Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
schluckte sie ihn hinunter. Keinen Rückzieher, rief sie sich streng zurecht. Wenn sie Karrde retten wollte, mußte sie es hinter sich bringen.
Skywalker schuldete es Karrde. Später, wenn er seine Schuld bezahlt hatte, konnte sie ihn immer noch töten.
Der Rücksturzalarm änderte seine Tonhöhe; noch dreißig Sekunden. Mara griff nach dem Hyperantriebshebel, wartete, bis der Zeiger auf Null gefallen war, und zog den Hebel an sich. Die Flecken verwandelten sich in Lichtstreifen und dann in die Schwärze des Weltraums. Des Weltraums und der dunklen Kugel eines Planeten direkt vor ihr.
Sie hatte Jomark erreicht.
Im Geiste kreuzte sie die Finger, schaltete das Interkom ein und aktivierte den Kode, den sie während des Fluges programmiert hatte. Das Glück war ihr hold; endlich. Thrawns Leute benutzten noch immer die imperialen Standardfunkfeuer. Auf den Displays des Blitzjägers erschien der Standort, eine Insel im Zentrum eines ringförmigen Sees, der bereits im Schatten der Nacht lag. Um sicherzugehen, löste sie das Funkfeuer erneut aus, fuhr den Sublichtantrieb hoch und begann mit dem Landeanflug. Und versuchte, jenes letzte Bild, das Gesicht des Imperators, zu vergessen ...
Das Heulen des Schiffalarms schreckte sie hoch. »Was?« schrie sie laut in das leere Cockpit, ließ die schlafverklebten Augen über die Displays huschen, suchte nach dem Grund für den Alarm. Er war nicht schwer zu finden: Der Blitzjäger hatte sich halb auf die Seite gedreht, und die Stabilisatoren kreischten unter der Belastung, als der Computer versuchte, die Maschine vor dem Abschmieren zu bewahren. Unerklärlicherweise befand sie sich schon tief in der unteren Atmosphäre, wo es nicht ratsam war, auf Repulsorantrieb umzuschalten.
Sie biß die Zähne zusammen, schaltete trotzdem um und warf einen kurzen Blick auf die Terrainkarte. Sie war nur ein oder zwei Minuten eingenickt, aber bei der Geschwindigkeit des Blitzjägers konnten selbst ein paar Sekunden der Unaufmerksamkeit tödlich sein.
Sie rieb sich die Augen, kämpfte gegen die Müdigkeit an und spürte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn trat. Übermüdet zu fliegen, hatten ihre Ausbilder sie gewarnt, war die schnellste und schmutzigste Art, seinem Leben ein Ende zu machen. Und wenn sie abgestürzt wäre, dann wäre es allein ihre Schuld gewesen.
Oder doch nicht?
Sie ging in den Gleitflug über, überzeugte sich, daß keine Berge auf ihrem Kurs lagen, und aktivierte den Autopiloten. Der Ysalamir, den Aves ihr gegeben hatte, war mit seinem tragbaren Nährgerüst neben dem Heckausstieg an der Wartungsluke des Maschinenraums befestigt. Sie streifte die Sicherheitsgurte ab und stolperte nach hinten...
Es war, als hätte jemand einen Lichtschalter umgelegt. In der einen Sekunde fühlte sie sich wie am Ende einer viertägigen Schlacht; einen halben Schritt später, nur einen Meter von Ysalamir entfernt, löste sich die Müdigkeit abrupt auf.
Sie lächelte grimmig. Ihr Verdacht war richtig gewesen: Thrawns verrückter Jedi-Meister wollte keine Gesellschaft. »Netter Versuch«, sagte sie laut. Sie löste das Ysalamirgerüst von der Wartungsluke, schleppte es ins Cockpit und stellte es neben ihren Sitz.
Auf dem Elektropulsscanner tauchten jetzt die Berge auf, die den See umgaben, und die Infrarotsensoren hatten ein bewohntes Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite registriert. Wahrscheinlich hielten sich dort Skywalker und der Jedi-Meister auf, entschied sie, eine Vermutung, die einen Moment später bestätigt wurde, als die Sensoren außerhalb des Gebäudes eine geringe Menge Raumschiffmaterials orteten. Weder auf dem Kraterrand noch auf der tiefer liegenden Insel waren Geschützstellungen oder Abwehrschirme zu entdecken. Vielleicht glaubte C’baoth, daß er auf so primitive Dinge wie Turbolaser zu seinem Schutz verzichten konnte. Vielleicht hatte er recht. Sie beugte sich über das Kontrollpult, hellwach jetzt, auf alles vorbereitet, und steuerte die Insel an. Sie hatte die Mitte des Kraters fast erreicht, als der Angriff erfolgte, ein plötzlicher Schlag gegen die Unterseite des Blitzjägers, der die ganze Maschine erschütterte. Der zweite Schlag kam nur einen Sekundenbruchteil später, traf diesmal das Bauchruder und schleuderte das Schiff hart nach steuerbord. Das Schiff wurde ein drittes Mal durchgeschüttelt, ehe Mara endlich die Waffe identifizierte: keine Raketen oder Laserblitze, sondern kleine, schnell fliegende Steine, die selbst von den hochempfindlichen Sensoren
Weitere Kostenlose Bücher