Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
Mara begriff, was sie tat, war sie schon auf dem Weg zu ihm. »Falls es ein Scherz sein soll, so zeugt er von schlechtem Geschmack«, fauchte sie. »Falls es ein Test sein soll, bringen wir ihn hinter uns.«
»Weder noch«, sagte Thrawn, als sie den Rand des äußeren Displayrings erreichte und stehenblieb. »Die Wahl des Treffpunkts wurde uns von anderen Angelegenheiten aufgezwungen, die nichts mit Ihnen zu tun haben.«
Er hob leicht eine blauschwarze Augenbraue.
»Oder vielleicht doch. Das muß sich erst noch herausstellen. Sagen Sie mir, können Sie hier wirklich die Gegenwart des Imperators spüren?«
Mara holte tief Luft und spürte einen scharfen und gleichzeitig unwirklichen Schmerz in der Brust. Konnte Thrawn erkennen, wie sehr dieser Ort sie quälte, fragte sie sich? Konnte er die Erinnerungen und Empfindungen spüren, die über dem ganzen Endor-System lasteten? Und wenn ja, kümmerte es ihn überhaupt?
Er spürte es, okay. Das erkannte sie an der Art, wie er sie ansah. Was er davon hielt, kümmerte sie nicht. »Ich kann die Realität seines Todes spüren«, erklärte sie. »Es ist nicht angenehm. Bringen wir es hinter uns, damit ich von hier verschwinden kann.«
Er spitzte die Lippen, vielleicht wegen ihrer Annahme, daß sie die Schimäre tatsächlich wieder verlassen würde. »Nun gut. Beginnen wir mit dem Beweis für Ihre Identität.«
»Ich habe dem Captain der Gnadenlos einen hochklassigen Erkennungskode gegeben«, erinnerte sie ihn.
»Was der Grund dafür ist, daß Sie sich hier und nicht in einer Arrestzelle befinden«, sagte Thrawn. »Der Kode an sich ist kein Beweis.«
»Also gut«, sagte Mara. »Wir sind uns einmal begegnet, bei der öffentlichen Einweihung des neuen Parlamentsflügels des imperialen Palastes auf Coruscant. Während der Zeremonie stellte mich der Imperator Ihnen als Lianna vor, eine seiner Lieblingstänzerinnen. Später, bei der anschließenden Zeremonie im kleinen Kreis, enthüllte er Ihnen meine wahre Identität.«
»Und um was ging es bei dieser Zeremonie im kleinen Kreis?«
»Um Ihre geheime Beförderung in den Rang eines Großadmirals.«
Thrawn schürzte die Lippen, ohne die Augen von ihrem Gesicht zu wenden. »Sie trugen bei beiden Zeremonien ein weißes Kleid«, sagte er. »Abgesehen von der Schärpe hatten Sie nur ein einziges Schmuckstück angelegt. Erinnern Sie sich an dieses Schmuckstück?«
Mara mußte überlegen. »Es war eine kleine Schulterskulptur«, sagte sie bedächtig. »Linke Schulter. Eine xyquinische Skulptur, wenn ich mich recht entsinne.«
»Sie haben recht.« Thrawn griff an sein Kontrollpult und drückte einen Schalter; und abrupt war der Raum voller Holos von Schulterskulpturen auf ornamentierten Säulen. »Die, die Sie getragen haben, ist irgendwo in diesem Raum. Finden Sie sie.«
Mara schluckte und blickte sich langsam um. Sie hatte in ihrer Tarnrolle als Angehörige des imperialen Hofes buchstäblich Hunderte von Kostümen getragen. Sich an eine bestimmte Schulterskulptur zu erinnern...
Sie schüttelte den Kopf und versuchte, das unangenehme Prickeln abzuschütteln, das sie tief in sich spürte. Einst hatte sie ein hervorragendes Gedächtnis gehabt, das der Imperator mit seinem Training noch verbessert hatte. Sie konzentrierte sich, verdrängte die beunruhigende Aura dieses Ortes... »Das ist sie«, sagte sie und wies auf ein zerbrechliches Filigran aus Gold und Blau.
Thrawns Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber er schien sich ein wenig zu entspannen. »Willkommen daheim, rechte Hand des Imperators.« Er drückte ein zweites Mal auf den Knopf, und die Kunstgalerie verschwand. »Sie haben lange gebraucht, um zurückzukehren.«
Die glühenden Augen bohrten sich in ihr Gesicht, und die unausgesprochene Frage war offensichtlich. »Was hätte mich früher hier erwartet?« konterte sie. »Wer außer einem Großadmiral hätte meinen Anspruch als legitim akzeptiert?«
»War dies der einzige Grund?«
Mara zögerte, ahnte die Falle. Thrawn hatte jetzt seit einem Jahr das Kommando über das Imperium, und trotzdem kam sie erst jetzt zu ihm. »Es gab andere Gründe«, sagte sie. »Aber ich möchte im Augenblick nicht darüber sprechen.«
Sein Gesicht wurde hart. »Ich vermute, Sie möchten auch nicht darüber sprechen, warum Sie Luke Skywalker geholfen haben, Talon Karrde zu entkommen?«
DU WIRST LUKE SKYWALKER TÖTEN.
Mara zuckte zusammen, in diesem ersten schrecklichen Moment unsicher, ob sie die Stimme wirklich oder nur in ihren
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