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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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nächste Meldung wurde ein Bericht über die bisher nicht
aufgeklärten Geschehnisse während und nach einer Beerdigung am Stadtrand
Berlins gezeigt: »Die Staatsanwaltschaft gab heute in einer ersten offiziellen
Erklärung bekannt, dass bisher keine weiteren Hinweise auf konkrete
Tatverdächtige ermittelt werden konnten. Man sei allerdings zuversichtlich, dass
in den nächsten Tagen mit Hilfe der Ergebnisse aus den Untersuchungen der
Spurensicherung erste konkrete Erkenntnisse gewonnen werden könnten.«
    Es folgte eine Filmeinspielung, die aufgrund einer technischen
Panne unkommentiert blieb. Ein Großfeuer in einer Industrieanlage war zu sehen.
Dutzende von Löschzügen schleuderten ihre Schaumteppiche in ein Inferno aus
meterhoch züngelnden Flammen und gewaltigen Wolken pechschwarzen Rauches.
    Doch Gromek sah diese Bilder nicht mehr. Er war inzwischen
eingeschlafen.
     
    In Viktor Kilars Büro im Hochhaus der BodenGrund-Versicherung
brannte zu dieser späten Stunde immer noch Licht. Einer seiner Mitarbeiter kam
herein und reichte ihm ein Dokument mit einem dunkelblauen Aktendeckel.
    »Die Blutspuren am Sessel und an der Wodka-Flasche in Alexander Holtz'
Wohnung haben wir eindeutig als die von Michael Gromek identifiziert.«
    Kilar sah auf: »Und die Fingerabdrücke? Was ist mit den Fingerabdrücken?«
    »Vom Zielobjekt einmal abgesehen«, folgte prompt die Antwort, »nur
die von Gromek und der Delius. Ihre Vermutung war richtig. Das hat uns viel
Zeit und Mühe erspart, denn in unserer Mitarbeiter-Datei hätten wir
wahrscheinlich als letztes nachgesehen.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Kilar, in Gedanken schon bei dem Untersuchungsbericht,
den er gleich lesen wollte. »Gute Arbeit. Weiter so.«
    Zu seiner großen Verwunderung kam kurz darauf Direktor von
Eckersdorff in sein Büro. Er hatte eine Akte in der Hand. Eine wahrhaft seltene
Begebenheit, dachte Kilar bei sich, zumal zu solch fortgeschrittener Stunde.
    »Es trifft sich gut, dass Sie mich zu dieser Stunde noch aufsuchen.«
    Von von Eckersdorff' Augenbrauen wanderten in die Höhe.
    »Ich habe Ihnen eine unerfreuliche Nachricht zu überbringen.«
    Er berichtete von Eckersdorff von den Spuren, die in Holtz'
Wohnung gefunden worden waren:
    »Es deutet alles darauf hin, Herr Direktor, dass Michael Gromek
und Lisa-Marie Delius ganz entgegen unserer Planung - statt sich gegenseitig
... Nun, also, inzwischen scheinen sie zusammenzuarbeiten. Eine schöne
Bescherung ist das, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
    Direktor von Eckersdorff rieb sich nachdenklich das Kinn: »Sie
erwähnten vor einigen Tagen, dass Gromek hier gewesen sei, um Sie zu treffen.«
    »In diesem Büro«, bestätigte Kilar.
    »Ist ihnen klar, dass er - bis auf dieses eine Mal - das Büro seit
seinem Ausscheiden aus dem Dienst nicht mehr betreten hat!? Aufgrund der neuen
Beweislage glaube ich inzwischen, dass dieser Besuch nur ein Vorwand war.«
    Kilar sah seinen Vorgesetzten überrascht an: »Ein Vorwand!? Aber
wofür?«
    »Was hat er getan«, entgegnete von Eckersdorff ungeduldig, »als er
hier war? Wo war er überall?«
    »Nirgends«, antwortete Kilar und zuckte mit den Schultern. »Er hat
lediglich in demselben Sessel gesessen wie Sie.«
    Von Eckersdorff stand auf und legte seine Akte auf Kilars
Schreibtisch, so dass dieser neben dem üblichen Aufdruck ›Streng geheim‹ den
ihm bisher unbekannten Namen der Akte erkennen konnte: ›Operation Alamut‹.
    Direktor von Eckersdorff betrachtete den Sessel argwöhnisch, griff
an die Lehne und kippte die Sitzgelegenheit kurzerhand um. Dabei kam die
Abhörwanze zum Vorschein, die Gromek an dem bewussten Tag angebracht hatte.
Kilar traute seinen Augen nicht. Er stand auf, kam eilig um seinen Schreibtisch
herumgelaufen und betrachtete das Miniaturmikrofon aus der Nähe. Sein linkes
Augenlid begann zu zucken. Dann nahm er das erstaunlich fest klebende
Abhörgerät mit zwei Fingern ab, ließ es angewidert auf den Boden fallen und
trat mehrmals heftig mit dem Absatz seines rechten Schuhes darauf, bevor es
kaputt war.
    »So eine verdammte Schweinerei!« entfuhr es Direktor von
Eckersdorff. »Da hat uns dieser Gromek doch in bester Maulwurf-Manier ... unglaublich!«
    »Michael Gromek und Lisa-Marie Delius!? Ist das zu fassen!? Und
direkt unter unseren Augen! Aber so - so bekommt alles einen Sinn. Dann war
Gromek der mysteriöse Schutzengel, der der Delius den Russen vom Hals geschafft
hat. Alle Achtung. Darauf muss erst mal einer kommen!« schnaubte

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