Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte
lediglich als Truppentransporter und Plattformen der Bogenschützen.
Kurz nach dem Sieg änderte der Kaiser die Strategie. Seine Flotte versuchte nun, die Genuesen mit kleinen schnellen Vorstößen in Atem zu halten. Das permanente Klarhalten der gesamten Flotte war für die Genuesen nicht nur mit beträchtlichen Kosten verbunden, weil die Bürger die Schiffe selbst bemannen mussten, sondern enthielt ihnen «das stolze Vorrecht der Initiative» vor. Auf der anderen Seite bezahlte auch Friedrich diese Strategie mit dem Ruin der eigenen Kassen:
«in armatione felicis stolii –
durch die Bewaffnung der glücklichen Flotte» sei der Staatsschatz erschöpft worden, ließ Friedrich nach der Kampagne 1241 an seine Verwalter schreiben. Doch so gelang es Genua nicht, die sizilische Flotte aus den Gewässern vor der eigenen Haustür zu vertreiben und selbst, wie es der ursprüngliche Kriegsplan vorsah, vor der sizilischen Küste aktiv zu werden. Der geplante gemeinsame Angriff Genuas und Venedigs auf das Königreich Sizilien kam nie zustande.[ 13 ] Langfristig jedoch erwies sich der große Seesieg von Montecristo für den Kaiser als Pyrrhossieg, denn er verschaffte dem Papst nur weitere Argumente für seine antikaiserlichePolemik. Ein Jahre später nach Lyon einberufenes Konzil setzte den Imperator dann doch noch ab. Für viele spätmittelalterliche Geschichtsschreiber bestätigte der Seesieg des Kaisers sein ohnehin schlechtes Image.
Die Seeschlacht von Montecristo war die größte, die in diesen Regionen des Mittelmeers tobte, und die erste überhaupt, die von der Flotte eines mittelalterlichen westlichen Kaisers geschlagen wurde. Umso erstaunlicher erscheint es auf den ersten Blick, dass sie in den Erinnerungsmedien nur wenige Spuren hinterlassen hat. Außer wenigen schriftlichen Belegen erinnern keinerlei Denkmale oder Gemälde an sie. Man könnte zugespitzt sagen, dass sie in den Jahrhunderten nach dem Ereignis bewusst vergessen wurde. Das lag vor allem daran, dass der dramatische Untergang der Staufer und der Bruch in der dynastischen Kontinuität in Süditalien auch die Erinnerungsgeschichte tiefgreifend beeinflusste. Es hätte aber nicht nur ereignisgeschichtlich, sondern auch memorialhistorisch anders kommen können. Hätten der Papst und seine Verbündeten diese Schlacht gewonnen, dann wären im Vatikan und in Rom die Bilder der Ereignisse von 1241 heute wahrscheinlich genauso präsent, wie sich die Erinnerungen an die Seeschlacht von Lepanto dem aufmerksamen Betrachter an vielen Stellen offenbaren.
Neben der medialen Amnesie rund um die Seeschlacht von Montecristo zeigt das Ereignis im universalhistorischen Kontext aber auch, dass im Kampf zwischen den vier großen Mächten jener Zeit, zwischen Kaiser, Papst und den in raschem Aufstieg befindlichen Seemächten Venedig und Genua, erstmals seit der Antike wieder Flottenbau und Flottenrüstung als zentrale Elemente der militärischen Auseinandersetzung in den Vordergrund traten. Das Meer zu beherrschen bildete die Voraussetzung für den strategischen Erfolg, und um diesen Erfolg zu erringen, bedurfte es einer Flotte, für deren Bau und Einsatz man sich nötigenfalls ruinierte. Diese Erfahrung Kaiser Friedrichs II. sollten dann in den folgenden Jahrhunderten noch viele Herrscher und Staaten machen.
9. Trafalgar 1805
«THE NELSON TOUCH»
Tollkühne Manöver und triumphale Siege sichern die britische Seeherrschaft
Die englische Flotte unter Admiral Horatio Nelson besiegte gleich mehrere bedeutende Seemächte der Zeit: Frankreich, Spanien und Dänemark. Dabei bediente sich der Seeheld einiger bis dahin unerhörter und zudem extrem riskanter Manöver. Seine Taktik, die als «The Nelson Touch» in die Geschichte einging, brachte der englischen Flotte bei Trafalgar 1805 den Sieg und bedeutete den Anfang vom Ende Napoleons. Der große Admiral, der selbst im Gefecht fiel, wurde zum wohl berühmtesten Helden der Seekriegsgeschichte. Und für mindestens ein Jahrhundert galt nun: «Rule Britannia, Britannia rule the waves.» Erst im Gefolge dieser Seeschlacht formte sich das Britische Empire zu seiner vollen Größe aus. Doch andrerseits: Ohne die Lösung des Längengradproblems einige Jahrzehnte zuvor hätten sich die Gegner 1805 vielleicht gar nicht gefunden…
«England expects …»
ast dreißig Flaggen musste man setzen, zwölfmal eine Kombination von mehreren Fahnen aufziehen, achtmal für je ein Wort und viermal sogar für je einen Buchstaben, dann
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