Grosseinsatz Morgenröte
an war ich fest entschlossen, dem Wissenschaftler nach Möglichkeit behilflich zu sein. Irgendwie würde sich das wohl mit meinen Dienstvorschriften vereinbaren lassen.
Der Chef rauchte in hastigen Zügen. Da ich noch immer keine Ahnung hatte, was hier eigentlich gespielt wurde, beschloß ich geduldig abzuwarten und alles auf mich zukommen zu lassen. Natürlich hatte ich die Rechnung ohne den Alten gemacht, obwohl seine Worte gar nicht mir galten.
Seine Haltung schien die unüberhörbare Forderung seiner Ausführungen noch zu unterstreichen. Wenn er in dieser Stimmung war, pflegte er niemals nachzugeben.
»Ich bin seit zwei Stunden hier, meine Herren. Sogar schon etwas länger. Nachdem Sie die Angelegenheit achtundvierzig Stunden lang für sich behalten haben, wird es allerhöchste Zeit, daß die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet werden. HC-9!«
Ich zuckte zusammen. Mein Kopf fuhr herum.
Der Alte deutete auf Scheuning, dem in diesen Augenblicken mein Mitgefühl gehörte.
»Wenn ich mich nicht irre, kennen Sie unseren hochverehrten Professor.«
»Hmm, allerdings«, entgegnete ich zurückhaltend.
Mein Kollege hüstelte unterdrückt. Der neben Scheuning stehende Zivilist schien ein Schmunzeln zu unterdrücken.
Der elegant gekleidete Fünfziger war Professor Renard, wissenschaftlicher Chef des Columbia-Atomwerks.
Beißend erklärte General Reling:
»Unser ständiges Sorgenkind – ich spreche von Professor Scheuning – hat ohne unser Wissen und in Gemeinschaftsarbeit mit den hochqualifizierten Forschungsteams des hiesigen Werkes ein derart revolutionäres Raumschiffstriebwerk entwickelt, daß ich zu dessen Geheimhaltung die gesamte westliche Welt auf den Kopf gestellt hätte, wenn mir davon nur ein Wort bekannt gewesen wäre. Das wäre das Grundsätzliche!«
Ich begann innerlich zu stöhnen. Als vertraglich verpflichteter Wissenschaftler der Staaten konnte er natürlich nicht ohne unsere Billigung Dinge schaffen, deren Schutz uns die Sicherheitsgesetze anvertrauten.
»Ich hatte die Genehmigung des Space-Departement«, erklärte Scheuning mit leiser Stimme.
Sein Kollege nickte.
Ärgerlich auflachend klopfte Reling die Asche von der Zigarre.
»Sehr schön, Professor. Das Raumfahrt-Ministerium hat sich den begründeten Beschlüssen der GWA unterzuordnen, sobald die Spezialisten besagter GWA der Meinung sind, daß solche Entwicklungsarbeiten unter den Paragraphen fünf fallen.«
»Wollen Sie damit sagen, General, wir hätten uns nicht danach gerichtet?« warf Habcour gelassen ein.
Er erntete einen verweisenden Blick. Zu meiner Überraschung wechselte der Alte das Thema.
»Ihre Sicherheitsmaßnahmen sind erstklassig, davon habe ich mich überzeugt. Es dürfte jetzt auch zwecklos sein, noch länger über die Sache zu diskutieren, denn das Triebwerk wäre so oder so entwickelt worden. Ihr eigentliches Verschulden, meine Herren, liegt nicht darin, sondern in Ihrem unbegreiflichen Schweigen. Sie hätten uns unter allen – ich betone – unter allen Umständen über den Start des Raumschiffes informieren müssen. Noch wichtiger wäre eine sofortige Nachricht über die Rückkehr gewesen. Als Sie schließlich noch durch Funksprüche von dem katastrophalen Gesundheitszustand der Besatzung erfuhren, wäre es allerhöchste Zeit gewesen, die große Abwehrorganisation der Erde einzuschalten. Das, meine Herren, mache ich Ihnen zum Vorwurf!«
Aufmerksam und erstaunt verfolgte ich die Ausführungen. Die Dinge nahmen einen völlig anderen Verlauf, als ich angenommen hatte.
Von welchem Raumschiff sprach
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