten ist!« Derlei übersetzt man aus dem Literarischen ins ehrliche Deutsch: »Ein geriebener Virtuose der Lebensklugheit!« »Ein schlaues Pröbchen händewaschender Interessenpolitik, die ihre Motive sorgfältig verschleiert!«
     
    Wie ich von Herzen bedaure, daß ich in meinem berechtigten Grimm dem einzigen Wahlverwandten, den ich jemals fand, Karl Schmoller , so harte Dinge sagen mußte! Und waren sie denn wirklich ganz gerecht? Soll man sich wundern, daß ein so bedeutender Mensch in ewiger Wuth gegen alles Bestehende sich verzehrt? Drückt ihn nicht wirklich die Noth, die grause Noth des Lebens? Freilich merkt man ja nichts davon, denn er selber befindet sich äußerlich kreuzfidel. Doch wer kann ins Innere eines Menschen und hinter die Coulissen schauen! Und im Grunde – leidet er nicht einfach an derselben Krankheit, die auch mich vergiftet? Wenn mich meine höhere Bildung in Sphären erhebt, wo die Gemeinheit des Lebens mich nicht mehr erreichen kann, so wäre es unbillig, von ihm das Gleiche zu fordern. Er sieht sich nur als Urkrast in einen Knäuel niedriger und widriger Verhältnisse verstrickt, sieht um sich her die Büberei triumphiren und wird zerrieben im Kampf mit den schmutzigen Sorgen des Alltagslebens. Es ist wahr, über die Menschen hat er sich wahrlich nicht zu beklagen. Jeder suchte sich ihm dienstbereit zu zeigen, Jeder bewies ihm äußerste Geduld und nur seine empörende Brutalität verschuldete es, wenn man ihn fallen ließ. Seine Natur zwingt ihn förmlich, Jeden vor den Kopf zu stoßen und überall Unfrieden zu stiften. Er ist ein Sprengstoff, dessen Nähe man flieht. Doch wie erklärt sich alles das aus den Verhältnissen! Muß es diesen Menschen nicht rasend machen, wenn dummdreiste Unfähigkeit über ihn wegtrampelt, wenn man nur an den Schlacken seiner formellen Unbehülflichkeit haften bleibt, statt in den inneren Kern seiner wilden Genialität zu dringen? unglücklicher Mann, dessen düstern Groll ich mitempfinde, ob er auch wie ein rußiger Titane allein abseit steht und nie dem olympischen Donnerer sich beugt! Er verkörpert gleichsam das Elementare des Irdisch-Thierischen, wie ich das Elementare des Transcendental-Dämonischen. Die Andern alle sind Schein-Puppen. Und die Hauptsache, bleibt eben doch immer, daß man überhaupt elementar sei, das Element eines wirklichen Seins in sich trage.
    Und darum, ob ich

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