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Grosseinsatz Morgenröte

Grosseinsatz Morgenröte

Titel: Grosseinsatz Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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dün­ner, als es die Stahl­klin­ge ei­nes Skal­pells je­mals hät­te sein kön­nen. Es wur­den Schnit­te ge­macht, aber es gab kei­ne Wun­den.
    Über mei­nem fest­ge­schnall­ten Kopf glitt der Ul­tra­schall-Pro­jek­tor an den Gleit­schie­nen ent­lang. Auf den Hun­derts­tel-Mil­li­me­ter ge­nau lief das Ge­rät mit­samt sei­nem Do­si­stas­ter über mein Ge­sicht hin­weg.
    Die Chir­ur­gen stan­den be­ob­ach­tend da­bei. Kei­ner von ih­nen rühr­te einen Fin­ger, da auch nie­mand fä­hig ge­we­sen wä­re, die Ar­beit der pro­gram­mier­ten Ma­schi­ne mit der glei­chen Prä­zi­si­on aus­zu­füh­ren.
    Das Ge­rät war auf mei­ne Ge­sichts­form ein­ge­stellt. Man be­schäf­tig­te sich jetzt mit mei­ner Na­se. Wan­gen, Kinn­par­tie und Lip­pen wa­ren schon »fer­tig« – form­ten die Zü­ge ei­nes blen­dend aus­se­hen­den Man­nes, der sich Dr. Clint Hof­art nann­te.
    Der Phy­si­ker saß ver­krampft und schwit­zend ne­ben mir. Wahr­schein­lich wur­de ihm übel – und das konn­te ich ihm nicht ver­den­ken. Es ist ja auch nicht be­son­ders an­ge­nehm, mit­an­zu­se­hen, wenn ein völ­lig Frem­der das ei­ge­ne, ver­trau­te Ge­sicht er­hält.
    Ich stöhn­te, da die Wun­den in der Lip­pen­ge­gend wie­der zu schmer­zen be­gan­nen. Die Be­täu­bung hat­te an der Stel­le nach­ge­las­sen. Ich fühl­te be­reits den har­ten Zug der Kle­be­mas­se. Sie trug da­zu bei, daß die oh­ne­hin kaum er­kenn­ba­ren Schnit­te spä­ter über­haupt nicht mehr zu se­hen wa­ren. Der Heil­pro­zeß un­ter dem auf­ge­tra­ge­nen Zell­ge­we­be war in vol­lem Gan­ge. Mit mei­ner Na­se konn­te es auch nicht mehr lan­ge dau­ern.
    Ich hat­te Glück ge­habt, daß man un­ter den en­ge­ren Mit­ar­bei­tern von Pro­fes­sor Scheu­ning einen jun­gen Mann ge­fun­den hat­te, des­sen Ge­sicht dem mei­nen an­nä­hernd glich. Für mei­ne Be­grif­fe sah Dr. Hof­art zwar ganz an­ders aus, die Chir­ur­gen wa­ren je­doch ge­gen­tei­li­ger Mei­nung. Sie ur­teil­ten nicht nach den leicht ver­wan­del­ba­ren Haut- und Mus­kel­strän­gen, son­dern nach dem grund­sätz­li­chen Kno­chen­bau.
    Er war et­wa 1,34 Zen­ti­me­ter klei­ner als ich. In der Schul­ter­brei­te be­stand ein noch grö­ße­rer Un­ter­schied. Das wa­ren aber Klei­nig­kei­ten, die Ge­ne­ral Re­ling nicht auf­re­gen konn­ten. Längst wa­ren Hof­arts Ak­ten auf mei­ne Kör­per­ma­ße um­ge­stellt wor­den. Je­des noch so un­be­deu­tend er­schei­nen­de Do­ku­ment, das je­mals über den Phy­si­ker aus­ge­fer­tigt wor­den war, wies nun mei­ne in­di­vi­du­el­len Da­ten auf.
    Ein­ma­lig und un­glaub­lich groß­zü­gig wa­ren Hof­arts Per­so­na­li­en ver­än­dert wor­den. Ich konn­te je­doch ab­so­lut si­cher sein, daß un­se­re Spe­zia­lis­ten nichts über­se­hen hat­ten.
    Das Ge­sicht al­ler­dings – das hat­te man nicht oh­ne wei­te­res durch an­de­re Bil­der er­set­zen kön­nen! Wenn ich als Dr. Clint Hof­art den Sprung nach Großasi­en wa­gen soll­te, so muß­te ich so aus­se­hen wie Dr. Hof­art! Das war ei­ne un­er­läß­li­che Not­wen­dig­keit und der Grund, wes­halb ich auf dem OP-Tisch lag.
    Die Chir­ur­gen der GWA tausch­ten Be­grif­fe aus, die ich nicht ver­ste­hen konn­te. Im großen De­cken­spie­gel be­merk­te ich einen Mann, der ein klei­nes Elek­tro­nen­ge­hirn mit ei­nem ge­loch­ten Kunst­stoff­strei­fen füt­ter­te. Kon­trol­lam­pen leuch­te­ten auf. Dann quäk­te ei­ne Laut­spre­cher­stim­me:
    »Ul­traschnei­der um­ge­stellt auf Knor­pel-Frä­sung.«
    Dr. Hof­art kämpf­te ge­gen die zu­neh­men­de Übel­keit an. Ich be­merk­te, wie sein Ge­sicht von ei­ner fah­len Bläs­se über­zo­gen wur­de. Ein As­sis­tent eil­te zu ihm und setz­te ihm die Dü­se ei­ner Hoch­druck­sprit­ze auf die Mus­ku­la­tur des ent­blö­ßten Ober­arms.
    »Nicht über­ge­ben«, be­schwor ihn der Arzt. »Sie füh­len sich gleich bes­ser. Der Mund­schutz darf nicht ent­fernt wer­den. In­fek­tio­nen kön­nen wir nicht ge­brau­chen.«
    Nach ei­ni­gen Mi­nu­ten setz­te die Wir­kung des Me­di­ka­ments ein. Dr. Hof­art schi­en es all­mäh­lich bes­ser zu ge­hen. Ich woll­te ihn an­la­chen, aber sie hat­ten

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