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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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nicht einfach die Heckklappe zugezogen hatte, schlugen fünf scharfe Messer in seinen linken Oberschenkel ein. Der Explorer wurde erschüttert von dem Tier. Gleichzeitig knurrte es tief wie aus einer entfernten Höhle.
    Er wurde zurückgerissen, als wäre sein Bein an einem Güterzug angebunden. Seine Hand griff ins Leere, das Gewehr blieb, wo es war, und er rutschte über die Matratze, ohne sich irgendwo festhalten zu können. Unter ihm raste der Stoff vorbei, die Stoßstange, und dann landete er im Dreck hinter seinem Wagen. Hart schlug er auf, aber der Zug an seinem Bein war verschwunden. Also richtete Dick sich auf, wobei sein linkes Bein wegknickte. Er versuchte, sich an der Heckklappe festzuhalten, aber sie schlug zu, als er mit einem Hieb von den Beinen gesenst wurde. Alles geschah so schnell, dass er das Gefühl hatte, nicht einmal einatmen zu können. Gegen seinen Willen wurde er herumgewirbelt durch eine entfesselte Kraft.
    Das Letzte, was er sah, war dieser riesige Schädel, groß wie eine Schubkarre, dunkle Augen, Fell, die riesigen Zähne, die Sterne, der Boden, die Reifen, wie er sich rasend schnell vom Heck entfernte, durch die Büsche geschliffen wurde, in den Wald, in den lichtlos schwarzen Wald.
     

 
    Donnerstag
     
     
     
     
     
Jon schlief schlecht diese Nacht. Träume rissen ihn aus seinem Schlaf, Träume von einem kreisrunden Loch, das sich unter ihm auftat, ihn verschluckte, ohne dass er jemals wirklich aufschlug. Vorher wachte er jedes Mal auf, sein T-Shirt klebte klatschnass und kalt vor Schweiß auf seiner Brust und seinem Rücken, und er zog die Decke bis zu seinem Kinn wie ein Schutzschild gegen die unwirkliche Welt.
    Dementsprechend erwartete er, mit Fieber aufzuwachen, krank. Doch dem war nicht so, er wachte nur viel zu früh auf. Er wälzte sich von einer Seite auf die andere und beschloss, diese Nacht früh zu beenden. Für gewöhnlich konnte er weiterschlafen, auch wenn die Sonne schon aufgegangen war. Wenn er keine Sorgen hatte.
    Sein erster Blick galt der Schlafzimmertür. Geschlossen. Kein Geräusch.
    In der Toilette warf er das feuchte T-Shirt in den weißen Wäschekorb, nahm sich ein neues aus dem Schrank und zog sich an. Danach goss er sich reichlich Ridd in die Hand und rieb sich gründlich Gesicht, Ohren, Nacken und Hände mit dem Insektenmittel ein. Dann stellte er die Plastikflasche wieder zurück neben seine Zahnpastatube.
    Ohne einen weiteren Gedanken verließ er den Trailer und ging zur Abwechslung selbst mit gutem Beispiel im Team voran und kochte die erste Kanne Kaffee im Zelt, wo die beiden Bänke an dem langen Tisch standen und sie sich später gemeinsam zum Frühstück einfinden würden. Normal tat das Ray.
    Das musste er ihm lassen, als Chef war er ein absolutes Vorbild. Einer, der die Sache richtig im Griff hatte, einer, von dem er sich einiges abschauen konnte für die Zukunft.
    Die Luft schien eine Spur zu viel Sauerstoff zu haben, so frisch und klar bohrte sie sich in seine Lunge und legte sich wie ein kühles Tuch auf seine schlafwarme Brust. Trotzdem knöpfte er sich nicht die Jacke zu. Er genoss das Gefühl, alleine hier draußen zu sein, er und seine Schritte im Sand.
    Über dem See zerfaserte der Nebel, und ein Wasservogel landete in der Bucht. Selbst die Insekten störten ihn nicht, Schnaken und Mücken und Fliegen umschwirrten seinen Kopf und die Hände.
    Er klappte die Abdeckungen hoch, füllte die Kanne mit Wasser, den Filter mit Kaffee und schaltete die Maschine an. Aus einem halbleeren 40er Beutel im Industriekühlschrank holte er sich eine fingerdicke und unterarmlange Trockensalami.
    Gestern erst geöffnet und heute Abend leer, staunte er. Die Wurst war leicht scharf, das mochten sie alle. Wie eine Zigarre klemmte er die Salami in seinem Mund ein, während er mit einem alten Handtuch den Reif von den Bänken und dem Tisch wischte.
    Jetzt erst schaffte es die Bärin durch das Spiegelkabinett seiner Sorgen in sein Bewusstsein. Den Colt hatte er im Wohnwagen gelassen.
    Angeschossen hatte sie sich gewiss vom Acker gemacht, dachte er, die war über alle Berge. Er wollte auch nicht wieder rauf, die Pistole holen. Nicht, dass sie wach war.
    Ein Fauchen und Zischen drang aus der Kaffeemaschine, und er schüttete sich die größte weiße Tasse voll, die er finden konnte. Schwarz.
    Die Wohnmobile hinter ihm standen so still

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