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Grosseinsatz Morgenröte

Grosseinsatz Morgenröte

Titel: Grosseinsatz Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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An­be­tracht der GWA-Vor­schrif­ten war das au­ßer­ge­wöhn­lich. Es be­deu­te­te aber durch­aus nicht, daß ich auch ge­nau wuß­te, wen ich ei­gent­lich vor mir hat­te.
    Ich nann­te ihn ein­fach »Mil­ler«, wenn ich ihn an­spre­chen muß­te. Er hat­te es be­que­mer, in­dem er »Sir« sag­te. Wie­der ein­mal ver­wünsch­te ich un­se­re stren­gen Dienst­vor­schrif­ten, die ein per­sön­li­ches Ken­nen­ler­nen un­ter al­len Um­stän­den un­ter­sag­ten.
    »Mo­ment, Mil­ler. Ehe Sie öff­nen, ei­ne be­schei­de­ne Fra­ge.«
    Ich sah sei­ne grau­en Au­gen hin­ter den Aus­schnit­ten der Mas­ke. Der Seuf­zer ent­ging mir nicht. Ich ge­wann des­halb die Über­zeu­gung, daß auch er nicht hun­dert­pro­zen­tig ein­ge­weiht war.
    »Was ist hier ei­gent­lich los? Seit wann wer­den wir vom Al­ten in streng ge­hei­me Wer­ke zur La­ge­be­spre­chung be­or­dert? Ist es über­haupt ei­ne?«
    Er zuck­te flüch­tig mit den Schul­tern. Sei­ne Stim­me war nur noch ein Flüs­tern.
    »Kei­ne Ah­nung, Sir. Ich bin mit dem Chef an­ge­kom­men. Wäh­rend des kur­z­en Flug­es rauch­te er ei­ne schwar­ze Zi­gar­re. Er sprach kei­nen Ton.«
    »Mensch, Sie müs­sen doch et­was wis­sen! Was ist hier ge­spro­chen wor­den?«
    »Nicht viel. Es gibt aber ei­ni­ge Leu­te, die of­fen­bar au­ßer­or­dent­lich ver­zwei­felt sind.«
    Sein La­chen klang un­echt. Ich ahn­te et­was!
    Ob sich die Ka­na­di­er in ei­ne Sa­che ein­ge­las­sen hat­ten, die sie aus ei­ge­nen Kräf­ten nicht mehr be­rei­ni­gen konn­ten?
    In den bei­den Ame­ri­ka hat­te sich wäh­rend der ver­gan­ge­nen fünf­zehn Jah­re die Sit­te ein­ge­bür­gert, in sol­chen Fäl­len auf die welt­um­span­nen­de Or­ga­ni­sa­ti­on der GWA zu­rück­zu­grei­fen. Nur wir ver­füg­ten über die un­be­grenz­ten Mög­lich­kei­ten in fi­nan­zi­el­ler, tech­ni­scher und wis­sen­schaft­li­cher Hin­sicht, um mit je­dem Pro­blem fer­tig zu wer­den. Da­für wa­ren wir da, da­für wur­den wir be­nö­tigt.
    »Es wird einen strah­lend schö­nen Tag ge­ben, Mil­ler«, ora­kel­te ich düs­ter. »Pas­sen wir auf, daß uns die Son­ne des Wohl­wol­lens nicht die Haut ver­brennt. Ge­hen wir!«
    »Au­ßer uns und dem Chef ist nie­mand von der GWA im Werk«, er­klär­te er nach­denk­lich. »Die Ge­hei­me-Bun­des­kri­mi­nal­po­li­zei ist von den Ka­na­di­ern nicht ein­ge­schal­tet wor­den, ob­wohl sich in Wa­shing­ton al­ler­lei ge­tan hat. Das ha­be ich er­fah­ren kön­nen. Sieht nach Groß­ein­satz aus, Sir.«
    Ich über­prüf­te noch ein­mal den kor­rek­ten Sitz mei­ner Mas­ke, ehe ich die strah­lungs­si­che­re Schleu­se des Zen­tra­le­bun­kers durch­schritt. In dem da­hin­ter­lie­gen­den Gang lau­er­ten Fern­se­hau­gen und ro­bot­ge­steu­er­te Durch­leuch­tungs­ge­rä­te. Die Män­ner in der Wach­zen­tra­le muß­ten jetzt schon wis­sen, daß wir be­waff­net das Al­ler­hei­ligs­te des Co­lum­bia-Atom­wer­kes be­tra­ten.
    Das schi­en aber kei­ne we­sent­li­che Rol­le zu spie­len. Man war of­fen­sicht­lich be­reit, den ak­ti­ven ZBV-Agen­ten der GWA al­le Son­der­ge­neh­mi­gun­gen zu er­tei­len. Das stimm­te mich nicht son­der­lich hei­ter. Es roch förm­lich nach ei­nem Ein­satz.
     
     

2.
     
    Oberst Hab­cour er­weck­te den Ein­druck, als könn­te er nicht bis drei zäh­len! Kor­pu­lent und ein­fäl­tig wir­kend saß er hin­ter sei­nem Schreib­tisch.
    Das Me­tall­mon­s­trum er­in­ner­te mich stark an ei­ne ähn­li­che Kon­struk­ti­on, die ich im Ar­beits­zim­mer un­se­res Chefs be­wun­dert hat­te.
    Wenn es die­ser Oberst zu­we­ge brach­te, den sinn­ver­wir­ren­den Schal­ter- und Bild­flä­chen­wirr­warr ein­wand­frei und re­ak­ti­ons­schnell zu be­herr­schen, war er ein Ar­tist.
    Es wa­ren noch an­de­re Leu­te in dem saalar­ti­gen Raum an­we­send. Den mit­tel­großen, un­ter­setz­ten Mann mit den grau­en Haa­ren und dem gleich­far­be­nen Schnurr­bart kann­te ich gut.
    Ge­ne­ral Re­ling, Chef der Ge­hei­men-Wis­sen­schaft­li­chen-Ab­wehr und Son­der­be­voll­mäch­tig­ter der west­li­chen Groß­staa­ten, trug na­tür­lich kei­ne Dienst­mas­ke. Sei­ne blauschwar­ze Uni­form mit dem

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