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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Regel eine Schlacht darstellt, die zwischen den wichtigsten und modernsten politischen Mächten ihrer Zeit stattfand. Im Jahre 1241 musste in einer der größten Seeschlachten, die im westlichen Mittelmeer bis dahin geschlagen worden waren, die Seemacht Genua ihre schwerste Niederlage auf offener See hinnehmen. Kaiser Friedrich II. dagegen gelang vor der toskanischen Insel Montecristo ein epochaler Erfolg seiner Herrschaft auf See. Und ziemlich einmalig in der Seekriegsgeschichte dürfte zudem sein, dass eine Flotte zahlreiche geistliche Würdenträger abfing, die zu einem Konzil nach Rom reisen wollten.
     
     
Gekaperte Kirchenmänner
    in schwerer Sturm braute sich im Sommer des Jahres 1239 über dem westlichen Mittelmeer zusammen. Papst Gregor IX. Conti (1227–1241) verbündete sich mit den oberitalienischen Seemächten Venedig und Genua, um das sizilische Königreich zu erobern, das zum Herrschaftsgebiet Friedrichs II. (1212–1250), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Sizilien und Jerusalem, gehörte. Fünfzig Galeeren wollte man gemeinsam ausrüsten und ein schlagkräftiges Heer. Keiner der Bündnispartner sollte separate Friedensabkommen abschließen dürfen. Die Schiffe der beiden Seemächte sollten in diesem Krieg achtern die Banner beider Städte führen: Steuerbord flatterte Genuas Flagge mit dem heiligen Georg, Backbord jene mit dem heiligen Markus für Venedig. Und man begann sogar das Fell des Bären unter sich aufzuteilen, bevor er erlegt war. Venedig wollte Barletta und Salpi an der apulischen Küste für sich, Genua träumte von Syrakus auf Sizilien. Die Kriegsbeute wollte man gemäß den aufgewandten Kosten teilen. Das päpstlich-venezianisch-genuesische Bündnis stellte eine existenzielle Gefahr für Kaiser Friedrich II. und den Bestand seines Reiches dar, weil drei sonst untereinander zerstrittene Mächte ausnahmsweise einmal vereint gegen ihn handeln wollten.
    Die eigenartige Koalition der Erzfeinde Genua und Venedig zeitigte schon bald ein pikantes Resultat: Der mit dem Kaiser bis aufs Blut zerstrittene Papst Gregor IX. hatte nämlich zu einem feierlichen Konzil anlässlich des Osterfests 1241 nach Rom geladen, wo die Versammlung der Kirchenfürsten die Absetzung des Kaisers beschließen sollte. Von diesemPlan hatte auch Friedrich erfahren, und die beste Art, einer Absetzung zu entgehen, schien ihm wohl, gleich das ganze Konzil zu verhindern. Um die Anreise der Teilnehmer per Schiff von Südfrankreich oder Oberitalien zu behindern, verhängte der Kaiser eine Seeblockade. Eine äußerst delikate Aufgabe für seine Flottenkommandanten, wie sie niemals zuvor und auch niemals wieder Seestreitkräfte zu lösen hatten: Kriegsschiffe mit Klerikern als Prise – fürwahr eine ungewöhnliche Vorstellung.[ 1 ]
Neue Mächte auf dem Meer
    Das Mittelländische Meer stellte seit vielen Jahrhunderten das vitale Zentrum des antiken und mittelalterlichen Europa dar, und das blieb so, bis sich die Horizonte am Beginn der Frühen Neuzeit durch die Entdeckung der Neuen Welt zu den Ozeanen erweiterten. Für die Mittelmeer-Anrainer war es ein Binnenmeer, das vielfältige Kontaktmöglichkeiten bot. Alte Handelsverbindungen und die aus ihnen resultierenden prächtigen Profite ließen mächtige Städte wachsen. Neben den Arabern und dem Byzantinischen Reich, das sich im Früh- und Hochmittelalter nicht zuletzt dank seiner Kriegsflotte und des Griechischen Feuers als Seemacht behauptet hatte, entstanden etwa seit der Jahrtausendwende neue Seemächte. Dabei handelte es sich vor allem um Handelsstädte an den Küsten der Apenninhalbinsel wie Venedig, Genua, Pisa oder Amalfi. Diese neuen ökonomischen Kraftzentren verfügten vom Hochmittelalter bis zum Anbrach der Moderne über die effizientesten und größten Flotten im Mittelmeer. Allein Venedig war als Seemacht zur Zeit Kaiser Friedrichs II. so stark geworden, dass die Flotte der Serenissima mit Hilfe von Kreuzfahrertruppen 1204 das bis dahin als uneinnehmbar geltende Konstantinopel, die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches, erobern konnte. In Nord- und Westeuropa, wo man zwar ebenfalls schon lange eine entwickelte Seefahrt betrieb, erreichte der Seekrieg hingegen bis in die Frühe Neuzeit hinein nie das technische und organisatorische Niveau der großen Seemächte des Mittelmeers.
    Venedig und Genua waren zwar keine «klassischen» Imperien, deren politische Bedeutung auf der Herrschaft über gewaltige Ländermassenberuhte, wie es etwa beim

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