Grosseinsatz Morgenröte
davon, daß der GWA-Chef auf Granit gebissen hatte! Zwar galten auch in Kanada unsere außerordentlichen Vollmachten, aber das mußte nicht unbedingt heißen, daß der hiesige Sicherheitschef gewillt war, auf eine sorgfältige Überprüfung meiner Person zu verzichten. Wahrscheinlich legte der Alte auch keinen Wert darauf, seine aktiven Mitarbeiter unter Umgehung der üblichen Vorschriften einzuschleusen.
Ich kam der Aufforderung nach und sprach einige Worte gegen den Helm des Captains. Anschließend trat ich einen Schritt zurück. Die Wachen standen nur wenige Meter hinter uns. Bisher hatte ich kaum auf ihre schußbereiten Maschinenkarabiner geachtet. Das änderte sich, als ich die Sicherungen schnappen hörte.
Die Männer sahen mich ausdruckslos an. Mir war, als warteten sie nur auf den Feuerbefehl.
In den Helmlautsprechern des Captains klang wieder eine Stimme auf. Von da an schien ich identifiziert zu sein. Er verbeugte sich höflich und ließ die Kamera in die Halterung zurückgleiten. Die Männer der Wache richteten die Waffenmündungen nach oben.
»Wozu sollte das Manöver gut sein, Captain?« fragte ich beiläufig. »Hinter meiner Dienstmaske können sich tausend Gesichter verbergen. Oder wollten Sie Unterlagen zur Überprüfung meiner Stimme gewinnen?«
»Keineswegs, Sir. Es gibt aber einen Mann, der Ihre Stimme genau kennt. Wollen Sie bitte eintreten?«
Ich ging auf die zurückgleitende Betonwand zu. In dem Spalt war ein Panzerschott aus strahlungsverdichtetem Stahl eingelassen. Dahinter entdeckte ich den beleuchteten Korb eines Aufzuges.
Sanft ruckend fuhr der Lift nach unten. Als wir stoppten, wurde ich von blauuniformierten Wachen empfangen. Mein Begleiter verabschiedete sich mit erkennbarer Herzlichkeit.
Die neuen Leute schritten mit mir auf ein schmales Transportband zu, das dem Personenverkehr innerhalb der ausgedehnten Zentrale zu dienen schien.
Ich mußte noch zwei Kontrollen passieren, ehe sich vor mir die Schiebetore eines großen Raumes öffneten. Ich betrat das Nervenzentrum des kanadischen Columbia-Atomwerkes.
Die Wachen waren draußen geblieben. In dem kleinen Vorraum erkannte ich einen schlanken, hochgewachsenen Mann mit der typischen Dienstmaske der GWA.
Das Gesicht war mir völlig fremd – was mich angesichts der Biosynth-Folie nicht weiter berührte. Weniger unbekannt war mir dagegen die Thermo-Rak-Pistole des Kollegen.
Ich blieb stehen.
»Major HC-9?« wurde ich angesprochen.
»Ja. Bin ich. Wenn ich mich nicht irre, sind Sie mein Verbindungsmann aus früheren Einsätzen – TS-19. So langsam gewöhne ich mich an Ihre Stimme.«
Der Kollege verhielt sich abwartend.
»Der Vorraum ist geräumt worden, Sir, damit Sie Ihre Maske anheben können. Sie sind mir von Person bekannt. Darf ich bitten!«
»Keine Fernbildbeobachtung?«
»Keine, Sir. Sie ist abgeschaltet.«
Ich griff mit beiden Daumen an meinen Kragen und faßte unter die Ränder der Kopfmaske. Das hochelastische Material gab nach. Der Leutnant sah prüfend auf mein natürliches Gesicht.
Endlich huschte ein Lächeln über seine Lippen. Die Waffe verschwand in seinem Schulterhalfter.
»Okay, Sir. Tut mir leid. Der Chef hat eine außergewöhnlich sorgfältige Überprüfung angeordnet. Da ich nun einmal zu den wenigen Leuten gehöre, die Sie persönlich kennen, war ich dran.«
Ich zog die Maske behutsam wieder über mein Gesicht. TS-19 sprach einige Worte in sein Mikro-Funkgerät.
Wortlos deutete er auf eine andere Stahltür, doch ehe er den Kontakt betätigte, hielt ich ihn am Arm fest. Ich hatte ihn im Verlauf früherer Einsätze oft ohne Maske gesehen. In
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