Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
Vom Netzwerk:
der drückenden britischen Überlegenheit zur See entwarf der Kaiser ein raffiniertes Täuschungsmanöver. Alle an der Atlantikküste und im Mittelmeer blockierten französischen und spanischen Schiffe sollten versuchen, die britische Blockade zu durchbrechen, und Kurs auf die Karibik nehmen.
    Der Zweck des Manövers war, die englische Flotte vom europäischen Kriegstheater wegzulocken, da Napoleon darauf rechnete, dass starke britische Flottenverbände vom Kanal sowie vom Atlantik die Verfolgung der alliierten Flotte aufnehmen würden. Nach Ankunft der britischen Flotte in der Karibik sollte die französische Flotte sofort umkehren, mit einigen Tagen Vorsprung vor den verfolgenden britischen Schiffen wieder Europa erreichen und sich, wenn es gut ging, mit weiteren französischen und spanischen Verbänden aus dem Mittelmeer vereinen. Dann sollten die Schiffe die geschwächte britische Verteidigung des Kanals vernichten und die Invasion nach England decken. So der Plan. Die gesamte Idee der Invasion stand oder fiel mit dem Gelingen des raffinierten Täuschungsmanövers.
    Der schöne Plan scheiterte allerdings. Es gelang zwar, starke britische Verbände in die Karibik zu locken und sich mit einem zeitlichen Abstandvor ihnen wieder auf den Weg zurück nach Europa zu machen. Doch lief in krassem Widerspruch zu den Befehlen des Kaisers der französische Oberbefehlshaber der Flotte, Admiral Pierre Charles Villeneuve, nach einem Gefecht mit einem anderen britischen Geschwader nach Süden mit Kurs auf Cadiz und nicht in den Kanal. Napoleon tobte angesichts dieser Missachtung seiner Befehle, doch es nützte nichts: Villeneuve hatte damit eigenmächtig den napoleonischen Invasionsplänen für England ein vorläufiges Ende bereitet. Dass es sogar ein endgültiges Ende war, sollte sich bald herausstellen.
    Erneuter Schutz durch «hölzerne Mauern»: In einer zeitgenössischen Karikatur kündigt ein zwergenhafter Napoleon John Bull, der Personifikation Englands, an, dass er seine Sieben-Meilen-Stiefel anhabe und deshalb demnächst über das Wasser nach England springen werde. Doch der unerschütterliche Pfeifenschmaucher bleibt gelassen, denn ihn schützen seine
wooden walls
, die sich am Horizont schon nähern. Wie schon bei Salamis 480 v. Chr., so garantierte auch in den Napoleonischen Kriegen eine kampfstarke Flotte den letztendlichen Sieg eines bedrohten Landes über einen militärisch stärkeren Gegner.
    Bereits am 29
.
September 1805 stieß Nelson mit weiteren drei Linienschiffen zur Blockadeflotte vor Cadiz und übernahm das Kommando. Erpostierte einige Fregatten vor
Cadiz
, die den Gegner beobachten sollten. Die Hauptstreitmacht seiner Flotte blieb jedoch hinter der Kimmlinie auf See, also für Beobachter vom Land außer Sichtweite. In den nächsten zwei Wochen richteten sich die Briten auf eine längere Blockade ein. Schiffe kamen und andere verließen den Flottenverband wieder für Reparaturen oder um Vorräte zu ergänzen. Mitte Oktober verfügte Nelson über 27 Linienschiffe und vier Fregatten. Im Hafen von Cadiz lagen jedoch 40 Kriegsschiffe der alliierten Flotte, eine immer noch deutliche numerische Übermacht. Am 19. Oktober begann die alliierte Flotte am frühen Morgen mit dem Anker-auf-Manöver. Doch es gab kaum Wind. Als um die Mittagszeit erst sieben Linienschiffe den Hafen verlassen hatten, schlief der Wind vollkommen ein. Nun musste man Boote zum Schleppen der riesigen Schiffe ausbringen. Erst am Mittag des nächsten Tages, am 20. Oktober, war die ganze alliierte Flotte auf See. Nelson hatte bereits rund zwei Stunden nach Beginn der Manöver vom Auslaufen der feindlichen Flotte erfahren. Er ließ deshalb seine Beobachtungsfregatten zum Gros der Flotte zurückkehren und traf erste Vorbereitungen, seine Schiffe für die Schlacht zu formieren.
    Seit Mitte des 17. Jahrhunderts bestand die Standardschlachtordnung in dicht aufgeschlossenen Linien, Schiff reihte sich an Schiff. Man versuchte mit dieser Linie entweder auf Parallelkurs zum Gegner zu gehen oder ein Passiergefecht zu führen. So begegneten sich zwei Linien von Schiffen – daher der Name Linienschiff –, die in Entfernungen zwischen 50 und 200 Metern feuerten, und das so schnell wie möglich. Da die Kanonen der Länge nach über die Schiffsdecks verteilt waren, brachten die Schlachtschiffe auf diese Weise am besten ihre Breitseiten zur Geltung. In der Regel war die Schlacht beendet, wenn man die Linie nicht mehr halten konnte, Schiffe durch

Weitere Kostenlose Bücher