Grosseinsatz Morgenröte
Sperrgebiet erster Ordnung.
Die so harmlos klingenden Worte hatten mich aufmerksam gemacht. Welchen Sinn mochte es wohl haben, in dieser wilden und einsamen Gegend eine Atombombe zu werfen?
Ich erfuhr erst später, daß unsere stets wachsamen »Freunde« aus Ostasien allen Grund gehabt hätten, den Gebirgszug des Mt. Columbia in den Himmel zu blasen.
Der schneebedeckte Riesenberg kam immer näher. Blinzelnd sah ich zu der lichtreflektierenden Kuppe des Felsmassives hinüber. Mein nächster Blick galt den Kontrollampen der Fernsteuerung.
Auf dem Bildschirm tauchte kein Gesicht auf. Man schien es nicht für nötig zu halten, mich eingehender zu orientieren. Dagegen stand es für mich fest, daß man mich unablässig beobachtete. Die Aufnahmekamera des Visiphons arbeitete nach wie vor. So war es vorgeschrieben.
Nachdem nochmals einige Minuten vergangen waren, wurde ich nervös. Ich durchflog enge Schluchten, die ich nie zuvor gesehen hatte.
Es erwies sich wieder einmal, daß viele Menschen ihre engere Heimat längst nicht so gut kennen wie weit entfernte Gebiete der Erde, wo »man« eben unbedingt einmal gewesen sein mußte.
Diese Gegend hatte ich schon oft überflogen, aber in diesen Minuten bemerkte ich zum erstenmal, daß die kanadischen Mountains allerlei Geheimnisse bargen.
Meine Maschine senkte die Nase noch tiefer. Es ging in eine enge Schlucht, deren Grund trotz der Jahreszeit einen meterhohen Schneebelag aufwies. Hier oben hatte der Frühling noch keinen Einzug gehalten.
Man steuerte mich so scharf an überhängenden Felsnasen vorbei, daß ich mehrmals die Luft anhielt.
Fliegen Sie einmal mit hundert Meilen Fahrt durch einen gewundenen Canon! Das läßt sich nur dann ertragen, wenn man selbst die Hände am Knüppel hat. Ich kam mir völlig ausgeschaltet vor, und so war es ja auch.
Es war mir gleichgültig, ob man unten meine Flüche hörte oder nicht. Schließlich äußerte ich mich noch lauter, da man mich direkt auf eine mehr als zweihundert Meter hohe Felswand zujagen ließ.
Kurz davor begann meine Rotorturbine zu heulen. Die Maschine bäumte sich auf. Dann blieb sie auspendelnd in der Luft stehen.
In das Knallen der Hubkränze mischten sich Worte aus dem Lautsprecher. Das breite Gesicht eines Mannes erschien auf der Bildfläche. Er schaute so gelangweilt in seine Fernbildaufnahme, daß ich wütend die Zähne zusammenpreßte.
»Fernsteuerzentrale«, sagte er gelassen. »Sie müssen einen Augenblick warten. Ihr Turbinentreibstoff reicht doch aus, oder?«
»Und wenn nicht?« schrie ich.
»Dann prallen Sie unten auf die Gletscher«, belehrte er mich sarkastisch.
Tatsächlich – hier schienen die Leute Nerven aus Nylonseilen zu haben.
»Kommen Sie also mit dem Treibstoff aus?« erkundigte sich mein Gesprächspartner erneut.
Ich rief Verwünschungen in das Mikrophon, die er anscheinend nicht erwartet hatte. Erstaunt sah er mich an. Nun war er doch erschüttert.
»Okay, okay«, beeilte er sich zu sagen. »Wir werden sofort öffnen, äh – Sir.«
Da die drei Piloten der Raumjäger auf der gleichen Frequenz lagen, konnte ich recht gut ihr kaum unterdrücktes Gelächter hören. Resignierend lehnte ich mich in meinem Sitz zurück. Aber ich sollte nicht zur Ruhe kommen.
Während meine Fingerspitzen noch prüfend über die Ränder der Gesichtsmaske tasteten, begann sich die dicht vor mir aufragende Felswand zu verwandeln.
Die überhängenden Gletscher wurden plötzlich faltig. Es entstand der Eindruck, als zöge sich dort ein getarnter Vorhang aus Kunststoffbahnen und Leichtstahlträgern auseinander.
Die angebliche Wand wich immer weiter zurück. Vor mir öffnete sich ein weites, von hohen
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