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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Pyramide, Baron Krokodil und Prinz Sieg ernennen.» Kaum war der Anker geworfen, kam sie an Bord, stürzte sich in seinen Arm und fiel tränenreich in Ohnmacht. Der «Baron Krokodil» war hingerissen. Dank der Großzügigkeit des Botschafters wohnte Nelson bei den Hamiltons und pflegte unter anderem auf Emmas Balkon seine Affäre mit der Lady, obwohl die bald bekannt werdende Geschichtedie Klatschmäuler von Neapel bis London beschäftigte. Ein draufgängerischer Seeheld mit einer skandalösen Beziehung – eine gute Mischung, um sich ein unsterbliches Andenken zu erwerben.[ 9 ]
    Eine weitere Hasardaktion sollte Nelsons Ruhm noch stärker festigen: Am 2. April 1801 führt er einen englischen Flottenverband in der Seeschlacht von Kopenhagen, in der die Flotte Dänemarks ausgeschaltet werden sollte, um die «bewaffnete Neutralität» Dänemarks, Schwedens und Russlands zu brechen. Die Flotte, zu der auch der berühmt-berüchtigte Kapitän Bligh von der ehemaligen
HMS Bounty
gehörte, stand unter dem Oberkommando von Sir Hyde Parker. Der mittlerweile zum
Vice Admiral of the Blue
, dem sechsthöchsten Rang der Royal Navy, aufgestiegene Nelson brach zunächst durch den Øresund bei Helsingør und Helsinborg. Diese schmale Stelle von gerade etwas über zwei Seemeilen Breite zwischen Dänemark und Schweden deckte auf dänischer Seite die starke, auf einer Landzunge weit ins Meer vorgeschobene, imposant-drohende Festung Kronenborg. Das Schloss – jenes Elsinore, in dem William Shakespeare seinen
Hamlet
spielen lässt – ist von starken Bastionen umgeben, die mit zahlreichen Kanonen bestückt waren. Eine Durchfahrt war also ein nicht ungefährliches Manöver, hängt doch die schnelle Passage von der Richtung der wechselnden Strömung ab, die hier mitunter bis zu fünf Knoten betragen kann. Bei einer Marschgeschwindigkeit der Flotte von fünf oder sechs Knoten kann eine starke Gegenströmung ein Schiff buchstäblich zum Stehen bringen – unter Kanonenfeuer einer Festungsbatterie ein eher ungemütlicher Zustand. Doch Nelson hatte Glück: Die abgefeuerten dänischen Kugeln erreichten seine Schiffe nicht, weil die schwedischen Kanonen am anderen Ufer schwiegen und die Flotte dicht unter Land auf der schwedischen Seite vorbeifahren konnte.
    Aber noch riskanter als die Durchfahrt war der Angriff auf die dänische Flotte vor Kopenhagen. Nelson ließ seine Schiffe von Norden kommend an Saltholm vorbei den Middelgrund umrunden, eine langgestreckte gefährliche Untiefe von 3 bis 5 Metern vor Kopenhagen, auf der heute eine lange Reihe von Windrädern steht. Östlich durch die Holkenderdybet, die Holländertiefe, und dann durch die Kongedybet, die Königstiefe, fuhren die Schiffe dann an die vor den Seebefestigungen der Stadt in Reihe verankerten dänischen Schiffe. Diese bildeten eine Feuereinheit mit Trekroner, der Drei-Kronen-Festung, der stärksten Küstenbatterie vorKopenhagen, sowie weiteren Küstenbatterien auf Amager. Einige englische Schiffe liefen tatsächlich auf Grund, obwohl man am Tag zuvor noch heimlich das Seegebiet ausgelotet hatte. Nun wurde wieder wie bei Aboukir mit etwa einer Kabellänge Abstand – das ist ein Zehntel einer Seemeile, also 185 Meter – gegenüber dem Gegner Anker geworfen und auf die Überlegenheit der englischen Artillerie vertraut. Doch die Dänen waren aus anderem Holz geschnitzt als seinerzeit die Franzosen in Ägypten. Sie hielten stand, und die Sache wäre um ein Haar schiefgelaufen.[ 10 ]
    Als der Kampf immer verfahrener wurde, erhielt Nelson von seinem Oberbefehlshaber Parker, der in sicherer Entfernung zum Schlachtort mit dem Rest der Flotte ausharrte, den Befehl, den Kampf abzubrechen. Doch Nelson gehorchte nicht: «Verdammt will ich sein, wenn ich das tue!» Vielleicht beschlich ihn die Furcht vor den Rohren der dänischen Batterien, denn wegen des Windes hätte er nur nach Norden, und ausgerechnet dicht an Trekroner vorbei, ablaufen können. Das hätte zum Verlust vieler Schiffe führen können. Später sollte er sich damit herausreden – zumindest will es so die Legende –, dass er das Fernrohr an sein Auge geführt habe, jedoch keine Signalflaggen erkennen konnte. «Foley, Sie wissen doch, dass ich nur ein Auge habe – also habe ich das Recht, ab und zu blind zu sein», soll er zum Kapitän seines Admiralsschiffes gesagt haben, und mit dem Fernrohr am blinden Auge: «Ich sehe wirklich kein Signal!»[ 11 ]
    Um doch noch zu siegen, bediente sich Nelson eines Bluffs. Er

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