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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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hatte.
    »Kein Gerede mehr von Mord«, sagte Charles Chelsea. »Versprechen Sie mir das.«
    »Na schön, aber nun zu dem akzeptableren Thema Selbstmordwer war der Tote, der an der Card-Sound-Brücke hing?«
    »Ich habe keine Ahnung, Joe. Das interessiert uns nicht.«
    »Es interessiert mich.«
    »Sehen Sie, allmählich mache ich mir Sorgen. Zuerst bedrohen Sie mich tätlich, jetzt kommen Sie mit den verrücktesten Theorien. Es ist alarmierend, Joe. Ich hoffe, ich habe mich hinsichtlich Ihrer hohen Belastbarkeit nicht getäuscht.«
    »Ich fürchte doch.«
    Behutsam legte Chelsea eine Hand auf Winders Arm. »Wir haben eine harte Woche vor uns. Ich möchte mich auf Sie verlassen können.«
    »Ich bin ein Profi, Charlie.«
    »So gefallen Sie mir. Bekomme ich Orky bis vier Uhr?«
    »Kein Problem«, sagte Winder. »Dreihundert Worte.«
    »Höchstens«, erinnerte Charles Chelsea ihn, »und ganz dezent.«
    »Was denn sonst?« fragte Joe Winder.
    In der ersten Fassung der Presseerklärung schrieb er: Orky der Mörderwal, ein beliebter, aber unberechenbarer Star im Wunderland der Abenteuer, verstarb plötzlich und unerwartet in der ver gangenen Nacht, indem er an einem fremden Objekt erstickte.
    Chelsea schickte die Presseerklärung zurück, nachdem er mit roter Tinte seine Änderungen angebracht hatte.
    In der zweiten Fassung schrieb Joe Winder: Orky der Wal, einer der interessantesten Tierstars im Wunderland der Abenteuer, verstarb in der vergangenen Nacht an plötzlich auftretenden Atemproblemen.
    Chelsea schickte sie mit weiteren Änderungsvorschlägen zurück, diesmal mit blauer Tinte.
    In der dritten Fassung begann Winder: Der liebenswerte Wal Orky, einer der interessantesten und temperamentvollsten Tierstars im Wunderland der Abenteuer, wurde heute morgen tot in seinem Becken aufgefunden.
    Während Pathologen Untersuchungen durchführten, um die Todesursache festzustellen, drückte Francis X. Kingsbury, der Gründer des beliebten Familien-Vergnügungsparks, seine tiefe Trauer über den plötzlichen Verlust dieses wahrlich majestätischen Lebewesens aus.
    »Wir haben Orky stets bewundert und ihn aufrichtig liebgewonnen«, sagte Kingsbury. »Er wargenauso ein Mitglied unserer Familie wie Robbie Raccoon und Petey Possum.«
    Joe Winder schickte die Presseerklärung in Charles Chelseas Büro hinauf und beschloß, nicht mehr auf weitere Änderungen zu warten.
    Ehe er den Park verließ, hielt Winder noch an einem Münzfernsprecher unweit des magischen Hauses an und führte einige Telefonate. Einer dieser Anrufe ging zu einer alten Nachrichtenquelle, die im Büro des ärztlichen Leichenbeschauers von Dade County arbeitete. Ein anderer Anruf ging zum Haus von Mrs. Will Koocher, wo eine Freundin ihm mitteilte, sie sei bereits zurück nach Ithaca geflogen, um dort auf den Sarg mit der Leiche ihres Mannes zu warten. Ein drittes Telefonat galt Nina zu Hause, die sich Joe Winders traurige Geschichte von dem toten Wühlmausdoktor anhörte und sagte: »Demnach ist es mit dem neuen Job also nichts, willst du das damit sagen?«
    »Kurzgefaßt, ja.«
    »Wenn du mich fragst, dann ist es auch deine Einstellung, die für das Problem verantwortlich ist.«
    Joe Winder entdeckte das aknefleckige Gesicht von Pedro Luz, das mißtrauisch hinter einem Fotokiosk hervorlugte, wo Touristen eine Schlange bildeten, um japanische Filme und Kameras zu kaufen. Pedro Luz lutschte schon wieder am Ende eines intravenösen Schlauchs; der Schlauch schlängelte sich zu einer Flasche hoch, die an einem beweglichen Stahlhaken hing. Immer wenn Pedro Luz einen Schritt machte, rollte der IV-Ständer hinter ihm her. Die Flüssigkeit, die aus der Flasche tropfte, hatte die Farbe dünner Hühnersuppe.
    Joe Winder sagte zu Nina: »Meine Einstellung spielt keine Rolle.«
    »Joe, du klingst...«
    »Ja?«
    »Anders. Du klingst anders.«
    »Charlie hat mich dazu gebracht, in einer Presseerklärung zu lügen.«
    »Und das schockiert dich? Joe, dieser Job ist doch ganz anders als der, den du vorher hattest. Wir haben doch ausführlich darüber gesprochen, ehe du dort angefangen hast.«
    »Ich kann falsche Zahlen veröffentlichen und verliere dadurch keine Minute meines Schlafs. Einen Mord zu vertuschen, ist aber etwas völlig anderes.«
    An Ninas Ende hörte er Papiergeraschel. »Ich möchte dir etwas vorlesen«, sagte sie.
    »Bitte, nicht jetzt.«
    »Joe, es ist das beste, was ich je geschrieben habe.«
    Winder schaute hinüber zu der Fotobude, aber Pedro Luz war

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