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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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stammt. Verdammt raffiniert so auf die Schnelle.«
    Carrie Lanier machte Popcorn. »Demnach spielen sie mit«, sagte sie.
    »Sieht so aus.«
    Sie kam heraus und stellte die Schüssel zwischen ihnen aufs Sofa. »Die müssen ganz schön nervös sein.«
    »Das hoffe ich doch.«
    Carrie zeigte auf den Fernseher. »Sieh doch mal, Monkey Mountain!«
    Ein blauer Leichensack wurde aus dem Vergnügungspark hinausgetragen. Eine Schullehrerin mit vor Erregung gerötetem Gesicht, eine Miss Pedrosa, wurde zu dem befragt, was vorgefallen war. Sie sagte, ihre Schüler hätten geglaubt, daß der Mann lediglich schlafe und nicht tot sei. Der Nachrichtensprecher sagte, das Opfer sei vermutlich ein erst vor kurzem eingewanderter Lateinamerikaner Mitte Dreißig. Ein Detective, der den Tatort untersuchte, sagte, es handele sich anscheinend um einen Selbstmord. Die Stimme des Detectives wurde von dem Gekreisch wütender Paviane auf einem Baum hinter ihm fast völlig übertönt.
    Carrie sagte: »Na ja, Mr. X sollte sich freuen. Endlich hat mal jemand anderer eine schlechte Presse.«
    »Ein seltsamer Ort für einen Selbstmord«, stellte Joe Winder fest.
    Carrie Lanier stopfte ihm eine Handvoll Popcorn in den Mund. »Ich hab heute mein neues Kostüm bekommen. Du fällst um, wenn du es siehst.«
    »Dann zeig mal.«
    Es war eine Art weißes Gymnastiktrikot aus Netzgewebe. Carrie schlüpfte hinein und nahm eine Madonna-Pose ein. »Ist es nicht schrecklich?« fragte sie.
    Joe Winder sagte, sie sehe unwiderstehlich verrucht aus. »Aber den Indianern wird es nicht gefallen.«
    »Ich habe auch ein Stirnband. Und eine schwarze Perücke.«
    »Die Seminolen haben keine Fischnetze angezogen; sie haben damit Fische gefangen. Übrigens, sind das deine Brustwarzen?«
    »Von wem sollten die sonst sein?«
    »Was ich meine – soll nichts darunter getragen werden?«
    »Ein hautfarbener Bodystocking«, sagte Carrie. »Ich hab wohl vergessen, ihn anzuziehen.« Übermütig stieg sie auf seinen Schoß und schlang ihre Beine um seine Taille. »Ehe wir zur Sache kommen«, sagte Carrie, »mußt du dir das Lied anhören.«
    Es war eine verfremdete Version des berühmten Titelsongs aus Evita. Sie brachen beide in schallendes Gelächter aus, als sie den Refrain wiederholte. »Ich kann es nicht glauben«, sagte Joe Winder.
    Carrie sang weiter: »Don’t cry for me, Osceola!« Winder vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten. Unbewußt begann er, durch das Netztrikot an ihnen zu knabbern.
    »Hör mal auf.« Carrie legte eine Hand auf seinen Hinterkopf. »Ich hab den Text vergessen.«
    Immer noch knabbernd sagte Winder: »Ich fühle mich wie ein Haifisch.«
    »Tatsächlich.« Sie drückte ihn noch fester an sich. »Ich kenne einen kleinen Jungen, der heute morgen vergessen hat, sich zu rasieren, stimmt’s?«
    »Ich habe geschrieben.« Seine gedämpfte Stimme drang aus dem Spalt zwischen ihren Brüsten.
    Carrie lächelte. »Ich weiß, daß du geschrieben hast, und ich bin stolz auf dich. Was gibt’s denn morgen Neues im Wunderland? Typhus? Trichinose?«
    Er hob den Kopf. »Keine Krankheiten mehr. Von jetzt an nur noch schwere Artillerie.«
    Sie küßte ihn auf die Nase. »Du bist ein total Verrückter. Warum hab ich dich eigentlich so gern?«
    »Weil ich voller Überraschungen stecke.«
    »Ach, meinst du so eine wie die?« Carrie faßte nach ihm und zog sacht. »Ist das für mich?«
    »Wenn du nicht aufpaßt.«
    »Halt still«, befahl sie ihm.
    »Willst du dieses Ding nicht ausziehen?«
    »Weshalb? Sieh dir doch nur diese hübschen Löcher an. Wir brauchen es nur ein bißchen zurechtzuschieben.«
    »Es ist nur gut«, sagte Joe Winder, »daß man dazu keine Kiemen braucht.«
    Er hielt die Luft an, während Carrie Lanier die Feinabstimmung vornahm. Dann schob sie ihm das mit Kunstleder bezogene Sitzpolster hinter den Kopf und stützte sich mit den Händen gegen die Fensterbank. Die Lichter vom Highway zauberten Reflexe in ihre Augen, bis sie sie schloß. Ganz langsam begann sie sich zu wiegen und sagte: »Heute abend schaffen wir sicherlich vier Volltreffer.«
    »Wie bitte?«
    »Ich hab’s dir doch gesagt, Joe. Ich brauche immer ein Ziel vor Augen.«
    »Ich glaube, ich hab mich verfangen.«
    »Das machst du ganz prima«, sagte sie.
    Er hielt sich wirklich gut, auch als Carrie Minuten später aufhörte, sich zu bewegen.
    »Was ist los?«
    »Joe, bist du heute in deiner Wohnung gewesen?« Sie flüsterte nur.
    »Für eine Minute, länger nicht. Ich brauchte ein paar

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