Grosseinsatz Morgenröte
einsatzbereit.«
»Damit sind wir bei dem Punkt angelangt, der uns besonders interessiert«, unterbrach der Chef.
»Sie werden da wohl kaum einhaken können, General«, näselte Habcour. »Wir haben vom Space-Departement den Befehl erhalten, die ALPHA unter allen Umständen auf den Boden zu bringen. Ich habe mich nach den Anweisungen der vorgesetzten Dienststelle gerichtet. Es lag kein zwingender Grund vor, die GWA einzuschalten.«
Der Alte schritt langsam auf den Schreibtisch zu und stützte die geballten Hände auf die Platte.
»Sie hatten sogar zwei Gründe, Oberst«, korrigierte er beherrscht. »Zwei sehr gute Gründe! Erstens ist die ALPHA mit einem umwälzenden Triebwerk ausgerüstet, und zweitens hat die Besatzung dieses Schiffes auf dem Mars Dinge entdeckt, die äußerst wichtig sind. Sie wären verpflichtet gewesen, die GWA zu informieren, zumal es nicht sicher war, daß es dem Piloten gelänge, den Raumer auch tatsächlich auf der westlichen Halbkugel zu landen. Der Mann fühlte bereits die ersten Symptome der mit Fieber verbundenen Marskrankheit. Ich wiederhole, daß nur wir die Mittel und Möglichkeiten gehabt hätten, die Bruchlandung in Asien zu einer relativ harmlosen Angelegenheit herunterzuspielen.«
»Commander Ipsthal galt als fähigster Astropilot der Space-Force«, rief Habcour erregt. »Er hatte bereits zweihundertfünfundachtzig Mondreisen absolviert. Immer hat er seine Schiffe einwandfrei gelandet. Es erschien uns vollkommen ausgeschlossen, daß die ALPHA in Asien niedergehen könnte. Es wäre absurd gewesen, an eine solche Möglichkeit zu denken.«
Der Alte winkte resigniert ab.
Ich wußte nun, warum man mich in das Columbia-Atomwerk befohlen hatte. Die ersten Menschen, die den Mars betreten hatten, waren ausgerechnet in Ostasien gelandet; und das mit einem neuartigen Raumschiff, dessen Triebwerk die gesamte asiatische Wissenschaft in Aufruhr versetzen mußte. Die Starrköpfe vom Space-Departement hatten sich wieder einmal eine Eigenmächtigkeit erlaubt, die uns Kopf und Kragen kosten konnte.
Ich fieberte nach näheren Informationen über das Triebwerk. So wie ich Scheuning kannte, mußte es sich um eine großartige Entwicklung handeln.
Noch mehr interessierten mich die Andeutungen, aus denen hervorging, daß auf dem Mars Dinge von höchster Bedeutung entdeckt worden waren. Was mochte das sein? Etwa lebenswichtige Grundstoffe?
Den Gedanken verwarf ich sofort wieder, da mit einer Versuchslandung noch lange nicht das Transportproblem gelöst war. Der Mars war immerhin etwas weiter entfernt als der irdische Mond.
Als ich den Mund öffnete und Scheunings Augen in Erwartung meiner Fragen bereits zu funkeln begannen, winkte der Chef erneut ab.
»Unterlassen Sie das jetzt, HC-9. Unser Professor wird Sie noch hart in die Zange nehmen. Sie sind nicht nach Kanada befohlen worden, um uns durch Fragen aufzuhalten. Sie sollen einen Überblick gewinnen, sonst nichts. Die Auswertung überlassen Sie uns. Sie werden fertige Unterlagen erhalten. Dann können Sie einhaken.«
Ich ließ mich in meinen Sessel zurücksinken. TS-19 spitzte unbewußt die Lippen. Das waren ja ziemlich neuartige Methoden!
Ich war aber nicht der einzige Mann im Raum, der vom Alten einen Nackenschlag erhielt. An sich lag es ihm nicht, mit seinen weitreichenden Vollmachten zu jonglieren, doch diesmal schien er es für ratsam zu halten.
Gelassen sah er sich in der Runde um, ehe er sagte:
»Meine Herren, das Columbia-Atom werk wird aufgrund des international anerkannten Sicherheitsgesetzes von 1999 zum Notstandsgebiet erster Ordnung erklärt. Der verschärfte
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