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Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Titel: Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Schmerz auf. Hitze und Kälte durchpflügten die Luft und ließen die Gänge beben, und der Herzschlag des Drachen klang in den Wänden wider, als wollte er sie niederreißen. Mit Schrecken sah Rima, wie sein Brodem schwächer wurde, und als Kayron ihn mit seinem Schwert an der Flanke traf, stieß sie einen Schrei aus. Sie umfasste die Schuppe mit aller Kraft. Rasend schnell flog sie dahin, und gerade, als sie die Kälte des Drachenschattens auf ihrer Haut fühlte, riss die Kreatur den Kopf in den Nacken und schlug so heftig mit den Schwingen, dass die Decke des Tunnels auseinanderbrach. Die Flammen seines Körpers wurden heller, Mondlicht fiel zu ihnen herein, und Rima wurde mitgerissen im Sog der Schwingen, als würden unsichtbare Fesseln sie aus dem Inneren der Erde ziehen.
    Hart schlug sie auf dem Grund der Klippe auf. Gesteinspartikel flogen durch die Luft. Sie sah hoch über ihr den Drachen und Kayron, der von einem Sturmwind getragen das Schwert emporriss, und als er eine Schwinge traf und der Drache niederstürzte, erbebte die Klippe, als wollte sie zerbersten. Rima stemmte sich hoch. Der Sturz hatte ihr eine Wunde zugefügt, die Blut über ihre Schläfe rinnen ließ, doch sie achtete kaum darauf. Kayron landete vor dem Drachen. Langsam trat er auf ihn zu – und mit einem mächtigen Satz sprang Rima vor.
    Atemlos richtete sie sich zwischen dem Drachen und dem Jäger auf und verspürte Genugtuung, als sie das Erstaunen in Kayrons Blick bemerkte. Dunkel erklang das versagende Schnauben des Drachen hinter ihr.
    »Was soll das, Halblingsbrut?«, zischte der Jäger. »Willst du mich herausfordern? Mach dich nicht lächerlich!«
    Er wollte auf sie zutreten, aber da riss sie die Schuppe in die Luft, und obwohl sie wusste, dass Kayron deren Glanz nicht sehen konnte, wich er zurück.
    »Dieser Drache ist nicht Eure Beute«, erwiderte sie und stellte zu ihrer Befriedigung fest, dass ihre Stimme fest klang und nichts von der Anspannung verriet, die ihr Herz flattern ließ. »Verschwindet, Jäger der Menschen! Ihr habt nichts verloren in diesem Teil der Welt!«
    Kayron stand regungslos da, während die Flammen über sein Schwert tanzten, als wollten sie sich auf Rima stürzen, und kurz sah sie das unheilvolle Glimmen in seinen Augen aufflackern wie einen Fluch. »Du weißt nicht, was du tust«, sagte er mit rauer Stimme, und bei den Worten wich zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, jeder Anflug von Spott aus seinen Zügen. »Du hast die Kriege nicht erlebt, die in früheren Zeiten diese Welt erschütterten. Du weißt nichts von der Tücke und Bosheit der Alten Drachen, nichts von ihrer Stärke, nichts von ihrer Verschlagenheit. Du weißt nicht, wie es sich anfühlt, das eigene Kind aus den Flammen zu holen, die der Feueratem einer solchen Kreatur über ein Dorf brachte. Du hast deinen Sohn nicht sterben sehen in der Glut dieser Bestien.« Er hielt inne, und etwas in seinem Blick ließ Rima den Atem stocken. Noch nie zuvor, das wusste sie, hatte sie einen solchen Schmerz gesehen wie in den Augen dieses Jägers, der nie gelernt hatte, über den Verlust seiner Familie zu weinen. Einen Moment lang sah sie das brennende Dorf der Halblinge so deutlich vor sich, dass sie meinte, die Flammen spüren zu können. Sie hörte ihren Onkel schreien, sie sah ihre Cousinen, die von der Glut verschlungen wurden, und sie fühlte den Schmerz in ihrer Brust, als der Schrei eines Drachen die Luft zerriss. Langsam schüttelte Kayron den Kopf. »Du ahnst nicht, welche Zerstörung die Drachen über die Welt bringen werden«, fuhr er fort. »Aber du weißt, was es bedeutet, jemanden zu verlieren. Was hätte dein Vater getan in diesem Augenblick?«
    Rima umfasste die Schuppe fester, denn sie spürte, dass seine Worte den Panzer durchbrachen, den sie um sich gelegt hatte. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass das Bild ihres Vaters vor ihr auftauchte, sein lachendes Gesicht am Rand ihres Bettes, seine Hand, die in geübter Bewegung Zauberwesen aufs Papier bannte, und sie nahm den Duft der Ascheschleier so deutlich wahr, als würde sie noch einmal allein auf dieser Klippe stehen, umtost von Tod und Dämmerung. Der Wind fuhr ihr durch die Haare. Sie spürte Tränen, die ihr über die Wangen liefen, und sie sah den Ring ihres Vaters auf dem Findling liegen wie einen Gruß aus einer weit entfernten Welt.
    Kayrons Stimme klang sanft, als er weitersprach. »Tochter eines Jägers«, sagte er leise. »Hast du vergessen, wer du bist? Hast du vergessen,

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