Grosseinsatz Morgenröte
Captain legte die Hand an den Helm. Ich erwiderte den Gruß mit einem Nicken.
»Major HC-9, Sir?« fragte der Offizier.
Da er meine GWA-Kodenummer kannte, mußte er wohl vom Alten persönlich informiert worden sein. Trotzdem war es angebracht, nur das Allernotwendigste zu sprechen.
»Bin ich. Ist vor mir jemand angekommen?«
Er entgegnete nichts. Ich sah mich aufmerksam um. Die Leute auf dem Wagen verzogen keine Miene, aber ich fühlte, daß sie mich scharf beobachteten.
Endlich wurde meine Frage beantwortet.
»Allerdings, Sir. Es ist jemand angekommen. Etwa zwei Stunden vor Ihnen.«
Ich lachte ihn an, da er die Betonung auf »jemand« gelegt hatte. Der Chef war also wirklich hier.
»Nein, nein, danke. Das ist nicht notwendig«, wehrte er ab, als ich zur unnachahmlichen Erkennungsmarke der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr greifen wollte.
»Sie sind uns hinreichend avisiert worden. Wollen Sie bitte mitkommen. Ihr Gepäck …?«
»Gepäck?« wiederholte ich. »Das besteht nur aus meiner Person. Laden Sie mich ein, Captain.«
Ich sprang auf die offene Ladepritsche des Wagens. Der Offizier nahm neben mir Platz. Gar zu gern hätte ich mich eingehend nach den hiesigen Verhältnissen erkundigt. Die Anlagen waren erstaunlich groß. Zwei gewaltige Tore in den Felswänden deuteten darauf hin, daß man sich auch in das Gestein hineingegraben hatte.
Ich sah einige Zivilisten in hellgrünen Arbeitskombinationen. Die Leute achteten kaum auf uns, was mir erneut bewies, daß man sich hier völlig ungestört fühlte. Jedermann schien zu wissen, daß Unbefugten der Zutritt zum kanadischen Columbia-Atomwerk unmöglich war.
Hoch oben, dicht unter dem unübersehbaren Tarnnetz, hingen Abwehrstationen wie Schwalbennester an den Wänden. Zahlreiche Spezialantennen zur elektronischen Bildüberwachung des Luftraumes und der umliegenden Gebiete wiesen ebenfalls darauf hin, daß die Kanadier in dieser Hinsicht keine Kosten und Mühen gescheut hatten.
»Sauber, sehr sauber«, sagte ich beeindruckt. »Ich hatte mich für ziemlich gut informiert gehalten, bis ich Ihren einzigartigen Vorhang bemerkte.«
Ich zeigte nach hinten, wo das Gerüst deutlich zu erkennen war.
»Viel Arbeit, Sir«, entgegnete er zurückhaltend. »Die Anlage ist unter den schärfsten Geheimhaltungsbedingungen geschaffen worden, die man sich vorstellen kann.«
Das glaubte ich ihm unbesehen. Und schon beschäftigte mich die Frage, ob unser ansonsten allwissender Chef auch nichts davon gewußt hatte.
Der Wagen glitt an einem Heißluftgebläse vorbei, das die angenehme Temperatur in dem Felstal erklärlich machte. Wahrscheinlich, existierten noch viele solcher Heizungsanlagen.
Minuten später hielten wir vor einem flachen, schmucklosen Betonklotz. Ich konnte nirgends eine Fensteröffnung entdecken. Wahrscheinlich hatten wir das Hauptquartier des Werkes erreicht.
Die Männer der Wache sprangen ab. Der Captain schaltete das Mikrophon seines Funkhelmes ein. Leise konnte ich die Antwort in den eingebauten Lautsprechern hören. Nachdem man bisher alle Pforten ohne lästige Nebenfragen geöffnet hatte, schien nun das festgesetzte Sicherheitsprogramm anzulaufen.
Der Offizier nahm die Mikro-Aufnahmekamera aus der Klammerhalterung seines Schultergurtes und richtete das Objektiv auf mich. Er trat zwei Schritte näher und befahl kurz:
»Sprechen Sie bitte einige Worte gegen meinen Helm.«
Auf den Bildschirmen des Bunkers mußte ich nun sichtbar werden. Wahrscheinlich gab es dort Leute, die sich brennend für einen GWA-Schatten interessierten. Der Sprechtest überzeugte mich außerdem
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