Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
durch die schmale Öffnung zu zwängen, aber nach einigen gescheiterten Versuchen gelang es ihr doch. Das Metall der oberen Hülle war unangenehm heiß, als sie nach draußen kletterte, aber die kalten Aufwinde von dem See zu ihren Füßen waren nach der überhitzten Luft im Innern eine willkommene Wohltat. Sie ließ die Luke offen, damit das Schiff abkühlen konnte, und blickte nach oben.
Und beschämt stellte sie fest, daß sie sich verrechnet hatte. Statt der geschätzten zehn oder fünfzehn Meter trennten sie in Wirklichkeit fast fünfzig Meter vom Kraterrand. Die riesigen Ausmaße des Kraters und die verzweifelte Eile bei der Landung hatten sie getäuscht.
»Nichts geht über ein wenig Bewegung nach einer langen Reise«, murmelte sie, zog den Lichtstab aus ihrem Gürtelset und ließ den Scheinwerferstrahl nach oben wandern. Der Aufstieg würde keine Kleinigkeit sein, vor allem mit dem schweren Gewicht des Ysalamirgerüsts, aber es war machbar. Sie befestigte den Lichtstab an der Schulter ihres Overalls und begann zu klettern.
Sie hatte vielleicht zwei Meter zurückgelegt, als ohne Vorwarnung der Fels vor ihren Augen in blendend helles Licht getaucht wurde.
Der Schock ließ sie an der Felswand wieder nach unten rutschen und hart auf dem Blitzjäger landen; aber als sie aufprallte, hielt sie bereits ihren Blaster schußbereit in der Hand. Sie blinzelte gegen die beiden Lichtquellen an, die ihr von oben entgegenstrahlten, und gab einen gezielten Schuß ab, der die linke zerstörte. Die andere erlosch sofort danach; und dann, noch während sie gegen die purpurnen Flecken vor ihren Augen anblinzelte, hörte sie ein leises, aber unmißverständliches Geräusch.
Das Trällern eines R2-Droiden.
»He«, rief sie gedämpft. »Du da – Droide. Bist du Skywalkers Astromecheinheit? Wenn ja, dann kennst du mich. Wir haben uns auf Myrkr getroffen – erinnerst du dich?«
Der Droide erinnerte sich. Aber der entrüstete Tonfall seiner Antwort verriet, daß dem R2 die Erinnerung nicht unbedingt gefiel. »Ja, schon gut, vergiß das jetzt«, sagte sie scharf. »Dein Meister steckt in Schwierigkeiten. Ich bin gekommen, um ihn zu warnen.«
Ein weiteres elektronisches Trällern, diesmal voller Sarkasmus. »Es ist wahr«, beharrte Mara. Die Flecken vor ihren Augen begannen zu verschwinden, und sie konnte die dunklen Umrisse des X-Flüglers erkennen, der fünf Meter von ihr entfernt auf seinen Repulsorkissen schwebte, die beiden Steuerbordlaserkanonen direkt auf ihr Gesicht gerichtet. »Ich muß sofort mit ihm sprechen«, fuhr Mara fort. »Bevor dieser Jedi-Meister dort oben entdeckt, daß ich noch immer lebe, und seinen Fehler korrigiert.«
Sie hatte noch mehr Sarkasmus oder sogar offenen Beifall für die Absicht des Jedi-Meisters erwartet. Aber der Droide sagte nichts. Vielleicht hatte er den kurzen Kampf zwischen dem Blitzjäger und C’baoths fliegenden Steinen beobachtet. »Ja, er hat versucht, mich zu töten«, bestätigte sie. »Heimlich und leise, damit dein Meister nichts bemerkt und keine unangenehmen Fragen stellt.«
Der Droide piepte eine Frage. »Ich bin hergekommen, weil ich Skywalkers Hilfe brauche«, sagte Mara und fügte erklärend hinzu: »Karrde ist von den Imperialen festgenommen worden und allein kann ich ihn nicht befreien. Für den Fall, daß du es vergessen hast – Karrde war derjenige, der dir und deinen Freunden dabei geholfen hat, die Sturmtruppler in einen Hinterhalt zu locken und von Myrkr zu entkommen. Du schuldest ihm etwas.«
Der Droide schnaubte. »Also gut«, fauchte Mara. »Tu es nicht für Karrde und tu es nicht für mich. Aber bring mich rauf, sonst wird dein Meister zu spät erfahren, daß sein neuer Lehrer C’baoth für das Imperium arbeitet.«
Der Droide dachte darüber nach. Dann, langsam, drehte sich der X-Flügler und näherte sich dem beschädigten Blitzjäger. Mara steckte ihren Blaster ins Holster, machte sich bereit und fragte sich, wie sie sich mit dem Ysalamirgerüst auf der Schulter in das Cockpit quetschen sollte.
Ihre Sorgen waren überflüssig. Statt ihr Zugang zum Cockpit zu gewähren, präsentierte ihr der Droide statt dessen eine der Landekufen.
»Das soll wohl ein Witz sein«, protestierte Mara, starrte die in Brusthöhe vor ihr schwebende Kufe an und dachte an den tiefen Abgrund zu ihren Füßen. Aber es war klar, daß der Droide es ernst meinte; und nach einem Moment kletterte sie widerwillig an Bord. »Okay«, sagte sie, als sie einen verhältnismäßig festen
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