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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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selten musste man dann für Manöver Boote ausbringen und die rund 3000 Tonnen Wasser verdrängenden Kolosse mit Ruderkraft in neue Positionen schleppen.[ 6 ]
    Die Schiffe der Royal Navy wurden nicht mehr, wie in den Jahrhunderten zuvor, einzeln gebaut, sondern in geradezu industriemäßig organisierten Werften seriell hergestellt. Die bedeutendsten Schiffsbauplätzegab es in Plymouth, Portsmouth oder Chatham, wo auch die
HMS Victory
gebaut worden war. Mit der Entwicklung der Kiellinien-Taktik im 17. Jahrhundert begann man, Kriegsschiffe als Linienschiffe, als
ships-of-the-line
, zu bezeichnen. Sie wurden im 18. Jahrhundert in sechs Klassen oder «Ränge» eingeteilt; bei diesem
rating of warships
galt als entscheidender Faktor die Anzahl der Langrohrkanonen. Den ersten Rang nahmen Dreidecker ein, die 100 und mehr Kanonen, die sogenannten Stücke, trugen und fast 1000 Mann Besatzung benötigten. Dann folgten abgestuft Schiffe mit weniger Kanonen. Nur Schiffe der ersten drei Ränge gehörten zu den Linienschiffen.
    Doch der wohl wichtigste Faktor für den Erfolg der Briten auf See war ihre Artillerie. Die großen Linienschiffe führten auf ihren Kanonendecks leichte 12-Pfünder, schwerere 18- und 24-Pfünder sowie die besonders schweren 32-Pfünder. Man verschoss meistens eiserne Vollkugeln, aber auch mit Ketten oder Stangen verbundene Halbkugeln, die speziell zur Zerstörung der Takelage des Gegners eingesetzt wurden. Um die feindlichen Mannschaften zu bekämpfen, kamen Ladungen zum Einsatz, die aus vielen kleineren Kugeln, einer Art großer Schrotladung, den sogenannten Kartätschen, bestanden. Die
Scottish Carron Company
entwickelte Ende der 1770er Jahre zudem Kanonen mit kurzem Rohr und einem sehr großen Kaliber, die wesentlich leichter als normale Kanonen und in der Regel auf einer beweglichen Schiene montiert waren. Man bezeichnete sie nachihrem Hersteller als
Carronades –
Karronaden. Sie besaßen zwar nur eine geringe Reichweite, dafür aber eine verheerende Wirkung, wenn man sie mit Kartätschen lud, die bis zu 500 Kugeln enthielten. Nur auf englischen Schiffen dieser Zeit gab es solche Karronaden.
    Die «Teufelskanone»: Die
Scottish Carron Company
entwickelte Ende der 1770er Jahre eine Kanone mit kurzem Rohr und sehr großem Kaliber, die wesentlich leichter als normale Langrohrkanonen war und in der Regel auf einer beweglichen Schiene montiert wurde. Man bezeichnete sie nach ihrem Hersteller als Karronade. Die Reichweite der Karronaden war gering, dafür besaßen sie aber im Nahkampf eine verheerende Wirkung, wenn man sie mit Kartätschen lud. Von den Franzosen wurden sie deshalb «Teufelskanonen» genannt.
    Die Feuergeschwindigkeit dieser Vorderlader war abhängig von Kaliber und Art der Ladung. Die leichteren Kanonen ließen sich schneller laden, man brauchte etwa drei bis sechs Minuten dafür. Einen 32-Pfünder zu laden, dauerte schon bis zu fünfzehn Minuten. Manche Breitseiten wurden mit Spezialladungen versehen, wie etwa den sogenannten
double shoots
, bei denen gleich zwei Kanonenkugeln – natürlich mit doppelter Pulverladung – abgefeuert wurden. Die Ladezeit verlängerte sich zwar, dafür war aber die Wirkung größer. Wegen des besseren Drills der Stückmannschaften und überhaupt der eisernen Disziplin an Bord konnten englische Schiffe schon seit der Zeit, als 1588 die spanische Armada besiegt wurde, in der Regel ihre Kanonen doppelt so schnell laden und abfeuern als ihre Gegner. Dagegen hatte das französische Marinekorps durch die Revolution so sehr gelitten, dass gute und erfahrene Offiziere und selbst Kanoniere, die zu treffen verstanden, eine Seltenheit waren. Auch dies ließ die britische Flotte über Jahrzehnte so erfolgreich agieren und zeigt, dass die Royal Navy einen fundamentalen Anteil an der sozialen Disziplinierung der englischen Gesellschaft bis in die Führungsebenen besessen hatte.
    Der Beschuss von Holzschiffen durch all diese Geschosse verursachte fürchterliche Verletzungen, von denen ein großer Teil neben der direkten Wirkung der Metallteile vor allem durch herumfliegende Holzsplitter hervorgerufen wurde. Man konnte mit den Kanonen zwar bis zu zwei Kilometer weit schießen, aber die Treffsicherheit ließ schon nach mehr als einhundert Metern sehr nach. Außerdem erschwerten die Bewegungen des Schiffes das Zielen. Selbst bei leichtem Rollen konnte eine Breitseite leicht über das Ziel hinweggehen. Um schneller als beim herkömmlichen Luntenschloss, das mitunter

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