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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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gehaßt.«
    »Sir, das ist aber nicht so günstig«, sagte Charles Chelsea, »publicitymäßig.«
    »Wie kommen Sie darauf«, sagte Kingsbury. »Ich meine, Scheiße, was ist schon ein lausiger Wal für diese Leute. Sie wissen, wen ich meine – die Medien.«
    Charles Chelsea sagte, er würde es auf dem Weg zur Autopsie zu erklären versuchen.
     
    Joe Winders Sehkraft normalisierte sich wieder nach seinem Intermezzo mit Nina; er betrachtete das als eine Fügung des Schicksals. Er fuhr mit einem Taxi zur Card Sound Road und holte seinen Wagen. Als er in seine Wohnung zurückgekehrt war, zog er sich um und entschied sich für ein langärmeliges Hemd, eine schwarze Hose und eine dunkelblaue Krawatte in der Hoffnung, daß diese Eleganz von seinem zerschlagenen Gesicht ablenkte. Als er ins Wunderland kam, sah er, daß er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Alle begafften nur den toten Mörderwal.
    Sie hatten seine sterblichen Überreste auf einen der Parkplätze geschafft und das Gelände abgesperrt, um die neugierigen Gäste zurückzuhalten. Um Orkys Kadaver zu verstecken, der so groß war wie ein Güterwagen, hatte Charles Chelsea ein riesiges Zelt von einem Gebrauchtwagenhändler in Homestead gemietet. Das Zelt war bunt gestreift und trug die Aufschrift »SOUTH FLORIDA TOYOTATHON«. Ungefähr ein Dutzend elektrische Ventilatoren waren aufgestellt worden, um die Luft in Bewegung zu halten, die mehr und mehr nach dem toten Wal stank. Der Chefveterinär des Parks, ein Mann namens Kukor, stand bis zu den Knien in Ork y s Bauch, als Joe Winder eintraf.
    »Joe, Gott sei Dank«, sagte Chelsea in einem Ton ernster Dringlichkeit. Er führte Winder beiseite und sagte: »Mr. X ist da, um Ihnen eine Vorstellung zu vermitteln.«
    »Eine Vorstellung wovon?«
    »Davon, wie ernst dieser Vorfall ist.«
    Joe Winder sagte: »Charlie, ich möchte nicht respektlos sein, aber ich weiß nicht, wofür ich hier gebraucht werde.« Hinter sich hörte er, wie jemand eine Kettensäge anwarf.
    »Joey, überlegen Sie doch mal! Zuerst die verdammten Mangowühlmäuse und jetzt Orky. Es sieht aus, als vernachlässigten wir die Tiere. Und diese ganze Mörderwal-Affäre ist ziemlich schlimm. Vor drei Wochen stand ein Artikel in der Newsweek.« Charles Chelsea schwitzte reichlich, und Winder nahm an, daß dies etwas mit der Anwesenheit von Francis X. Kingsbury zu tun hatte.
    Chelsea fuhr fort: »Ich weiß, daß es unangenehm ist, Joe, aber Sie können gehen, sobald Doc Kukor uns die Todesursache genannt hat.«
    Joe Winder nickte. »Wie viele Worte?«
    »Dreihundert. Und ich brauche sie vor Mittag, vor den Frühnachrichten.«
    »Schön, Charlie. Später müssen wir uns mal unterhalten.«
    Chelsea linste durch die Lücken im Zelt und vergewisserte sich, daß sich keine Gaffer an den Sicherheitsleuten vorbeigeschlichen hatten.
    »Hören Sie«, sagte Joe Winder. »In diesem Park gibt es irgendwelchen Riesenärger. Gestern wurde mir deswegen fast die Seele aus dem Leib geprügelt.«
    Zum erstenmal bemerkte Chelsea den ramponierten Zustand von Joe Winders Gesicht. Er fragte: »Was zum Teufel ist denn passiert? Aber Moment, nicht jetzt. Nicht, während Mr. X hier ist. Wir reden später, versprochen.«
    Winder faßte nach seinem Ellbogen. »Ich muß alles über den Toten an der Brücke wissen.«
    Chelsea machte sich los und sagte: »Später, Joe, um Gottes willen. Regeln wir erst mal die aktuelle Krise, ja?«
    Gemeinsam kehrten sie zur Autopsie zurück. Anstatt sich auf Orkys Eingeweide zu konzentrieren, ließ Joe Winder seine Blicke über die kleine Gruppe offizieller Beobachter wandern: einen Beamten der Tierschutzbehörde, der sich Notizen machte; die Abschleppwagenfahrer, die den Walkadaver ins Zelt geschafft hatten; drei von Onkel Elys Elfenschar, die offensichtlich als zusätzliche Hilfe abkommandiert worden waren, und Francis X. Kingsbury persönlich, der wüst auf die widerwärtige Zeremonie fluchte.
    Nervös steuerte Chelsea Joe Winder neben Kingsbury und stellte ihn vor. »Das ist der Bursche, von dem ich Ihnen erzählt habe«, sagte der PR-Chef. »Unser As im Ärmel.«
    Kingsbury kicherte hohl. »Uns die Schuld geben? Verdammte Fischfreaks, wie kommen die dazu?«
    Joe Winder zuckte die Achseln. »Warum nicht?«
    Indem er sich schnell einschaltete, sagte Chelsea: »Keine Sorge, Sir, es beruhigt sich alles wieder. Das sind doch nur ein paar verrückte Tierfreunde, mehr nicht.« Er legte eine feuchte Hand auf Winders Schultern. »Joe hat dafür genau

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