Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
verflog ihre Besorgnis. Chewbacca war irgendwo in der Nähe, und nichts deutete daraufhin, daß er sich in Gefahr befand. Entspann dich, rief sie sich streng zur Ordnung, zog einen frischen Overall aus der Tasche und begann sich anzuziehen. Was immer diese Noghri auch sein mochten, sie waren keine Wilden. Auf ihre eigene Art und Weise waren sie ehrenwerte Leute, und sie würden sie nicht dem Imperium ausliefern. Zumindest nicht, bevor sie sie angehört hatten.
Sie schlang den letzten Bissen des Rationsriegels hinunter und lockerte ihren Gürtel, damit er nicht zu sehr gegen ihren geschwollenen Bauch drückte. Sie holte ihr Lichtschwert aus seinem Versteck unter der Pritsche und befestigte es offen an ihrer Seite. Khabarakh, erinnerte sie sich, hatte der Anblick der Jedi-Waffe von ihrer Identität überzeugt; hoffentlich reagierten die anderen Noghri ähnlich. Sie trat zur Tür des Backhauses, führte die Jedi-Entspannungsübungen durch und ging hinaus.
Drei kleine Noghri-Kinder spielten mit einem aufblasbaren Ball auf dem Grasflecken vor der Tür, die grauweiße Haut schweißglänzend im hellen morgendlichen Sonnenschein. Aber das schöne Wetter würde nicht von langer Dauer sein, wie Leia erkannte: Eine dunkle Wolkenwand verdüsterte den ganzen westlichen Himmel und kroch langsam nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen. Ihr konnte es nur recht sein; eine dichte Wolkendecke würde eine direkte teleskopische Beobachtung durch den Sternenzerstörer in der Umlaufbahn verhindern und gleichzeitig die verräterische Infrarotstrahlung verwischen, die sie und Chewbacca von den Noghri unterschied.
Sie sah wieder nach unten und stellte fest, daß die drei Kinder ihr Spiel abgebrochen hatten und nun in einer Reihe vor ihr standen. »Hallo«, sagte sie lächelnd.
Das Kind in der Mitte trat vor und fiel auf die Knie, in einer unbeholfenen, aber passablen Imitation der ehrerbietigen Geste der Älteren. »Mal'ary'ush«, miaute es. »Miskh'ha'ra isf chrak'mi'sok. Mir'es kha.«
»Ich verstehe«, sagte Leia und wünschte sich, Dreipeo wäre bei ihr. Sie überlegte gerade, ob sie es riskieren konnte, ihn über Interkom zu rufen, als das Kind wieder sprach. »Isch grüssse disch, Mal'ary'ush«, sagte es in mangelhaftem, aber verständlichem Basic. »Die Maitrakh errrwarrrtet disch immm dukha.«
»Vielen Dank«, sagte Leia mit einem würdevollen Nicken. Letzte Nacht hatten sie zum Ehrenspalier gehört; heute dienten sie als offizielles Begrüßungskomitee. Noghri-Kinder schienen schon sehr früh in die Rituale und Pflichten ihrer Kultur eingeführt zu werden. »Bitte begleitet mich zu ihr.«
Das Kind machte wieder die ehrerbietige Geste, sprang auf und lief zu dem großen, runden Gebäude, neben dem Khabarakh in der vergangenen Nacht gelandet war. Leia folgte ihm, flankiert von den beiden anderen Kindern. Sie betrachtete sie aus den Augenwinkeln und wunderte sich über die helle Farbe ihrer Haut. Khabarakhs Haut war stahlgrau; die der Maitrakh war noch dunkler. Bestanden die Noghri aus mehreren unterschiedlichen Rassentypen? Oder gehörte die dunklere Färbung zum Alterungsprozeß? Sie nahm sich vor, Khabarakh bei Gelegenheit danach zu fragen. Das dukha sah im hellen Tageslicht noch viel beeindruckender aus als in der Nacht. Die in Abständen von einem Meter in die Rundmauer eingelassenen Säulen schienen aus ganzen Baumstämmen zu bestehen, die man von der Borke befreit und mit schwarzem Marmorfurnier geglättet hatte. Das schimmernde Holz dazwischen war etwa bis zur halben Höhe mit kunstvollen Schnitzereien verziert. Als sie näherkamen, konnte sie erkennen, daß das verstärkende Metallband, das sich dicht unter dem Dachvorsprung um das gesamte Gebäude zog, ebenfalls verziert war – offenbar glaubten die Noghri an die Verbindung von Funktion und Kunst. Das ganze Gebäude war rund zwanzig Meter im Durchmesser und vier Meter hoch, wobei noch das drei oder vier Meter hohe kegelförmige Dach hinzu kam, und sie fragte sich unwillkürlich, wie viele Säulen im Innern nötig waren, um es zu stützen. Große Doppeltüren waren zwischen zwei der Säulen in die Mauer eingelassen und wurden von zwei kerzengerade dastehenden Noghri-Kindern bewacht. Sie rissen bei Leias Ankunft die Tür auf; mit einem dankenden Nicken trat sie ein.
Das Innere des dukha war nicht weniger beeindruckend als das Äußere. Es bestand aus einem einzigen offenen Raum mit einem thronähnlichen Sessel im Hintergrund, einer kleinen Nische mit einem schiefen
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