Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
Dach, aus einem verhangenen Fenster, das rechts von ihr zwischen zwei Säulen in die Wand eingelassen war, sowie einer Art Wandtafel auf der gegenüberliegenden Seite. Es gab keine stützenden Säulen; statt dessen spannte sich von der Spitze jeder Wandsäule eine schwere Kette zu einer großen, konkav gewölbten Schüssel, die in der Mitte des Raums hing. Vom Innenrand der Schüssel fiel indirektes Licht gegen die Decke und schuf dämmrige Helligkeit.
Ein paar Meter vor der Tafel saßen rund zwanzig kleine Kinder in einem Halbkreis um Dreipeo, der ihnen in ihrer Sprache offenbar eine Art Märchen inklusive der dazu passenden Toneffekte erzählte. Es erinnerte sie an die Geschichte ihres Kampfes gegen das Imperium, die er den Ewoks erzählt hatte, und Leia hoffte, daß der Droide darauf achtete, Darth Vader nicht zu diffamieren. Immerhin hatte sie es ihm im Laufe der Reise oft genug eingebleut.
Aus den Augenwinkeln nahm sie zu ihrer Linken eine Bewegung wahr: Chewbacca und Khabarakh saßen auf der anderen Seite der Tür einander gegenüber und waren in eine stumme Beschäftigung vertieft, die Hände und Handgelenke zu erfordern schien. Der Wookiee hatte innegehalten und sah fragend in ihre Richtung. Leia bedeutete ihm mit einem Nicken, daß alles in Ordnung war, und versuchte an seiner Aura zu erkennen, was er und Khabarakh trieben. Zumindest schien er dem Noghri nicht die Arme ausreißen zu wollen; das war immerhin etwas.
»Lady Vader«, sagte eine rauhe Noghri-Stimme. Leia drehte sich um und sah die Maitrakh auf sie zu treten. »Ich grüße dich. Hast du gut geschlafen?«
»Sehr gut«, versicherte Leia. »Deine Gastfreundschaft ist rühmenswert.« Sie sah zu Dreipeo hinüber und fragte sich, ob sie ihn zu seinen Pflichten als Dolmetscher zurückrufen sollte.
Die Maitrakh mißverstand. »Geschichtsunterricht für die Kinder«, sagte sie. »Deine Maschine hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, ihnen von den letzten Tagen unseres Lord Darth Vader zu erzählen.«
Von Vaders plötzlicher selbstmörderischer Rebellion gegen den Imperator, bei der es um Lukes Leben gegangen war. »Ja«, murmelte Leia. »Es hat lange gedauert, aber am Ende ist es ihm doch gelungen, sich vom Lügengespinst des Imperators zu befreien.«
Die Maitrakh schwieg für einen Moment. Dann straffte sie sich. »Folge mir, Lady Vader.«
Sie drehte sich um und ging an der Wand entlang. Leia schloß sich ihr an und bemerkte zum ersten Mal, daß auch die Innenwände des dukhas mit Schnitzereien verziert waren. Stellten sie die Geschichte ihrer Familie dar? »Mein Drittsohn hat neue Achtung vor deinem Wookiee gewonnen«, sagte sie mit einer Handbewegung zu Chewbacca und Khabarakh. »Unser Lord, der Großadmiral, kam letzte Nacht, um nach Beweisen dafür zu suchen, daß mein Drittsohn ihn getäuscht hat, was die Beschädigung seiner Flugmaschine betraf. Dank deinem Wookiee hat er keine Beweise gefunden.«
Leia nickte. »Ja, Chewie hat mir gestern abend erzählt, daß er das Schiff manipuliert hat. Ich verstehe nicht soviel wie er von Raumschifftechnik, aber ich weiß, daß es nicht leicht gewesen sein kann, zwei einander bedingende Fehlfunktionen vorzutäuschen. Ein Glück für uns alle, daß er den Weitblick und die Fähigkeit hatte, es zu tun.«
»Der Wookiee gehört nicht zu deiner Familie oder deinem Clan«, stellte die Maitrakh fest. »Dennoch vertraust du ihm, als wäre er ein Freund?«
Leia holte tief Luft. »Ich habe meinen richtigen Vater, den Lord Vader, nicht gekannt, als ich aufwuchs. Ich wurde statt dessen nach Alderaan gebracht und vom Vizekönig großgezogen, als wäre ich sein eigenes Kind. Auf Alderaan waren Familienbeziehungen die Grundlage unserer Kultur und Gesellschaft. Ich weiß noch, daß ich als Kind lange Listen von Tanten und Onkel und Kusinen auswendig lernen mußte, um zu verstehen, wie nah sie mit meiner Adoptivlinie verwandt waren.« Sie wies auf Chewbacca. »Chewie war einst nur ein Freund. Jetzt gehört er zu meiner Familie. Genau wie mein Mann oder mein Bruder.«
Sie hatten etwa ein Viertel des dukhas umrundet, als die Maitrakh wieder das Wort ergriff. »Warum bist du gekommen?«
»Khabarakh hat mir gesagt, daß sein Volk Hilfe braucht«, sagte Leia schlicht. »Ich dachte, ich könnte vielleicht etwas tun.«
»Einige werden sagen, daß du gekommen bist, um Zwietracht unter uns zu säen.«
»Du hast das gestern Nacht selbst gesagt«, erinnerte Leia. »Ich kann nur mein Wort geben, daß Zwietracht
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