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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Fleet, Admiral John Jellicoe, über die Stärke seines Gegners im Dunkeln, als er am Abend des 30. Mai 1916 seine Schiffe aus dem Flottenstützpunkt Scapa Flow auslaufen ließ, um einem Vorstoß deutscher Einheiten in die nördliche Nordsee zu begegnen. Jellicoes Streitmacht umfasste nicht weniger als 24 Schlachtschiffe in 6 Geschwadern, 3 Kreuzergeschwader mit 8 älteren Panzerkreuzern und 10 Leichten Kreuzern sowie 3 Zerstörerflottillen mit 51 kleineren Zerstörern. Am selben Tag stach auch Vize-Admiral David Beatty an der Spitze des englischen Schlachtkreuzerverbands mit 6 Großkampfschiffen in See, zu dessen Unterstützung das V. Schlachtschiff-Geschwader mit vier der modernsten britischen Schlachtschiffe aus der «Queen Elizabeth-Klasse» unter dem Kommando von Konter-Admiral Hugh Evan-Thomas detachiert war.
    Der deutsche Plan war simpel: Ein Vorstoß des Aufklärungsgeschwaders unter Konter-Admiral Franz Hipper, das im Wesentlichen aus den kampfkräftigen Schlachtkreuzern
Lützow
(Hippers Flaggschiff),
Derfflinger, Seydlitz, Moltke
und
Von der Tann
bestand, sollte vor der norddänischen Küste den englischen Handelsverkehr stören und damit das Eingreifen englischer Flottenverbände provozieren. Danach sollte Hipper den Gegner nach Süden locken, wo das Gros der Hochseeflotte mit 16 Schlachtschiffen, 5 Leichten Kreuzern und 32 Torpedobooten unter der Führung Scheers in einem Abstand von 60 Seemeilen den Schlachtkreuzernfolgte, in der Hoffnung, entscheidend in das Gefecht eingreifen zu können.
    Am Nachmittag des 31. Mai sichteten die deutschen Einheiten um 15:29 Uhr im Westen zunächst starke Rauchwolken und kurz darauf zwei Kolonnen schwerer Schiffe auf Nordkurs, die angesichts des Feindes auf Ostkurs schwenkten.[ 22 ] Doch verloren sie dabei aufgrund gestörter Signalübermittlung wertvolle Minuten, weil Evan-Thomas, der Kommandant des V. Schlachtgeschwaders, den Kurswechsel seines Vorgesetzten Beatty zwar sah, ihm jedoch ohne ausdrücklichen Befehl nicht folgen mochte; eine erste von vielen Kommunikationsstörungen, welche die nun folgende Schlacht prägten.

    Der englische Zeitverlust bei der Bildung der Kiellinie hatte zur Folge, dass zunächst nur die sechs Schlachtkreuzer
Lion, Princess Royal, Queen Mary, Tiger, New Zealand
und
Indefatigable
das Feuer, das die Deutschen um 15:48 Uhr auf eine Entfernung von 13.000 Metern eröffneten, erwidern konnten. Durch bessere Sichtbedingungen und leistungsfähigere Feuerleitsysteme erwies sich die deutsche Artillerie rasch als weitaus wirksamer; schon nach wenigen Minuten erhielt der Schlachtkreuzer
Indefatigable
im Artillerie-Duell mit der
Von der Tann
fünf schwere Treffer und explodierte.[ 23 ] Von den 1019 Mann Besatzung überlebten nur zwei. Kurz darauf, um 16:06 Uhr, hatte Evan-Thomas so weit aufgeholt, dass seine Schlachtschiffe mit ihren gewaltigen 38,1-Zentimeter-Geschützen das Feuer auf die Schlussschiffe der deutschen Linie,
Von der Tann
und
Moltke
(28-Zentimeter-Geschütze), eröffnen konnten. Zur gleichen Zeit erhielt jedoch auch die
Queen Mary
eine Serie schwerer Treffer, deren Wirkung Georg von Hase, 1. Artillerie-Offizier auf der
Derfflinger
, in seinen Erinnerungen folgendermaßen beschrieb: «Zuerst zuckte im Vorschiff eine grelle rote Flamme auf. Danach erfolgte im Vorschiff eine Explosion, der eine viel gewaltigere Explosion im Mittelschiff folgte, schwarze Bestandteile des Schiffs flogen in die Luft, und gleich darauf wurde das ganze Schiff von einer ungeheuren Explosion erfasst. Eine riesige Rauchwolke entwickelte sich.»[ 24 ] Nur neun Mann überlebten, und Admiral Beatty knurrte dem Kommandanten seines Flaggschiffs
Lion
, Captain Alfred Chatfield, zu: «Da scheint heute irgendwas mit unseren verdammten Schiffen nicht zu stimmen.»[ 25 ]
«Crossing the T»
    Während sich der Kampf zwischen den Schlachtkreuzern auf südsüdöstlichem Kurs als laufendes Gefecht der Schiffe auf Parallelkurs entwickelte, führte Scheer das Gros der Hochseeflotte mit 15 Knoten nach Norden. Um 16:38 Uhr sichtete Beatty die ersten Schiffe der Hochseeflotte und sah sich angesichts der drohenden feindlichen Übermacht genötigt, unverzüglich nach Norden abzudrehen – Jellicoe entgegen. Der jedoch hatte zu diesem Zeitpunkt keinerlei Überblick über die Lage, unter anderemdeshalb, weil auf Beattys Flaggschiff
Lion –
wie im Übrigen auch auf Hippers
Lützow –
die Funkgeräte ausgefallen waren. Nach der Schlacht schrieb Jellicoe deswegen vorwurfsvoll an

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