Grolar (German Edition)
holte tief Luft und steckte sich den Colt vorne hinter der Gürtelschnalle in die Hose, »Ich bin den anderen helfen.«
Keine Reaktion.
Er stieß die Türe auf und überquerte den Platz. Der Sand knirschte unter seinen Stiefeln, und die Luft war frisch und kühl. Er sah die Silhouetten der anderen vor dem See und das ausglühende Lagerfeuer wie die Lava eines kleinen Vulkans.
Sobald er bei ihnen war, zeigte Dick auf ihn, »Nicht so lange rumknutschen, da oben. Helfen, helfen!«
»Lass den beiden ihren Spaß, die haben sich lange nicht gesehen, eh«, verteidigte Marten ihn und schleppte den Karton mit Saucen zum Container.
»Mann, klar«, sagte Dick, »ich mach doch nur Spaß. Ich wäre gar nicht mehr rausgekommen, ach, ich wäre gar nicht zum Barbecue erschienen!«
Sie waren jetzt alleine, die anderen waren weiter oben am Container, auch sie unterhielten sich.
Jon winkte ab, »Als ob du dir ein Grillen entgehen lässt.«
»Wenn meine Süße im Negligé auf mich wartet, schon!«
»Du hättest dir deinen Teller mit den Steaks in den Wagen mitgenommen«, er nahm sich einen grauen Plastikbeutel und sammelte den Müll vom Boden auf.
»Gut, das stimmt vielleicht, aber ich wäre im Wagen und ließ die Puppen tanzen!«
»Tja.«
»Wie kannst du so ruhig den Müll einsammeln hier?«
»Es geht.«
»Also ich könnte es nicht abwarten, diese Nacht würde ich kein Auge zu machen.«
Langsam ging er ihm auf den Geist, weil es so weit von seiner Wirklichkeit entfernt war, und deshalb sagte er, »Es war ja eine lange Fahrt.«
Dick richtete sich auf, »Ahaaa! Was? Auf der Fahrt? Und der Kleine?«
Sein Kumpel hatte ihn falsch verstanden. Ein Schalter legte sich um in Jon, »Hat geschlafen.«
Er lachte, »Und Ihr habt vorne ... nein, echt!«
»Ja.«
»Beim Fahren?«
Jon zuckte mit seinen Schultern. Er wusste nicht, wo er manchmal den Humor hernahm. Andere wären an seiner Stelle totenstill oder würden alles kurz und klein schlagen, so, damit es jeder sehen würde, wie sie sich fühlten.
»Mann ... ich könnte dir jetzt Fragen stellen!«
»Lassen wir es bei deiner Fantasie«, und gleichzeitig bereute er, das mit der Fantasie gesagt zu haben.
Dick schaute kurz zu ihrem Trailer, »Da war gar kein Erdrutsch, stimmt's?«
»Was? Doch, klar. Ich ruf doch nicht die Stadt an, zur Straßenräumung, wenn ich die nicht brauche. Das gäbe Ärger. Der Erdrutsch hat uns fast unterbrochen.«
»Beim Fahren. Hast du ein Glück.«
»Bin eben ein Glückspilz.«
Müll lag keiner mehr herum, Jon drehte die Tüte zu. Dick stopfte sich einige Bierdosen aus der Palette in die Taschen.
»Was hast du denn heute noch vor?«, fragte Jon.
»Zwei oder drei passen noch. Für mich ist der Abend noch nicht vorbei«, er knipste ihn mit dem Auge zu, »ich habe ja auch niemanden, der im Trailer auf mich wartet.«
Ich auch nicht, dachte Jon, »Dann trinke einen auf mich mit.«
»Das mache ich, das mache ich. Seid nicht so laut.«
»Versprochen.«
»Sonst klopfe ich.«
»Keine Sorge. Sind ja auch noch Kelly und Andy zwischen uns.«
»Die quieken sich auch was zu Recht jeden Abend ... na, gute Nacht.«
»Nacht.«
Eine letzte Dose wartete noch in der Palette.
»Schnapp sie dir«, sagte Dick und wandte sich ab. Mit dem Gewehr in der Hand, den Lauf nach unten gerichtet, eine Dose Kokanee in der anderen erklomm er schnaufend den flachen Hang.
Der Qualm des Lagerfeuers stach Jon in die Nase. Rechts von ihm der See, über ihm, die Sterne so dicht und hell, die Milchstraße so klar und deutlich zu erkennen, wie der Sprühstoß aus einer weißen Farbdose, rasch über schwarzen Lack gezogen. Auf einmal erinnerte ihn der Sternenhimmel an seine Zeit als Teenager in Vancouver, wo er mit seinen Freunden nachts Graffitis an die Wände von Häusern, Fabriken und Lastwagen gesprüht hatte.
Jon hörte, wie sich die anderen gegenseitig eine gute Nacht wünschten, Türen klappten, ein letztes helles Gelächter von Kelly und Andy, ein Bellen, dann war er allein, und er suchte einen Grund, sich nicht wieder auf einen Baumstamm zu setzen, der Glut beim Sterben zuzuschauen und dabei die Dose Bier zu trinken.
»Scheiße«, sagte er und ließ den Gedanken hinter sich, schlich am Rüttler vorbei zum
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