Große Kinder
einer anregend-natürlich-geschützten Umgebung allein oder gemeinsam spielen, normalerweise genau das Richtige, um ihr seelisches Gleichgewicht wiederzufinden und zu Kräften zu kommen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Kinder am Nachmittag, an den Wochenenden und in den Ferien genügend Freiräume haben, in denen sie ohne Anleitung durch Erwachsene und ohne von Kassetten, Fernsehbildern, Computerspielen über die Maßen festgehalten zu sein, zu zweit oder zu dritt auf Entdeckungsreise gehen können.
Selbstverständlich müssen Kinder, sobald sie ihre eigenen Wege gehen, auf die Gefahren, denen sie in der Welt begegnen können, aufmerksam gemacht werden. Für den Umgang mit dem Straßenverkehr ist das inzwischen fast selbstverständlich. Jedes Kind lernt, wie es richtig über eine Straße gehen muss. Nur wenige Kinder aber erfahren von ihren Eltern und Erziehern, wie man zum Beispiel richtig mit Feuer umgeht, wie man richtig klettert oder wie man Unfälle an natürlichen Gewässern vermeidet.
Vielleicht wissen wir Erwachsenen selbst nicht mehr, worauf es ankommt, und ziehen es daher vor, den Kindern einfach alles zu verbieten, was aus unserer Sicht gefährlich sein könnte.
Besser als Verbote aber sind praktische Hinweise, die man Kindern ab 6, 7 Jahren mit auf den Weg geben kann, am besten, indem man sie ihnen konkret zeigt. Einige Beispiele:
Wenn man klettert, darf man nur entweder eine Hand oder einen Fuß »loslassen«, weil man immer drei feste Haltepunkte braucht: also immer zwei Füße und eine Hand oder zwei Hände und einen Fuß.
Wenn man auf einen Baum klettert, darf man nur auf dicke Äste treten und nur möglichst nah am Stamm, weil sie außen brechen können.
Auf einen gefrorenen See darf man nur gehen, wenn schon Erwachsene drauf sind (weil sie schwerer sind).
Wenn keine Erwachsenen da sind und man nicht sicher ist, dass das Eis hält, darf man nur einen Schritt weit vom Ufer auf das Eis gehen (und bei Tauwetter müssen alle Kinder deutlich gesagt bekommen, dass das Eis nicht mehr betreten werden darf, auch wenn es so aussieht, als wäre es noch fest).
Nie in ein Wasser springen, das man nicht gut kennt: Man kann nicht wissen, was unter Wasser ist und woran man sich verletzen kann.
Feuer darf man nur im Freien machen, und über dem Feuer darf nur der Himmel sein (also nie unter Bäumen, im Lager oder einer Scheune).
Wenn man etwas anzündet, dann muss es auf einem Untergrund liegen, der nicht brennen kann: zum Beispiel Erde, Blech oder Steine.
Wenn etwas Brennendes wegfliegt (Funken), kann es anderesanzünden. Deshalb darf man kein Feuer machen, wenn es windig ist oder trockenes Gras und Blätter in der Nähe sind.
Im Wald nur mit Hilfe von Erwachsenen Feuer machen.
Wenn man etwas anzündet, muss man es auch ganz sicher wieder ausmachen. Feuer auszumachen ist oft schwerer, als es anzuzünden. Manchmal reicht pusten nicht, dann muss man die Glut austreten oder sie mit Wasser löschen.
Wenn ein Kind im Haus etwas anzünden möchte (ein Streichholz, eine Kerze), muss immer ein Erwachsener in der Nähe sein, der helfen kann, wenn etwas passiert.
Wenn man mit spitzen Gegenständen spielt (mit Speeren, Pfeilen, Stöcken), darf man sie nie in die Richtung werfen oder schießen, in der andere Kinder oder Erwachsene sein können.
Auch mit Spielzeugpistolen oder -gewehren soll man nie auf Menschen zielen.
Wenn Kinder rausgehen, sollten sie am besten immer mindestens zu dritt sein, damit einer Hilfe holen kann, wenn mal etwas passiert, und der andere beim vielleicht verletzten Kind bleiben kann.
Ich weiß, dass vielen Erwachsenen bei solchen Regeln die Haare zu Berge stehen, weil sie fürchten, man würde die Kinder geradezu ermuntern, Feuer zu machen oder sich anderweitig in Gefahr zu bringen. Aus Kindersicht ist das anders: Kindern leuchten diese Regeln im Allgemeinen ein. Sie fühlen sich durch solche »Tricks« einerseits ernst genommen, andererseits aber spüren sie die Sorge und die ernsthafte Warnung der Erwachsenen. Danach richten sie sich allemal eher als nach Verboten. Mit diesen Regeln werden die Gefahren klar benannt und die Kinder fühlen sich in die Verantwortung genommen. Dadurchbringen sie sich und andere erfahrungsgemäß weniger in Gefahr, als wenn ahnungslos und ohne dass die Erwachsenen etwas ahnen, damit beginnen, mit »Gefährlichem« umzugehen. Sie
müssen
sich aber von diesem Alter an mit den Risiken der Welt auseinander setzen und lernen, Gefahren zu beherrschen. Da
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