Große Liebe Desiree
allem, was nach dieser Reise lag. Sie hatte es bemerkt, aber nichts gesagt.
Die Zeit, die sie jeden Tag an seiner Seite verbracht hatte, war wunderbar gewesen, die Nächte voller Leidenschaft. Sie hatte Jeremiah vergessen und ihren Vater und den letzten Krieg, und sie hatte sogar versucht, nicht daran zu denken, was aus ihr werden sollte, wenn sie schwanger geworden war. Sie liebte Jack, und sie war glücklicher als je zuvor in ihrem Leben.
Aber neben diesem Glück gab es die düstere Gewißheit, daß Liebe allein für einen Mann wie Jack nicht genug war. Sie paßte nicht in seine aristokratische Welt voller Titel und Paläste, in der die Marine sein Leben bestimmte. Ebensowenig konnte er ein Yankee werden, der in einer Taverne über die Politik der Föderalisten diskutierte. Er hatte ihr nichts versprochen, denn er machte keine Versprechen, die er nicht halten konnte.
Er distanzierte sich schon von ihr, erleichterte ihr den endgültigen Bruch, indem er sie zu dieser Freundin schickte. Ohne Zweifel wußte er, wie man eine ehemalige Geliebte behandelte. Es schmerzte sie, auf diese Weise über sich selber zu denken, aber sie wollte sich nicht vor der Wahrheit verstecken. Sie war die Geliebte des Kapitäns, und in der Mannschaft hatte man sicher noch ganz andere Namen für sie.
»Ich werde dich natürlich jeden Tag sehen«, fuhr Jack fort, »obwohl Gott allein weiß, was diese ungeschickten Tölpel auf der Werft mit der Aurora anstellen, wenn ich nicht dabei bin und ihnen auf die Finger sehe.«
Obwohl er sie danach mit besonderer Zärtlichkeit liebte, war sie dankbar für die Dunkelheit, die ihre Tränen verbarg.
13. KAPITEL
So leise wie möglich zog Désirée die Tür der Kabine hinter sich zu und eilte den Gang entlang. Sie war früh aufgestanden, noch vor Tagesanbruch und vor Jack, der fest schlief. An diesem letzten Morgen wollte sie nicht mit ihm allein sein. Sie wollte später in die Kapitänskajüte zurückkommen, wenn um den Tisch herum die Offiziere saßen, um zu frühstücken und die Befehle für den Tag entgegenzunehmen, und Jack keine Zeit mehr für sie hatte.
Die meisten auf dem Schiff waren bereits auf den Beinen. Die Männer der Frühwache, die sich um vier Uhr aus den Kojen erhoben hatten, arbeiteten schon an Deck, und bald würde der neue Tag mit der üblichen Salve begrüßt werden. Désirée war sicher, daß Mary Clegg schon auf und angekleidet war. Sie wollte sich von ihr verabschieden und ihr eine kleine Mütze geben, die sie für das Baby gestrickt hatte, ehe Jack sie vom Schiff bringen würde.
Sie blieb einen Augenblick unter einer Lampe stehen und überlegte, welcher Weg wohl zu der Kabine der Cleggs führte. Ging es nach Backbord oder nach Steuerbord? Jack wollte nicht, daß sie zwischen den Decks herumlief, und sie hatte sich nie richtig zurechtgefunden. In dem Zwielicht konnte man sich leicht verlaufen.
»Désirée, meine Liebe, was für eine angenehme Überraschung, Sie hier zu treffen, noch dazu so früh.« Plötzlich stand Macaffery vor ihr in dem schmalen Gang und lächelte. »Ich fragte mich, wie ich Sie noch einmal sprechen könnte, und jetzt sind Sie hier, sozusagen an meiner Türschwelle.«
»Sie wissen sehr gut, wo ich zu finden bin.« Als Désirée sich entfernen wollte, griff Macaffery nach ihrem Arm und hielt sie fest.
»Nein, Missy, nicht so schnell. Natürlich weiß ich, wo Sie sich aufhalten - wer an Bord weiß das nicht? -, aber Ihr blonder Kapitän hat den Befehl gegeben, daß ich mich Ihnen nicht weiter als auf zwanzig Schritte nähern darf.«
»Ich habe nichts damit zu tun, ich schwöre es!« Sie war überrascht, wie stark der kleine Mann war. Seine Finger schlossen sich so fest um ihr Handgelenk, daß sie zusammenzuckte.
»Oh, das weiß ich. Warum sollten Sie so etwas veranlassen, wenn Sie selbst sich nie auch nur einen Schritt, ganz zu schweigen von zwanzig, von diesem Mann wegbewegen?« Er ließ den Blick über sie gleiten, schätzte sie ab, so daß ihr die Schamröte in die Wangen stieg. »Trotz Ihres Protestes war es also nicht so schlimm, das Bett mit ihm zu teilen, wie?«
»Hören Sie auf!« Sie sah ihn wütend an, nicht bereit, sich von ihm beleidigen zu lassen. »Ich sagte schon, ich habe Ihnen nichts zu sagen. Daran hat sich nichts geändert. Nichts, verstehen Sie? Ich werde Ihnen nicht helfen.«
»So.« Er lächelte schmierig, was Désirée nicht ausstehen konnte.
»So, ja! Ich werde nach Calais gehen und mich mit Monsieur de Monteil treffen, und
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