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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Vorteil. Denn als der Führer des attischen Schiffes sah, dass sie ein Barbarenschiff angriff, glaubte er, das Schiff Artemisias sei ein griechisches oder es gehe von den Feinden zu den Griechen über und helfe ihnen; darum wendete er ab und fuhr gegen andere Schiffe. So gelang es Artemisia, zu entfliehen und ihr Leben zu retten.» Xerxes, der das Ganze beobachtete, soll geäußert haben: «Die Männer sind bei mir zu Weibern geworden, die Weiber aber zu Männern!»[ 20 ]
    Der Geschichtsschreiber Diodor von Sizilien (1. Jh. v. Chr., genaue Lebensdaten unbekannt) bereicherte die Schlachtdarstellungen noch um die Details, dass die ionischen Griechen einen Mann aus Samos zu den Bundesgenossen entsandt hätten, der ihnen die Schlachtpläne des Königs verraten habe. Über die Manöver berichtet er, dass durch die Meeresenge die Perser ihre Linie verkleinern mussten und ihre Schiffe auf die hinteren Linien verteilten. Insgesamt wusste Diodor von 200 gesunkenen königlichenund 40 Schiffen des griechischen Bundes zu berichten. Von Plutarch hören wir die auch bei Herodot überlieferte Geschichte, dass der Großkönig Xerxes auf einem Thron auf einem Felsplateau gesessen habe und so das ganze Schlachtgeschehen überblicken konnte. Kurz vor der Schlacht soll eine frische Brise in den Sund von Salamis geblasen haben. Da die griechischen Schiffe eher schmaler und nicht ganz so hochbordig gebaut gewesen seien wie die persischen, konnten sie ihre Linie besser halten, während ihre Gegner abtrieben und die Formation nicht bewahren konnten. Aischylos schließlich beschreibt in
Die Perser
das Gemetzel plastisch wie ein großes Fischen: «Wie des Thunfischs Scharen man mit Spießen jagt,/so schlugen sie mit Ruderstangen, schleuderten/Gebälk, zertrümmernd alles. Ächzen hört man/und kläglich’ Wehgeschrei auf weitem Meer,/bis es verging im hüllend’ Schoß der schwarzen Nacht …»[ 21 ]
    Je länger der Kampf dauerte, desto mehr lösten sich die Formationen in allgemeines «Getümmel» auf, das man im Seekampf als Mêlée bezeichnet und das bis zur Schlacht von Trafalgar immer wieder auch als Taktik angewendet werden sollte. Im Wasser trieben Planken, Riemen, gekenterte Schiffe und Leichen – viele Leichen sogar. Zahlreiche persische und griechische Schiffe wurden zerstört oder versenkt. Herodot erzählt noch, dass viele Perser, wie etwa der Feldherr Ariabignes, ums Leben kamen, einfach weil sie nicht schwimmen konnten. Von den Griechen allerdings starben nur wenige, da sie sich schwimmend nach Salamis hinüberretten konnten. Erst am Abend endete der Schlachtenlärm, als er sich, wie Hölderlin im
Hyperion
formulierte, «im wilden klugbeherrschten Getümmel vertobte».[ 22 ]
    Mut und Muskeln hatten dem Hellenenbund an diesem Tag den Sieg geschenkt. Vielleicht hatte ja auch der durch Opfer besänftigte Dionysos eingegriffen. Doch was sollte nun geschehen, nachdem sich die persische Flotte nach Phaleron zurückgezogen hatte? Würde man am nächsten Tag weiterkämpfen? Zwar hatte die persische Flotte die größeren Verluste erlitten, doch war sie keineswegs vernichtet. Nach der Schlacht hätten sich die Griechen für eine zweite Angriffswelle gerüstet, schreibt denn auch Herodot. Doch zu der kam es nicht mehr. Obwohl die persischen Schiffe immer noch zahlenmäßig überlegen waren, befahl Xerxes den Rückzug von Heer und Flotte. Diese unerwartete Wendung schrieb Diodor der von Themistokles gezielt dem König zugespielten Absicht zu, die Schiffsbrückeüber den Hellespont zu zerstören, womit den Persern der Rückweg abgeschnitten worden wäre. Erst der persische Rückzug machte den Tageserfolg der Bundesflotte zum vollständigen Sieg der Seeschlacht bei Salamis.
    Die Seeschlacht bei Salamis, die gemessen an der Anzahl der Beteiligten eine der größten Seeschlachten in der Geschichte des Altertums war, hatte weitreichende Folgen: Zunächst und vor allem war das persische Expansionsstreben in Griechenland gescheitert. Großkönig Xerxes kehrte aus Furcht vor Unruhen nach Persien zurück. Zwar hielt sich noch ein Teil seines Militärs weiter in Griechenland auf, und es kam sogar zu einer zweiten Besetzung Athens, doch die Schlacht von Plataea ein Jahr später führte zur Vernichtung des persischen Landheeres. Etwa gleichzeitig wurde die persische Flotte, die sich auf der Halbinsel Mykale bei Milet in einem Schiffslager – man zog seinerzeit die Schiffe noch aufs Land – befand, ebenfalls durch die Griechen zerstört. So

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