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Große und kleine Welt (German Edition)

Große und kleine Welt (German Edition)

Titel: Große und kleine Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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ihn, in denen aber ein Reichtum der Liebe und Hoffnung lag. Soulanges wurde umso trunkener durch sein Glueck und seine Liebe, da dieser Auftritt auf die Qualen folgte, die er waehrend des Balles erlitten hatte, und ergriff die Hand seiner Frau, um sie dankbar zu kuessen.
    "Hortense, was traegst Du denn an Deinem Finger, das mich so hart an die
Lippen drueckt?" fragte er lachend.
    "Es ist mein Diamant, den Du verloren zu haben glaubtest. Ich habe ihn heute Abend in einem Schubfach meiner Toilette wiedergefunden."
    Der Graf bewunderte eine so grosse Nachsicht, und am folgenden Morgen konnte Frau von Soulanges unter den wiedergefundenen Diamanten neue Haare legen, die nicht wieder weggeworfen wurden, wie die frueheren.

DER ARM
    In einer Gesellschaft erzaehlte einer der Anwesenden folgende
Geschichte:
    Einige Zeit nach seinem Einzug in Madrid lud der Grossherzog von Berg die vornehmsten Familien dieser Stadt zu einem Balle ein, den die franzoesische Armee der neuerworbenen Hauptstadt gab. Ungeachtet des Galaglanzes waren die Spanier sehr ernst, ihre Frauen tanzten wenig, und der groesste Teil der Geladenen setzte sich an die Spieltische. Die Gaerten des Palastes waren glaenzend genug erleuchtet, dass sich die Damen mit derselben Sicherheit in ihnen ergehen konnten, als waere es heller Tag gewesen. Das Fest war kaiserlich schoen. Nichts wurde aber auch gespart, um den Spaniern einen hohen Begriff von dem Kaiser zu geben, wenn es ihnen beliebte, von seinen Offizieren auf ihn zu urteilen. In einem Boskett nahe dem Palaste unterhielten sich zwischen ein und zwei Uhr morgens mehrere franzoesische Krieger von den Wechselfaellen des Krieges und von der Zukunft, die wenig erbaulich sein konnte, wenn man aus der Haltung der bei diesem Feste anwesenden Spanier einen Schluss ziehen durfte.
    "Meiner Treu," sagte der Ober-Chirurg des Armeekorps, bei dem ich Generalzahlmeister war, "gestern habe ich den Fuersten Murat foermlich um meine Zurueckberufung gebeten. Ohne gerade zu fuerchten, dass ich meine Gebeine auf der Halbinsel zuruecklassen muesse, ziehe ich es doch vor, die Wunden zu verbinden, die unsere guten deutschen Nachbarn geschlagen haben; ihre Saebel dringen nicht so tief in den Leib, wie die kastilianischen Dolche. Dazu kommt noch, dass die Furcht vor Spanien bei mir gleichsam zu einem Aberglauben geworden ist. Seit meiner Kindheit habe ich spanische Buecher gelesen, einen Haufen duesterer Nachtgeschichten und tausend Erzaehlungen von diesem Lande, die mich lebhaft gegen seine Sitten eingenommen haben. Und was meint Ihr wohl! Schon in der kurzen Zeit unseres Hierseins bin ich, wenn nicht der Held, doch wenigstens der Mitschuldige einer gefaehrlichen Intrige geworden, die so schwarz und finster ist, wie nur ein Roman der Lady Redcliffe sein kann. Ich folge gern meinen Vorgefuehlen, und schon morgen mache ich mich aus dem Staube. Murat wird mir gewiss meinen Abschied nicht verweigern, denn Dank den Diensten, die wir leisten, haben wir immer wirksame Fuersprecher."
    "Da Du Dich sobald davon machst, erzaehle uns doch Dein Abenteuer," forderte ihn ein Obrist auf, ein alter Republikaner, der sich um die schoene Sprache und Hoeflichkeiten der Kaiserzeit wenig kuemmerte.
    Der Chirurg blickte sorgfaeltig um sich, als wolle er jeden pruefen, der in seiner Naehe staende, und erst, als er sicher war, kein Spanier sei in seiner Nachbarschaft, begann er: "Gern, Obrist Hulot, denn wir sind hier nur Franzosen. Es sind nun sechs Tage her, dass ich gegen elf Uhr abends vom General Montcornet kam und mich nach meiner Wohnung zurueckbegab, die nur wenige Schritte von der Wohnung des Generals entfernt ist. Da warfen sich ploetzlich an der Ecke einer kleinen Strasse zwei Unbekannte oder vielmehr zwei Teufel ueber mich her und huellten mir Kopf und Arme mit einem grossen Mantel ein. Ihr koennt es mir glauben, dass ich schrie wie ein getretener Hund; aber das Tuch erstickte meine Stimme, und ich wurde mit einer ausserordentlichen Gewandtheit in einen Wagen gehoben. Als mich meine Gefaehrten von dem Mantel wieder befreiten, richtete eine weibliche Stimme folgende Worte in schlechtem Franzoesisch an mich:
    'Wenn Ihr um Hilfe ruft oder Miene macht, zu entfliehen, wenn Ihr Euch nur die geringste zweideutige Bewegung erlaubt, so ist der Herr, der Euch gegenuebersitzt, imstande, Euch ohne Bedenken niederzustossen. Haltet Euch also ruhig. Die Ursache Eurer Entfuehrung sollt Ihr jetzt erfahren. Wollt Ihr Euch die Muehe geben, Eure Haende gegen mich

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