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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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entschlossen die Pistole aus Joe Winders Hosenbund und verstaute sie in ihrer Handtasche.
    »Falls Sie auf dumme Gedanken kommen sollten«, flüsterte sie.
    »Keine Chance«, sagte er. »Überhaupt keine.«

20
    Eine Schlinge aus dünnem Kupferdraht hing an Carrie Laniers Innenspiegel. Joe Winder fragte, ob es sich dabei um irgendeinen prähistorischen Talisman handelte.
    »Das ist ein Pessar«, sagte Carrie, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. »Eine Erinnerung an meinen Ex-Gatten.«
    »Es gefällt mir.« Winder versuchte, das Kompliment noch aufzumöbeln. »Besser als ein Stofftier.«
    »Er wollte Babys«, erklärte Carrie, schwenkte auf die Gegenfahrbahn und überholte einen Zementlaster. »Einen Jungen und ein Mädchen. Ein Haus mit einem weißen Holzzaun und einem großen Garten dahinter. Einen fahrbaren Rasenmäher. Einen Golden Retriever mit Namen Champ. Er hatte alles genau geplant.«
    Joe Winder sagte: »Das klingt doch ganz gut, bis auf den Hund. Mir wäre ein Labrador lieber gewesen.«
    »Nun, er wollte mich schwängern«, fuhr Carrie fort. »Jede Nacht, es war die reinste Routine. Ich sagte immer, okay, Roddy, wie du willst, machen wir uns ein Baby. Ich hab ihm nie von der Spirale erzählt. Und jeden Monat wollte er wissen: >Haben wir es geschafft, Süße? Haben wir eine Zygote?< Und ich erwiderte: >Tut mir leid, Liebling, ich glaube, wir sollten uns noch mehr anstrengen.<«
    »Was ist denn passiert?« fragte Winder. »Treibt er sich noch hier herum?«
    »Nein, tut er nicht.« Carrie rauschte die Einfahrt zum Highway 1 hinauf, ohne das Bremspedal zu berühren, und fädelte sich flüssig in den nach Norden strömenden Verkehr ein. Sie sagte: »Roddy ist oben in Eglin und sitzt eine kleine Strafe ab.«
    »Was sicherlich heißt, daß er entweder ein Drogenhändler oder ein korrupter Anwalt ist.«
    »Beides«, sagte sie. »Im vergangenen Monat schickte er mir ein Polaroidfoto von sich mit einem Tennispokal. Er sagte, er könne es kaum erwarten rauszukommen und wieder anzufangen, eine Familie zu gründen.«
    »Der Junge scheint nicht ganz in Ordnung zu sein.«
    »Er hat einen Ödipus-Komplex, jedenfalls ist das meine Theorie.« Carrie wies mit einem Kopfnicken auf das Pessar und sagte: »Ich hab das Ding aufgehängt, um stets daran erinnert zu werden, daß man bei Männern nicht vorsichtig genug sein kann. Zum Beispiel Roddy mit seinem Stanford-Diplom und seinem teuren europäischen Wagen und seiner dicken Anwaltspraxis mitten in der Stadt und allem, was das Herz sonst noch begehrt, die ganze Welt liegt ihm zu Füßen. Und dann entpuppt er sich als Scheißkerl, und als blöde noch dazu.«
    Winder sagte, sie wäre klug gewesen, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
    »Na klar doch, ich mußte an meine Karriere denken.« Carrie bog um eine Ecke und lenkte den Wagen auf einen Wohnwagenplatz und fuhr bis zum Ende eines schmalen Schotterweges. »Home sweet home«, sagte sie. »Verriegeln Sie die Tür. Das ist hier nicht gerade die beste Gegend.«
    Joe Winder fragte: »Warum tun Sie das für mich?«
    »Ich weiß es nicht genau, wirklich nicht.« Sie warf ihm die Schlüssel zu und bat ihn, ihr Waschbärkostüm aus dem Kofferraum zu holen.
     
    Bud Schwartz und Danny Pogue halfen Molly McNamara die Stufen des alten Hauses in Süd-Miami hinauf. Sie setzten sie behutsam in den Schaukelstuhl im Wohnzimmer und rissen die vorderen Fenster auf, um das Haus zu lüften. Bud Schwartz’ Hand pochte noch immer von der Schußwunde, aber seine Finger schienen wieder zu funktionieren.
    Danny Pogue sagte: »Ist es nicht schön, wieder zu Hause zu sein?«
    »Das ist es tatsächlich«, sagte Molly. »Könnt ihr mir vielleicht eine Tasse Tee machen?«
    Bud Schwartz fixierte auffordernd seinen Partner. »Ich geh ja schon«, sagte Danny Pogue. »Es macht mir gar nichts aus.« Fröhlich humpelte er in die Küche.
    »Er ist eigentlich kein schlechter Kerl«, sagte Molly McNamara. »Das seid ihr beide nicht.«
    »Die reinsten Musterknaben«, sagte Bud Schwartz. »Das sind wir.«
    Er ließ sich in einen Kapitänssessel aus dunklem Nußbaum sinken, stand aber schnell wieder auf, als wäre die Sitzfläche glühend heiß. Er hatte das verdammte Ding in seiner Tasche vergessen, bis es gegen seinen rechten Hoden stieß. Ungehalten holte er es aus der Tasche und legte es auf ein Rauchtischchen. Er hatte es in ein blaues Spitzendeckchen eingewickelt.
    Er fragte: »Können wir das irgendwohin tun?«
    »Im Regal über dem Herd steht ein

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