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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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eingeknetet, er hat vielmehr die Stadt an den Hafen, das Land ans Meer geknüpft. Er stärkte dadurch auch den Einfluss des Volkes gegenüber der Aristokratie und pflanzte ihm ein stolzes Selbstgefühl ein, da nun Matrosen, Rudermeister und Steuerleute die Macht in die Hände bekamen. Aus diesem Grund haben in späterer Zeit die dreißig Tyrannen die Rednerbühne auf der Pnyx, welche so angebracht war, dass die Redner aufs Meer hinaussahen, dem Lande zugedreht. Denn sie waren überzeugt, dass die Demokratie aus der Herrschaft zur See hervorgegangen sei und dass sich ein Volk von Ackerbauern viel leichter mit einem oligarchischen Regiment abfinden werde.» Auch Aristoteles wusste, dass die Stärkung der Seemacht mit dem Anwachsen des Selbstvertrauens der Massen einherging und jene deshalb Dinge des Staates in ihre eigenen Hände nahmen.[ 27 ]
    Da ein sozialer Aufstieg allein durch Arbeit und eine Verschiebung der Verhältnisse zwischen den Schichten nicht möglich war, sind der Perserkrieg und die späteren Kriege des Attischen Seebundes das Ferment gewesen, das die politischen Mitsprachemöglichkeiten auf breite Schichten erweiterte und zu einer neuen politischen Kultur aufgehen ließ. Die höchst aggressive Außenpolitik Athens und der Wunsch nach immer weiterer maritimer Machterweiterung in den auf Salamis folgenden Jahrzehnten standen in direktem Zusammenhang mit der inneren Entwicklung. Christian Meier hat dieses dialektische Wechselspiel zwischen Krieg und Demokratie in Anlehnung an das Heraklitwort, dass der Krieg der Vater aller Dinge sei, so beschrieben: «… der Perserkrieg und die anschließenden Kriege waren die conditio sine qua non der Demokratie. Der Krieg war insofern deren Vater.» Und «ohne Krieg und Seebund keine Demokratie … Krieg und Demokratie waren die Voraussetzungen der attischen Dynamik (übrigens bis hin zur Kunst), und die wiederum stärkte die Demokratie und führte oft genug zum Krieg.»[ 28 ]
    Vielleicht war die Meerenge von Salamis jenes «Nadelöhr», wie Meier einmal an anderer Stelle meinte, «durch das die Weltgeschichte hindurch musste», um das östliche Mittelmeer nicht ausschließlich den großen monarchischen Reichen zu überlassen, sondern auch jenen Griechen Entfaltungsmöglichkeiten bieten wollte, die nun in vielen kleinen selbständigen Gemeinden ohne monarchische Ordnung und ohne zentrale Macht lebten. Das immer stärker werdende Mitspracherecht der Bürger etablierte sich als ein folgenreiches Prinzip. Für den Fortgang der Weltgeschichte bedeutete Salamis also viel mehr als nur eine Seeschlacht. Dem englischen Philosophen und Ökonomen John Stuart Mill (1806–1873) zufolge sei Salamis auch für die englische Geschichte wichtiger gewesen als die Schlacht bei Hastings. Und vermutlich trifft das sogar auf ganz Europa zu.[ 29 ]

2. Mylae 260 v. Chr.
     
EIN «RABE» SCHREIBT WELTGESCHICHTE
Rom und Karthago im Kampf um das Mittelmeer
Im Ersten Punischen Krieg (264–241 v. Chr.) lieferte sich Rom mit dem damaligen Meereshegemon Karthago im westlichen Mittelmeer eine Reihe von Seeschlachten. Unter ihnen spielten die Kämpfe vor Mylae 260 v. Chr., am Kap Ecnomus 256 v. Chr., am Kap Bon 255 v. Chr. und bei den Ägatischen Inseln 241 v. Chr. eine besondere Rolle. Der große Konflikt zwischen den «Supermächten» des Mittelmeerraums ging zugunsten Roms aus, und Karthago verschwand für immer aus der Reihe der Seemächte. Da es ja auch anders hätte kommen können, stellt sich die Frage: Wäre eigentlich die griechisch-römische Tradition, in der Europa bis heute steht, bei einem Sieg Karthagos durch eine griechisch-karthagische zu ersetzen?
     
     
Die herausgeforderte Seemacht
    ielleicht war es mitleidige Heiterkeit, die über die siegessicheren karthagischen Kapitäne kam, als sie der merkwürdigen Flotte ansichtig wurden, vielleicht auch nur ungläubiges Staunen. Immerhin befehligten sie 130 kampferprobte Quinqueremen, jede mit erfahrenen Ruderern bemannt, die komplizierte Formationen und Manöver beherrschten. Doch was sich ihnen näherte, schien das genaue Gegenteil ihrer eigenen Flotte zu sein: Regelmäßiger Rudertakt war wohl der Römer Sache nicht, ihre Schiffe waren mit Menschen überladen, und im Vorschiff baumelte eine eigentümliche, bislang noch nie gesehene Holzkonstruktion an einem kurzen Mast.
Corvus –
«Rabe» sagten die Römer später dazu,
korax
die Griechen. Und so schlingerte denn mehr, als dass sie präzise fuhr eine etwa ebenso große

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